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Deutsche Waffenstillstandskommission 1940-1944

Die Deutsche Waffenstillstandkommission, die von 1940 bis 1944 in Wiesbaden beriet, sollte alle mit dem Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich verbundenen Fragen klären.

Details

Seit dem 3. September 1939 befanden sich Deutschland und Frankreich im Kriegszustand. Zu einem militärischen Schlagabtausch kam es jedoch wider Erwarten nicht. Erst am 10. Mai 1940 begannen die Kämpfe, ausgelöst durch einen Vorstoß der Deutschen in den Ardennen. Binnen weniger Tage waren die französischen Truppen überrannt. Die entsetzte Zivilbevölkerung floh vor den vorrückenden Deutschen nach Süden, und die Regierung tat es ihr gleich. Sie verließ Paris und bezog zunächst in Bordeaux, später dann im Kurort Vichy (deshalb „Vichy-Regierung“) Quartier.

Darüber hinaus wurde am 16. Juni 1940 ein neuer Regierungschef eingesetzt, der in Frankreich allgemein beliebte und bewunderte „Sieger von Verdun“, Marschall Philippe Pétain (1856-1951). Er sollte dafür sorgen, dass Frankreich als souveräner Staat erhalten blieb. Das aber konnte nur gelingen, wenn die Kampfhandlungen mit Deutschland eingestellt wurden, ohne dass Frankreich kapitulierte.

Aus diesem Grund erkundigte sich die französische Regierung nach den deutschen Bedingungen für einen Waffenstillstand. Nachdem klar war, dass das Reich von der Ernennung eines deutschen Verwalters für Frankreich abzusehen bereit war, eine für die Franzosen ganz wichtige Voraussetzung für die Unterzeichnung eines Waffenstillstands, wurde der Vertrag am 22. Juni 1940 auf der Lichtung von Rethondes, in der Nähe des Städtchens Compiègne, von Wilhelm Keitel (1882-1946), dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, und dem französischen General Charles Huntziger (1880-1941) unterzeichnet.

Darin fand sich in Artikel 22 der Passus: „Die Durchsetzung des Waffenstillstandsvertrags regelt und überwacht eine deutsche Waffenstillstandskommission, die ihre Tätigkeit nach den Weisungen des deutschen Oberkommandos ausübt.“ Das bedeutete, dass eine besondere „Militär-Behörde“ ins Leben gerufen werden musste, der die Aufgabe zufiel, alle mit dem Waffenstillstand verbundenen Fragen, seien sie militärischer, politischer oder wirtschaftlicher Natur, zu klären.

Nachdem der Waffenstillstandsvertrag am 25. Juni 1940 in Kraft getreten war, erfolgte die Einsetzung der Deutschen Waffenstillstandskommission (DWStK), die ihren Sitz in Wiesbaden hatte und ihren Dienst am 30. Juni 1940 aufnahm. Der DWStK zugeordnet war eine französische Delegation, die Délégation Française auprès de la Commission Allemande d’Armistice (DFCAA). Ihr oblag es, die Anweisungen der Deutschen Waffenstillstandskommission entgegenzunehmen und der französischen Regierung zu überbringen, die für die Umsetzung zu sorgen hatte. Umgekehrt diente die DFCAA als Anlaufstelle für die Führung des „Etat Français“, wie „Vichy-Frankreich“ offiziell hieß, um die französischen Wünsche und Forderungen den Deutschen zu übermitteln. Die Mitglieder der DFCAA residierten in Wiesbaden im Hotel Rose, die der Deutschen Waffenstillstandskommission waren überwiegend im Hotel Vier Jahreszeiten und Nassauer Hof untergebracht. Im Festsaal des Nassauer Hofs fanden auch die Tagungen der Kommission statt.

Die DWStK bestand aus Militärangehörigen (Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften), Beamten und Zivilangestellten, die gern das Wiesbadener Nachtleben genossen, sofern es nicht durch Fliegeralarm gestört wurde. Sie besuchten die örtliche Gastronomie, zum Beispiel das Café Maldaner oder das Gasthaus „Köhler“ in Sonnenberg, und unternahmen in regelmäßigen Abständen Betriebsausflüge in die nähere Umgebung, wie in den Rheingau oder nach Frankfurt am Main.

Geleitet wurde die DWStK, die in Form einer relativ großen Behörde bis 1944 in Wiesbaden bestand, ehe sie auf 15 Mann reduziert und ins niederbayerische Vilsbiburg verlegt wurde, zunächst von General Karl Heinrich von Stülpnagel (1886-1944), auf den im Februar 1941 General Oskar Vogl (1881-1954) folgte, der bis September 1944 im Amt blieb. Den beiden deutschen Generälen standen auf französischer Seite nacheinander die Generäle Charles Huntziger, Jean Louis Humbert (1895-1975), Paul Doyen (1881-1974), Etienne Paul Beynet (1883-1969) und Louis Bérard (1886-1968) gegenüber.

Literatur