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Wiesbadener Casino-Gesellschaft

Die Wiesbadener Casino-Gesellschaft bereichert seit ihrer Gründung vor beinahe 200 Jahren das kulturelle Leben der Stadt auf den Gebieten der Musik, Literatur sowie durch Ausstellungen.

Details

Die Gründung der Wiesbadener Casino-Gesellschaft wurde am 22. März 1816 durch Herzog Friedrich August von Nassau als Gesellschaft nassauischen Rechts genehmigt. Ihr Zweck war auf die gesellschaftliche Unterhaltung, wissenschaftliche Information und kulturelle Veranstaltungen gerichtet.

Als Vorgängerinstitutionen können u. a. die Lesekabinette und Lesemuseen gelten, die im 17. und 18. Jahrhundert entstanden und durch die Auslage von Büchern und Zeitschriften dem immer stärker werdenden Interesse der gehobenen Bürgerschichten an Informationen auf allen Wissensgebieten dienten. In Wiesbaden hatte bereits der Hofbuchhändler Ludwig (Louis) Schellenberg 1805 ein solches Lesemuseum eröffnet.

Verstärkte Bemühungen zur Gründung derartiger Vereinigungen entstanden durch die Verbreitung der Gedanken der Aufklärung vor, aber insbesondere während und nach der Französischen Revolution von 1789. Auch das Erwachen und Wachsen eines deutschen Nationalbewusstseins hat möglicherweise eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. So wies auch die zunächst 1815 geplante Vereinigung solche Tendenzen auf, wurde jedoch deshalb vom Herzog nicht genehmigt.

Der Name „Casino“ kommt aus dem Italienischen und führt auf die „casini“ zurück. Das waren Stadt- oder Landhäuser des Adels und später auch der bürgerlichen Oberschicht, die im 17. Und 18. Jahrhundert der geselligen Unterhaltung, insbesondere dem Spiel, dem festlichen Essen, aber auch der politischen Diskussion im internen Kreis dienten. In der Zeit der absoluten Monarchien war man froh, wenn man auch über oppositionelle Gedanken diskutieren oder entsprechende Blätter und Schriften ohne polizeiliche Aufsicht lesen konnte. Von Italien aus fand die Gründung solcher Gesellschaften ihren Weg nach ganz Europa. In Deutschland entstanden auf diese Weise überall in den Städten, so auch beispielsweise in der Nachbarschaft wie in Mainz, Koblenz und Trier, solche Vereinigungen.

Mitglieder der Wiesbadener Casino-Gesellschaft waren zu Beginn viele Offiziere des nassauischen Militärs und Bürger der gehobenen Mittelschicht. Frauen waren von der Mitgliedschaft ausgeschlossen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Gesellschaft immer mehr zu einer Vereinigung der Honoratioren von Wiesbaden. Ernst Marschall von Bieberstein, der liberale Politiker August Hergenhahn (1804-1874), der Augenarzt Alexander Pagenstecher (1828-1879), Freiherr von Dalwigk (1761-1825), Ludwig (Louis) Schellenberg (1772-1834), später auch die verschiedenen Oberbürgermeister von Wiesbaden, viele Kaufleute und die Inhaber großer Firmen wie Dyckerhoff, Kalle oder Henkell zählten zu den prominenten Mitgliedern. Diese tagten zunächst im „Gasthaus zum Adler“ und ab 1836 im „Schützenhof“.

1855 kaufte die Gesellschaft das Anwesen des Herrn Wilhelm von Malapert in der Friedrichstraße und baute es zum „Alten Casino“ um. 1872 beschloss man dessen Abriss sowie einen Neubau, der nach den Plänen des Wiesbadener Architekten Wilhelm Bogler bis Ende 1874 in der heutigen Form errichtet wurde. Die Ausmalung im großen Festsaal, dem heutigen „Friedrich–August–Saal“, erfolgte durch den Wiesbadener Maler Kaspar Kögler.

1939 wurde das Haus beschlagnahmt und nationalsozialistischen Zwecken zugeführt. Ein Bombenangriff im Oktober 1944 beschädigte das Gebäude schwer. 1945 nahmen die Amerikaner und die deutsche Polizei von dem Anwesen Besitz und gaben es erst 1950 teilweise, 1954 wieder ganz frei. Sanierungen und Renovierungen größeren Stils in den Jahren 1959, 1991 und 2005 brachten das Gebäude in den heutigen Zustand.

Die Wiesbadener–Casino-Gesellschaft zählt zurzeit etwa 300 Mitglieder, zu denen nach einer Satzungsänderung inzwischen auch viele Damen gehören. Als Gesellschaft, die der Information und der Unterhaltung dient, hat sie es sich aber vornehmlich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Leben in Wiesbaden auf den Gebieten der Musik und der Literatur sowie durch besondere Ausstellungen zu bereichern.

Literatur


Verweise