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Nachtrag: Montagsveranstaltung "Gewalt im Alter"

Der Vortrag von Professor Dr. Regina-Maria Dackweiler von der Hochschule RheinMain am 7. November über Gewalt im Alter wollte aufrütteln, informieren und sensibilisieren. Ihren Vortrag startete sie mit einem Frage-Antwort Spiel mit den rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern. Wer von uns kann Gewalt richtig einschätzen? Erkennt man auch versteckte Gewalt?

Dem ging sie in dem nachfolgenden Vortrag auf den Grund: Was ist Gewalt? Es gibt so viele verschiedene Formen, nicht nur Schläge, sondern zum Beispiel auch wiederholte Drohungen, Telefonnummern ausspionieren, Geld wegnehmen, Ausgangssperren, etc.

Was nicht verwundert: In vier von fünf Fällen ist der Mann der Täter. Gewalt geht zu 80 Prozent von Männern und zu 20 Prozent von Frauen aus, wobei die Dunkelziffer hoch ist. Wenn auch im Alter die physische Gewalt rückläufig ist, so endet psychische Gewalt nicht im Alter. Abwertende Formulierungen, Freizeit-Einschränkungen, Machtgebaren, all das gehört leider auch bei langjährigen Beziehungen zum Alltag.

Die Auswirkungen beim Opfer sind nicht immer klar erkennbar. So kann sie sich aber durch Krankheiten äußern, wie zum Beispiel Reizdarm, Essstörungen, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch. Leider ist Gewaltanwendung in langjährigen Beziehungen stark schambehaftet und mit ein Grund dafür, dass eine Trennung nicht möglich erscheint. Oder es werden finanzielle Folgen gefürchtet. Das Frauenhaus ist fast ausschließlich von jüngeren Frauen belegt, ältere findet man dort kaum. Ältere Frauen sind auch weniger über bestehende Hilfsorganisationen informiert und diese werden deswegen seltener kontaktiert.

Das Umfeld sollte ein aufmerksames Auge haben: Keine Zeit Freunde zu treffen, verschiedene Verletzungen in unterschiedlichen Zeitverläufen ... Dabei ist es ratsam, auf die eigene Empfindung zu achten. Was kann man tun und was sollte man besser lassen? Sprechen Sie die Person an, von der Sie glauben, dass sie Hilfe benötigt, aber drängen Sie sich nicht auf. Sie können beispielweise einen Prospekt der Beratungsstelle "zufällig" liegen lassen.

Grundsätzlich gilt, wenn man Zeuge von Gewalt wird: Täter sollte man nicht direkt ansprechen. Wenn man eine brenzlige Situation beobachtet, dann bitte die Polizei anrufen. Lieber einmal mehr als einmal zu wenig. Trotz einiger anderslautenden Aussagen ist das immer noch das richtige Mittel. Und machen Sie Ihre Hilfen nicht vom Verhalten des Opfers abhängig. Angst vor weiterer Gewalt ist oft der Hinderungsgrund für eine ablehnende Haltung gegenüber Nachfragen.

Hier finden Betroffene Hilfe:
Beratungsstelle für selbstständiges Leben im Alter
Telefon: 0611 / 31 3487
E-Mail: beratung-im-alterwiesbadende

Polizeiliche Beratungsstelle:
Telefon: 0611 / 34 51610

Stadtpolizei:
Telefon: 0611 / 31 4444

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