Während das globale Budget die Emissionen der gesamten Weltbevölkerung einbezieht, berücksichtigt die Wiesbadener Uhr die regionalen Emissionsdaten. Da die Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland – und damit auch in Wiesbaden – über dem weltweiten Durchschnitt liegen, läuft die Uhr hier schneller ab. Pro Person werden in Deutschland jährlich durchschnittlich 10,3 Tonnen CO2 ausgestoßen. Damit liegt der Ausstoß eines Deutschen etwa 60 Prozent über dem Weltdurchschnitt. Das verdeutlicht: Wohlhabendere und stärker industrialisierte Regionen müssen ihre Emissionen besonders rasch und konsequent senken, um das gemeinsame Klimaziel zu erreichen.

Wenn die Klimauhr für Wiesbaden abläuft, ist das lokale CO₂-Budget für Wiesbaden aufgebraucht. Damit wird das lokale Klimaschutzziel verfehlt. Jede Maßnahme, die den CO₂-Ausstoß mindert stabilisiert das Budget. Industrie und Gewerbe, Verkehr und jeder von uns als Bürger kann hier einen Beitrag leisten. Das wahrscheinliche Überschreiten des Budgets muss uns zusätzlichen Ansporn geben unsere Aktivitäten zum Klimaschutz zu verstärken.

Das 1,5°C-Ziel gilt seit dem Pariser Klimaabkommen als zentrale Marke. Die Mehrheit der Klima-Fachleute gehen dabei von einem noch beherrschbaren Klimawandel aus.

Nach Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) hat Deutschland sein Restbudget für 1,5 °C bereits 2024 ausgeschöpft. Daher bezieht sich das Budget auf eine Erwärmung um 1,75 °C – als nächstliegende Marke, die dem Pariser Ziel „deutlich unter zwei Grad Celsius“ noch entspricht.

Im Klimaschutz zählt jedes Zehntelgrad: Mit steigenden Temperaturen nehmen Wetterextreme zu und das Risiko Kipppunkte zu überschreiten wächst – schmelzende Polkappen, die Abschwächung des Golfstroms oder das Absterben des Amazonas-Regenwaldes wären die Folge. All dies sollte Ansporn sein, Klimaschutz entschlossen voranzutreiben.

Der Mensch beeinflusst das Klima insbesondere durch die Freisetzung von Treibhausgasen Schon eine Erwärmung von weniger als 2 °C hat weltweit schwere Folgen. Dürren, Hitzewellen, Starkregen, andere extreme Wetterereignisse nehmen zu, die Artenvielfalt ist bedroht. Darum ist es wichtig, Treibhausgase weltweit, national und lokal deutlich zu verringern. Sonst gefährden Klimaveränderungen Sicherheit, Gesundheit und Wohlstand.

Ein CO₂-Budget zeigt, wie viel Treibhausgas wir noch ausstoßen dürfen, um das 1,75-Grad-Ziel einzuhalten. Die Idee wurde 2009 vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) entwickelt und seitdem immer wieder vom Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) aktualisiert – zuletzt 2024 mit einem CO₂-Budget-Rechner.

Solche Budgets helfen dabei zu verstehen, wie groß die Klimaschutzaufgabe ist, welche Einsparungen notwendig sind und wie Fortschritte messbar werden.

Für Wiesbaden hat das Umweltamt ein lokales Restbudget berechnet. Wenn die Stadt ihre Emissionen jedes Jahr um rund 182.000 Tonnen CO₂ (etwa 8 % des aktuellen Ausstoßes) senkt, wäre das Budget etwa 2035 aufgebraucht.

Die Berechnungen für die Wiesbadener Klimauhr orientieren sich am Ansatz des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), seiner Datengrundlage sowie an der kommunalen Treibhausgasbilanz für Wiesbaden.

Für das Wiesbadener Restbudget wurden die SRU-Veröffentlichungen von 2024 genutzt. Darin fließen Emissionsdaten (2022/23) und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum verbleibenden globalen CO₂-Budget sowie zur bereits eingetretenen Erwärmung ein.

Konkret wurde das Wiesbadener Budget aus dem nationalen Budget abgeleitet, und zwar nach dem Anteil der städtischen Emissionen an den deutschen Gesamtemissionen im Jahr 2022 – dem letzten Jahr mit vollständiger kommunaler Bilanz. Im Unterschied zum SRU wurde nicht die Einwohnerzahl als Maßstab genutzt. Grund: Großstädte wie Wiesbaden haben durch überregionale Funktionen, wie Industrie, Hochschulen, Verkehrsknotenpunkte oder Konsum- und Freizeitangebote meist höhere Pro-Kopf-Emissionen als ländliche Gemeinden. Eine reine Bevölkerungszuordnung hätte daher zu einem niedrigeren Restbudget geführt.