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Analyse zu Wanderungsverflechtungen 2010 bis 2017
Die neue Analyse zu Wanderungsverflechtungen Wiesbadens mit dem In- und Ausland 2010 bis 2017 zeigt, dass Zuwanderer die Wiesbadener Stadtgesellschaft verändern.
Die Wanderungsverflechtungen Wiesbadens mit dem Inland waren in den letzten acht Jahren vom Volumen her mehr als doppelt so hoch wie die mit dem Ausland, aber die Effekte der Wanderungsbewegungen mit dem Ausland verändern die demographischen und sozialen Strukturen der Stadtgesellschaft Wiesbadens in einigen Bereichen stärker und nachhaltiger. Dies ist das Ergebnis einer neuen Analyse der Wanderungsverflechtungen Wiesbadens mit dem Inland und dem Ausland für die Jahre von 2010 bis 2017, die das Amt für Statistik und Stadtforschung jetzt vorgelegt hat.

Die verstärkten Zuwanderungen aus dem Ausland waren Anlass, die Wanderungsverflechtungen Wiesbadens für die letzten acht Jahre nach Strukturen, Entwicklungen und Besonderheiten erneut zu untersuchen. Neben dem Gesamtvolumen wurden die Wanderungsverflechtungen unter den Aspekten von Herkunft und Ziel der Zu- und Fortgezogenen beleuchtet (nach Inland und Ausland, Kontinenten, EU-Länder, ehemalige Anwerbeländer, Osteuropa, Hauptherkunftsländer von Geflüchteten). Darüber hinaus interessierten sich die Wiesbadener Stadtforscher insbesondere für die soziodemographischen Strukturunterschiede zwischen den Zu- und Fortgezogenen und ihre „Nettoeffekte“ auf die Struktur und Entwicklung der Wiesbadener Stadtbevölkerung.

Das Wanderungsvolumen insgesamt in diesem Zeitraum wurde überwiegend durch Inlandswanderungen geprägt. Bei rund 111.000 Zuzügen und rund 104.000 Fortzügen trugen sie zum positiven Wanderungssaldo mit etwa +6.300 Personen bei. Auch beim Wanderungssaldo mit dem Ausland konnte Wiesbaden - bei rund 46.500 Zuzügen und rund 39.000 Fortzügen - mit +7.500 einen deutlichen Wanderungsgewinn verbuchen. Vom Wanderungsvolumen Wiesbadens (Zuzüge und Fortzüge) für die Jahre 2010 bis 2017 entfallen etwa 29 Prozent auf das Ausland, beim Wanderungsgewinn Wiesbadens von insgesamt fast 14.000 Personen sind es dagegen etwa 54 Prozent. Zahl und Anteil von Personen aus dem Ausland an der Bevölkerung Wiesbadens haben daher deutlich zugenommen.

Vom gesamten Wanderungsgewinn Wiesbadens aus dem Ausland entfielen rund 76 Prozent auf Europa, gut ein Fünftel auf Asien, während an Amerika ein Wanderungsverlust besteht. Die Wanderungsverflechtungen Wiesbadens mit Afrika und Australien waren gering.

Die Erweiterung der EU um neue Mitgliedsländer (Rumänien und Bulgarien ab 2007, Kroatien ab 2013) und die Erlangung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit nach einer Übergangsphase hat in den letzten Jahren zu starken Zuwanderungen aus diesen Ländern geführt. Nach 2015 zeichneten sich aber erste Rückgänge in Umfang und Intensität der Zuwanderungen aus diesen Ländern ab. An die meisten früheren EU-Mitgliedsländer hatte Wiesbaden Wanderungsverluste. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Griechenland, Spanien und Portugal sowie Italien sind die Zuwanderungen aus diesen Ländern in die hessische Landeshauptstadt nicht in besonderem Maße auffallend gewesen.

Waren die ehemaligen Anwerbeländer seit den 1960er Jahren bis in die 1980er Jahre die wichtigsten Herkunftsländer für zuwandernde Arbeitsmigranten und ihre Familienangehörigen, so hat die Bedeutung dieser Länder bei den Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland von 2010 bis 2017 für Wiesbaden deutlich abgenommen. Bei 12.347 Zuzügen und 11.000 Fortzügen (in acht Jahren) ergab sich für Wiesbaden seit 2010 nur ein Wanderungsgewinn von +1.347 Personen aus diesen Ländern (im Durchschnitt rund 170 pro Jahr). Der größte Teil davon entfiel auf das ehemalige Jugoslawien und Spanien, deutliche Wanderungsverluste gab es dagegen in allen Jahren an die Türkei.

