Sprungmarken

Künstlerisches Entwurfskonzept

Die Landeshauptstadt Wiesbaden erinnert mit dem "Namentlichen Gedenken" am Michelsberg an die 1.507 jüdischen Bürger Wiesbadens, die zwischen 1935 und 1945 durch Nationalsozialisten ermordet wurden.

Das künstlerische Entwurfskonzept für dieses Denkmal schafft einen Ort innerhalb der Stadt, der die Möglichkeit bietet, sich mit dem Holocaust auseinanderzusetzen. Der Gedenkort lädt dazu ein, eine persönliche wie auch kollektive Form der Erinnerung zu finden. Der aufgespannte innere Raum der Gedenkstätte gliedert sich funktional in den begehbaren Gedenkraum im eingeschnittenen Hang und den angrenzenden Bereich mit der durchquerenden Coulinstraße.

Ein Namensband mit Nennung aller Opfer stellt den zentralen Bestandteil des Denkmals dar. Weitere Hauptelemente sind die Wandscheiben, die den Gesamtraum der Gedenkstätte aufzeigen und die Markierung von Grundriss und Sockel der im Jahr 1938 zerstörten Synagoge.

Auf der Innenseite der Wandscheiben ist ein etwa 1,20 Meter hohes Band eingelassen, das die Namen der 1.507 bisher bekannten jüdischen Opfer trägt. Der Name eines jeden Opfers wird auf einer eigenen Natursteinplatte genannt. Um weitere Namen, die erst später recherchiert werden, integrieren zu können, werden Leersteine hinzugefügt. Diese Leersteine verdeutlichen darüber hinaus die Unvollständigkeit der Opferlisten. Das Band ist in die Wand vertieft eingelegt. Auf die so entstandene Kante können "Steine der Erinnerung" gelegt werden. Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Namensband beleuchtet.

Auf den Außenlinien des Sockels der Synagoge werden sieben Meter hohe Wände errichtet, die auf einer Gesamtlänge von 62 Metern den "Leerraum" sowie den Standort der zerstörten Synagoge markieren.

Auf dem Boden des Gedenkraumes sowie auf der Fahrbahn wird die Grundfläche der ehemaligen Synagoge nachgebildet. Hierfür wird eine zum umgebenden Plattenbelag kontrastierende Steinoberfläche verwendet. Die Oberkante des Sockels der ehemaligen Synagoge wird auf den Wandscheiben durch eine hervortretende Natursteinschicht nachgebildet. Diese Markierung vermittelt die Größe der ehemaligen Synagoge und rhythmisiert zugleich die Wandflächen.

Der Platz am Michelsberg bildet das Gegenüber des Gedenkortes und wird Teil der beginnenden Fußgängerzone. Hier gibt eine Informationstafel Auskunft über das Denkmal und die ehemalige Synagoge. Weiterhin können Erinnerungsblätter des "Aktiven Museums" eingesehen werden, die über das Schicksal einzelner jüdischer Opfer Wiesbadens informieren.

Planung und Bauleitung

barbara willecke - planung - freiraum
Richard-Sorge-Straße 11
10249 Berlin

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