Sprungmarken
Wo bin ich?
  1. Startseite
  2. Medien
  3. Pressemitteilungen
  4. Suchergebnis

Pressemitteilung

Pressereferat
Stadtpolitik, Statistik, Gesellschaft & Soziales, Homepage
Studie zum bürgerschaftlichen Engagement in Wiesbaden
Das Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik hat zwischen dem 30. Juni und dem 28. Juli 2014 eine repräsentative telefonische Befragung von Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern ab dem 14. Lebensjahr zu bürgerschaftlichem Engagement und ehrenamtlicher Tätigkeit durchgeführt. „Die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener engagieren sich gerne“, so Oberbürgermeister Sven Gerich. „Wir möchten nicht nur, dass das so bleibt, sondern wir möchten das Engagement der Menschen weiter fördern – für eine funktionierende Stadtgesellschaft, die füreinander da ist.“
Mit der Abwicklung der Telefoninterviews war ein externes Institut beauftragt. Es wurden rund 1.700 Einwohnerinnen und Einwohner der Landeshauptstadt befragt. Im Vergleich zur ersten Untersuchung im Jahr 2009 haben sich Art, Umfang und Intensität der ehrenamtlichen Tätigkeiten verändert. Auch die Einstellung zum bürgerschaftlichen Engagement scheint sich gewandelt zu haben. Heute wird stärker als vor fünf Jahren das Zusammenwirken von ehrenamtlichem Engagement und staatlicher beziehungsweise kommunaler Tätigkeit zur Erledigung gesellschaftlicher Aufgaben in den Mittelpunkt gestellt.

2009 befürwortete eine knappe Mehrheit von 52 Prozent ausschließlich das ehrenamtliche Engagement, also unbezahlte, freiwillige Tätigkeit, bei der Menschen zum Beispiel in Vereinen, bei Schulprojekten oder im sozialen und kulturellen Bereich ehrenamtlich tätig sind und damit gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dieser Auffassung sind aktuell nur 44 Prozent der Befragten. Heute betonen hingegen 56 Prozent der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, wie wichtig ihnen das Nebeneinander von ehrenamtlicher und hauptamtlicher Tätigkeit ist: sowohl die Verantwortung von Bürgerinnen und Bürgern für gesellschaftliche und soziale Belange als auch die Pflichten des Staates beziehungsweise der Kommune. 2009 waren es 48 Prozent der Befragten, die sich für dieses Zusammenwirken aussprachen.

Darüber hinaus haben sich im Zeitverlauf auch die Engagementquote und die strukturelle Zusammensetzung der ehrenamtlich engagierten Bevölkerung, die Anzahl der ausgeübten Ehrenämter sowie Dauer, Intensität und Orte der ehrenamtlichen Tätigkeit verändert. So hat sich der Anteil der Engagierten in der Wiesbadener Bevölkerung von 35,6 Prozent auf 34,1 Prozent leicht verringert. Weiterhin sind Männer heute in etwas geringerem Maße ehrenamtlich tätig, ebenso 20- bis 29-Jährige, 40- bis 49-Jährige sowie 60-Jährige und Ältere. 14- bis 19- und 30- bis 39-Jährige engagieren sich hingegen heute stärker als vor fünf Jahren. Auch bei den Mehrpersonenhaushalten sind 2014 niedrigere Engagementquoten zu verzeichnen, ebenso bei Migrantinnen und Migranten (Anteilsverringerung von 22,9 Prozent auf 19,4 Prozent). Die Engagementquote der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener mit einfacher Schulbildung ist ebenfalls gesunken, die der Abiturienteninnen und Abiturienten ist gestiegen. Merkliche Veränderungen sind seit 2009 im Wiesbadener Stadtgebiet (Ortsbezirke) zu verzeichnen: In den innerstädtischen Bereichen (Mitte/Südost und Rheingauviertel/Westend) sowie den äußeren östlichen Vororten ist der Anteil der engagierten Bewohnerinnen und Bewohner gewachsen, während er sich in anderen Gebieten Wiesbadens teilweise erheblich verringert hat. Besonders stark ist der Rückgang ehrenamtlichen Engagements in Klarenthal, Dotzheim und Frauenstein, den AKK-Stadtteilen sowie – in etwas abgeschwächter Form - in Biebrich und Schierstein.

Ausgehend von der sozialstrukturellen und soziodemografischen Zusammensetzung der Aktiven 2014 lassen sich die typischen Wiesbadener Engagierten charakterisieren als Frauen und Männer deutscher Herkunft, entweder im Alter zwischen 20 und 29 Jahren oder zwischen 40 und 49 Jahren, mit dem höchsten Schulabschluss, die in einem Drei-Personen-Haushalt leben, Vereinsmitglieder sind, über ein Haushaltseinkommen von 3.000 Euro und mehr verfügen und in einem der äußeren östlichen Vororte (Auringen, Breckenheim, Delkenheim, Medenbach, Naurod und Nordenstadt) wohnen. Die Nicht-Engagierten haben typischerweise entgegengesetzte Strukturmerkmale: Es sind Männer und Frauen im Alter zwischen 14 und 18 und ab 60 Jahren, die in einem Ein-Personen-Haushalt im Stadtbereich IV (Klarenthal, Dotzheim, Frauenstein) leben, einen Migrationshintergrund haben, keinem Verein angehören, eine geringe schulische Bildung aufweisen, nicht erwerbstätig sind und über ein Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro verfügen.

„Ziel der aktuellen Umfrage ist es nicht nur, die derzeitige Situation des Bürgerengagements in Wiesbaden zu beleuchten und die Veränderungen im Zeitverlauf zu dokumentieren. Vor allem sollen differenzierte Informationsgrundlagen geliefert werden, mit denen Konzepte kommunaler Engagementpolitik und Strategien der zukünftigen Engagementförderung präzisiert und weiterentwickelt werden können“, sagt der Oberbürgermeister. Bezogen auf das Gros der Ergebnisse bedarf dies noch einer weiteren, genaueren Analyse und Einordnung der Befragungsbefunde durch Politik, Fachverwaltung und andere dem Bürgerengagement Verbundene.

In Bezug auf die in Wiesbaden vorhandenen Informations- und Kontaktstellen, bei denen sich ehrenamtlich Interessierte beraten lassen können, ist der Handlungsbedarf in Form einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit aber offensichtlich: Nur ein Drittel derjenigen, die sich aktuell nicht engagieren, sich aber die Übernahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit vorstellen können, haben von diesen Stellen und Einrichtungen gehört und ebenfalls nur ein Drittel aus diesem Kreis hat zu ihnen Kontakt aufgenommen. Neben dem Abbau von Informationsdefiziten bedarf es auch weiterer Maßnahmen zur Motivierung und Aktivierung sowie der Förderung der Engagementbereitschaft und der Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Wer an weiteren Details interessiert ist, wird im Internet fündig: Die Wiesbadener Stadtanalyse kann unter http://www.wiesbaden.de/statistik kostenfrei heruntergeladen werden. Fragen dazu beantwortet das Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik, erreichbar unter der Telefonnummer 0611 315691 oder der E-Mail-Adresse amt-fuer-strategische-steuerung-stadtforschung-und-statistik@wiesbaden.de.

+++
Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Telefonzentrale Rathaus:

Anzeigen