Die Wanderungsverflechtungen mit den osteuropäischen Staaten Polen, Rumänien, Bulgarien, aber auch mit Ungarn, der Tschechischen Republik und der Slowakei, den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien und den europäischen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion sind insgesamt seit den 1990er Jahren intensiver geworden. Seit 2010 sind 6.715 Personen aus osteuropäischen Ländern mehr nach Wiesbaden zugezogen als von hier nach Osteuropa fortgezogen sind. Vom gesamten Wanderungsgewinn Wiesbadens aus den Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland zwischen 2010 und 2017 (+7.482) entfiel damit der weitaus größte Teil allein auf die osteuropäischen Herkunftsländer. Sie haben - gegenüber früheren Jahrzehnten - die ehemaligen Anwerbeländer für Arbeitsmigranten („Gastarbeiter“) als Hauptherkunftsländer abgelöst.

Seit 2014 gab es einen deutlichen Anstieg vor allem syrischer und afghanischer Zuwanderer auch in Wiesbaden, die in Europa Asyl suchten. Nimmt man die Zu- und Fortzüge aus sieben Hauptherkunftsländern von Geflüchteten insgesamt als Grundlage (unabhängig vom Rechtsstatus), so sind seit 2010 fast 1.000 Personen mehr nach Wiesbaden zugezogen als von hier in diese Länder fortgezogen sind. Die Hauptursachen dafür sind kriegerische Auseinandersetzungen beziehungsweise Konflikte zwischen verschiedenen Volksstämmen in diesen Ländern beziehungsweise zwischen angrenzenden Ländern.

Im Zuge zunehmender Internationalisierung und wachsender Mobilität insgesamt spielen auch die Wanderungsverflechtungen von Deutschen mit dem Ausland eine größere Rolle. Zum Teil sind es eingebürgerte Deutsche, die zwischen ursprünglichem Herkunftsland und Deutschland „hin- und herwandern“, zum anderen Teil sind es Deutsche, die zu Studienzwecken oder im Rahmen beruflicher Tätigkeiten im Dienste international agierender Unternehmen (mindestens zeitweise) im Ausland tätig sind und dann wieder zurückkehren. Zudem dürfte ein weiterer Teil ehemalige Arbeitsmigranten sein, zum Teil Eingebürgerte, die in späteren Lebensphasen wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren.

Die Wanderungsverflechtungen verändern die demographischen und sozialen Strukturen (in den Herkunfts- und in den Zielländern). Der Anteil der Männer in der Wiesbadener Stadtbevölkerung ist seit Anfang 2010 von 47,8 auf 48,6 Prozent Ende 2017 weiter angestiegen und setzt die Angleichung der Geschlechterproportionen fort. Der Anteil der Männer ist durch die Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland stärker angestiegen als durch die Wanderungsverflechtungen mit dem Inland.

Die Zunahme der Anteile von Ledigen und Geschiedenen an der Wiesbadener Gesamtbevölkerung im Zeitraum von 2010 bis 2017 ist dagegen in stärkerem Maße durch die Wanderungsverflechtungen mit dem Inland bedingt, während die Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland aufgrund der höheren Anteile von Verheirateten die Zunahme der Ledigen und Geschiedenen (noch) abmildern.

Auch die Altersstrukturen verändern sich durch Zu- und Fortziehende. Die Wanderungsverflechtungen Wiesbadens mit dem Ausland haben in den letzten Jahren die Zunahme von Klein- und schulpflichtigen Kindern verstärkt, während die Verflechtungen mit dem Inland sich stärker bei den Zunahmen von jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren ausgewirkt haben. Bei den über 50-Jährigen verliert Wiesbaden Personen an das Ausland, aber noch stärker durch Abwanderungen ins Inland (inklusive Umland der Stadt).

Der Anteil der Ausländer ist zum überwiegenden Teil durch die Wanderungsverflechtungen Wiesbadens mit dem Ausland bedingt, aber auch aus den Verflechtungen mit dem Inland ergeben sich eine Zunahme der Ausländer (+ 18.500) und eine Abnahme der Deutschen
(-4.600) in Wiesbaden. Der Bevölkerungszuwachs Wiesbadens um +15.296 Personen seit 2010 ergibt sich auch aus einer Abnahme von -7.290 Personen ohne Migrationshintergrund und einer Zunahme von +22.586 Personen mit Migrationshintergrund.

Wer an Details der Analyse „Internationale Migration“ interessiert ist, kann die Wiesbadener Stadtanalyse im Internet unter www.wiesbaden.de/statistik kostenfrei herunterladen. Für Fragen stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Statistik und Stadtforschung unter Telefon (0611) 315691 oder per E-Mail an amt-fuer-statistik-und-stadtforschung@wiesbaden.de zur Verfügung.

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Herausgeber:
Pressereferat
der Landeshauptstadt Wiesbaden
Schlossplatz 6
65183 Wiesbaden
Für Fragen der Bürgerinnen und Bürger
Telefonzentrale Rathaus:
Grafik Wanderungssaldo Wiesbadens mit dem Inland und Ausland nach Altersgruppen 2010 bis 2017
Grafik Wanderungssaldo Wiesbadens mit dem Inland und Ausland nach Altersgruppen 2010 bis 2017

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