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Chancen und Herausforderungen von Digitalisierung für Ältere
Mehr als 60 Interessierte fanden sich am Dienstagabend, 8. Oktober, im Wiesbadener Rathaus ein, um sich den vierten Vortrag der Themenreihe „Bildung schafft Zukunft“ anzuhören. Die im Rahmen des Projekts „Bildung integriert…Wiesbaden“ organisierte Veranstaltung beschäftigte sich diesmal mit der Bildungsteilhabe älterer Menschen im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung.
Sozial- und Bildungsdezernent Christoph Manjura begrüßte die Gäste im gut gefüllten Stadtverordnetensitzungssaal. Er wies auf die Relevanz des Themas für die Wiesbadener Sozial-verwaltung hin und illustrierte die wachsende Bedeutung digitaler Technologien anhand des erfolgreichen Internetbistros „iBA19“ im Treffpunkt aktiv in der Adlerstraße. „Dort gibt es eine rege Nachfrage nach Beratungen für Internet, PC, Tablet und Smartphone insbesondere durch ältere Menschen“, berichtet Manjura.

Mit Professor Walid Hafezi, Sozialwissenschaftler am Fachbereich Sozialwesen der Hoch-schule RheinMain, und Karin Knaup, Sozialplanerin im Amt für Soziale Arbeit mit Schwer-punkt Altenarbeit, hieß er die beiden Inputgebenden des Abends willkommen.

In seiner Präsentation stellte Walid Hafezi eindrücklich dar, wie der digitale Wandel Lern- und Teilhabechancen verbessern und damit zu einer Steigerung der Lebensqualität führen kann. Zuvor erläuterte er die zentralen Begriffe Bildung und Lernen sowie Digitalisierung. Er beschrieb Bildung als offenen und lebenslangen Prozess, der vom Menschen selbst gestaltet wird; im Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen vollzieht sich der Lernprozess. Bildung stellt die Gesamtheit aller Aneignungsprozesse dar, unter Einbeziehung auch der Entwicklung von Haltungen und Kompetenzen. Hafezi betonte, dass es für das Erlernen beziehungsweise die Entwicklung von Kompetenzen Lerngelegenheiten und Ermöglichungsräume braucht.

Digitalisierung heißt erstmal nichts anderes, als dass analoge Inhalte in eine digitale Form umgewandelt werden. Als Beispiel führte der Sozialwissenschaftler die Langspielplatte an, deren Inhalte zu Beginn des Digitalisierungszeitalters auf CDs überspielt wurden und heute über Speichermedien oder Streaming-Dienste verfügbar sind. Als weitere Anwendungen, die auch unseren Alltag stark verändern, nannte er Online-Banking und virtuelle Verwaltung.

Professor Hafezi plädierte dafür, Älteren das Recht einzuräumen, auch offline bleiben zu dürfen. Idealtypisch würden analoge Lebenswelten durch digitale Inhalte ergänzt, aber nicht ersetzt. Im Mittelpunkt aller Anstrengungen, die Bildungsteilhabe älterer Menschen zu erhöhen, muss – so Hafezi – der Ansatz des selbstbestimmten Lernens stehen.

In seinem Abschlussfazit betonte er, dass die soziale Ungleichheit nicht zu einer digitalen Ungleichheit führen darf und forderte Anstrengungen, um den Zugang zu digitalen Angeboten unabhängig von Herkunft, Bildung, Geschlecht und Einkommen zu sichern. Auch unterstrich er, dass der Erwerb digitaler Kompetenzen nicht gleichzusetzen sei mit der Bedienung etwa einer spezifischen App, sondern Ziel und Maßstab vielmehr sei, dass ältere Menschen mündiger und souveräner Teil der Gesellschaft bleiben.

Hieran anknüpfend ging Karin Knaup in ihrem Vortrag auf die Gründe ein, warum sich kommunale Stellen mit der Bildungsteilhabe älterer Menschen befassen. Im Kern geht es um Stärkung und Befähigung im Alltag, um Erhalt von Autonomie und Alltagskompetenz und darum, Gefühle der Identifikation und Zugehörigkeit zu stärken.

Wie sie anhand vorliegender Daten aufzeigte, partizipieren und profitieren die Älteren in Wiesbaden durchaus an beziehungsweise von bestehenden Bildungsangeboten. Diese reichen vom Kurs- und Vortragsprogramm der Volkshochschulen über das Angebot an Museen oder Kulturveranstaltungen bis hin zur Teilnahme an Schulungen im Bereich des ehrenamtlichen Engagements. Zudem unterstützt Wiesbaden Ältere mit einer Vielzahl an Angeboten der offenen Altenarbeit wie Seniorentreffs, Beratungsstellen, Treffpunkt aktiv, Netzwerk 55plus und BistroCom. Im Hinblick auf den Wunsch vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu leben, unterstrich Karin Knaup die Chancen der Digitalisierung, denn die technischen Möglichkeiten eröffnen hierfür neue Chancen. Nützliche Informationen bietet hier die Musterausstellung Belle Wi im Sauerland. Als weiteres Beispiel führte sie das Angebot „Familien Assist“ der Wiesbadener Stadtwerke an, einem elektronischen Unterstützungssystem, mit dem die Familie über Sensoren im Haushalt des älteren Verwandten verbunden ist und darüber erkennen kann, ob es der Person gut geht.

Damit möglichst viele Seniorinnen und Senioren erreicht werden, möchten die Ämter für Soziale Arbeit und Grundsicherung und Flüchtlinge in Zukunft etwaige Hürden und Hemmnisse für Ältere weiter abbauen, die Bekanntheit der Angebote durch geeignete Maßnahmen erhöhen und die Kooperation zwischen den im Feld tätigen Fachakteuren intensivieren.

Die Wortmeldungen aus dem Publikum im Anschluss an die beiden Vorträge erweiterten das Gesamtbild um interessante Aspekte. So wurde darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung auch Fortschritte in der Mobilität ermöglicht, Stichwort Rollstühle. Ein Besucher regte Lernformate speziell für „ältere Semester“ an der Hochschule RheinMain an; ein Hinweis, der von Professor Hafezi gerne mitgenommen wurde. Es erging ein Aufruf, sich auch im Alter politisch zu engagieren, beispielsweise als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung oder im Seniorenbeirat. Eine Vertreterin des Seniorenbeirats betonte, dass bei allen Chancen des digitalen Wandels die Notwendigkeit zwischenmenschlicher Begegnung nicht in Vergessenheit geraten dürfe.

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Herausgeber:
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der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Telefonzentrale Rathaus:

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