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Geschichte

Kastel ist die einzige Gemeinde in Hessen, die heute noch ihren Gründungsnamen besitzt.

Das römische Castellum Mattiacorum wurde etwa 12 bis 9 vor Christus zum Schutz des Mainzer Legionslagers unter dem Feldherr Drusus errichtet. Wenig später wurde auch die erste Römerbrücke über den Rhein gebaut. Noch im ersten Jahrhundert wurde das Castell-Lager mit einer Steinmauer umgeben. Auf der rechtsrheinischen Seite mündete die Brücke auf die heutige Große Kirchenstraße / Rathausstraße, direkt in das Castell, dessen zweites Tor sich nur wenige Meter entfernt von dem 1986 entdeckten Fundament des Römischen Ehrenbogens befand.

Unter Kaiser Maximinian entstand um 287 eine steinerne Brücke, wie sie 1862 bei Lyon auf einem Bleiabdruck gefunden wurde. Fast 400 Jahre dauerte die römische Epoche in Kastel, in der viele Akzente, so auch ein Badhaus, gesetzt wurden. Ferrutius starb in Castell den Märtyrertod. Nach den Römern kamen die Franken. Karl der Große ließ 803 bis 813 auf den Trümmern der in der Zeit der Völkerwanderung zerstörten Römerbrücke eine neue Verbindung zwischen den Ufern bauen. Sie brannte kurz nach der Vollendung ab. 1242 rückte Kastel noch näher an den Rhein und galt im 13. Jahrhundert sogar als "Reichsstadt". Die große Zeit der Färcher und Flößer begann im frühen 14. Jahrhundert. Wegen starker "Räuberei" ließ Erzbischof Berthold von Henneberg Warttürme bauen, so auch 1497 die "Erbenheimer Warte" am Fort Biehler. Der Bartholomäus Markt entstand bereits 1475.

Kriegerische Auseinandersetzungen und die Nachwirkungen des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) ließen in Kastel die Pest grassieren; die Hälfte der Bevölkerung kam zu Tode. Die Franzosen drangen zum Rhein vor und brannten 1689 Kastel nieder. "Welteroberer" Napoleon, der Kastel mit einem Festungsgürtel umgab, ließ sich schließlich geschlagen von Kasteler Färchern am 17. Dezember 1812 trotz Eisgangs über den Rhein setzen. 1816 wurde Kastel mit Mainz zur Bundesfestung erklärt. 1840 weihte man die zweite in Deutschland erbaute Eisenbahnstrecke, Wiesbaden-Kastel, ein, die dann später bis Frankfurt weitergebaut wurde. Der freiheitliche Gedanke setzte sich immer mehr durch. So gründete sich 1844 bereits der Kasteler Gesangverein, und am 19. Januar 1874 erfolgte im "Mainzer Hof "die Gründungsversammlung der "Sozial-Demokratischen-Arbeiter-Partei" Kastel. 1908 erfolgte die Eingemeindung Kastels nach Mainz. 1933 kamen die Faschisten um Hitler an die Macht. Auch für Kastel waren die Folgen des Nazi-Regimes verheerend. Die Bombardierung des Ortskerns am 8. September 1944 hat zur fast vollständigen Zerstörung Kastels geführt. Auf Anweisung des US-Hauptquartiers erfolgte am 25. Juli 1945 die Abtrennung der rechtsrheinischen Mainzer Vororte und ihre verwaltungsmäßige Unterstellung zu Wiesbaden. Nach 1945 übernahmen es aufrechte Bürgerinnen und Bürger, Kastel wieder demokratisch aufzubauen.

Heute ist Kastel ein moderner Stadtteil mit zirka 11.500 Einwohnern. Es hat das (damals) erste Bürgerhaus Hessens, ist eine Hochburg des Karnevals und für jeden schnell erreichbar - ob per Bahn, Auto oder per Schiff. Die "Kasseler", wie sich die Einwohner Kastels nennen, sind stolz auf ihre Geschichte und das Erreichte: Auf das Heimatmuseum in der Reduit, das der unermüdlichen Arbeit der Gesellschaft für Heimatgeschichte Kastel e.V. zu verdanken ist, auf den Fund von Teilen des römischen Ehrenbogens, auf die Ausgrabungen der römischen Mauern und auf den 1993 errichteten Geschichtsbrunnen. Die Bestrebungen, wieder ein attraktives Gesamtbild der Gemeinde zu schaffen, sind unübersehbar.


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