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Der Hafen, Schiersteins Riviera

Der Schiersteiner Rheinhafen wurde 1859 einem Rheinarm abgetrotzt. Beim Bau des Hafens nutzte man natürliche Gegebenheiten aus. Schierstein lag an einem mit dichtem Schilf bewachsenen und von Auen umgrenzten Rheinarm. Die Grundidee war, zwei Dämme vom Festland zu den jeweils äußeren Begrenzungen einiger Inselchen voran zu treiben. Für den Dammbau wurde auf der östlichen Seite die Bismarck-Aue abgetragen. Heute sieht die einst ovale Aue nach einem breiten Hafendamm aus. Auf ihrer Spitze steht heute die Rettungsstation des DRLG, und die Dyckerhoffbrücke spannt von ihr aus ihren eleganten Bogen über die Hafeneinfahrt. 1923 wurde der Westhafen von der Stadt Wiesbaden verlängert, allerdings nicht der Größe wegen, sondern weil Erdaushub für einen Damm benötigt wurde, welcher zur Vergrößerung der Wassergewinnungsanlage zwischen Schierstein und Niederwalluf diente. In den fast 144 Jahren seiner Geschichte spielte der Schiersteiner Hafen eine wechselnde Rolle. Im Sommer beherrschten Flößer das Bild und im Winter suchten Dampf- und Segelschiffe Schutz vor dem Eisgang des Rheines.

Schiersteins Fischer erlebten durch den Hafenbau eine neue Blütezeit. Rund um den Hafen eröffneten Fischrestaurants, die Salm und Backfisch servierten. Leider existiert in der Hafenstraße von ihnen nur noch die „Rheinhalle". Mit der Fertigstellung des Hafens begann eine Hoch-Zeit der Flößer in Schierstein. Schierstein wurde zu ihrer Heimatstation, da die schmalen Holzflöße aus dem Main und dem Neckar im Schutz dieses neuen Hafens zu größeren Gebilden zusammengefügt werden konnten, dazu kamen noch die Holzstämme aus dem Taunus. Von hier aus reisten sie Richtung Norden bis nach Holland.

Jedes Mal, wenn die rauhen und trinkfesten Flößer heimkehrten, wurde in Schierstein gefeiert. Aus dieser Zeit stammt der Spruch am Dachbalken im Gasthaus "Grüner Baum": "Wann mer auch arme Leit'sinn, mer lewe doch." Durch den Fortschritt im Schiffsbau verschwanden die Flößer nach und nach.

Ab 1958 war der Hafen Standort des Pionierbatallion 706 der Flusskompanie der Bundeswehr. Zuvor hatte dort die US Navy Rhine River Patrol dreizehn Jahre lang ihren Stützpunkt. Als Dank für das gute Verhältnis zwischen ihnen und den Schiersteinern spendierten die Amerikaner zum Abschied den heute noch weit sichtbaren Flaggenmast.

Als Industriehafen verlor der Schiersteiner Hafen nach dem zweiten Weltkrieg gegenüber dem Stadthafen von Mainz mehr und mehr an Bedeutung. Nach jahrelangen Querellen wurde 1961 der Osthafen an der Bismarcks-Aue zwischen der neuen Schiersteiner Brücke und der DLRG Station gebaut, und zwar als neuer Industrieumschlagplatz.

Von der Uferpromenade des alten Schiersteiner Hafens schaut man heute mehr auf Jachten und Ausflugsboote als auf Lastkähne. Wenn man am Hafen flaniert, hat man daher eher einen mediterranen Eindruck. Dadurch entstand der im Volksmund übliche Begriff die "Schiersteiner Riviera". Seit 1967 überspannt die Dyckerhoff-Brücke die Hafeneinfahrt.

Am 30. Juli 1989 titelt eine Wiesbadener Tageszeitung: „Spazierweg um den Hafen jetzt endlich rund." Im Westen des Hafens befinden sich die Grünflächen der „Loos-Anlage", wo auch die Nachbildung der Jupitersäule steht. Die Hafenstraße wurde schon 1984 verkehrsberuhigt. Dort finden Besucher zahlreiche Gastwirtschaften, in denen man im Sommer draußen sitzen und das Treiben im Hafen beobachten kann. An seinem Ufer hat ein Ruderverein sein Bootshaus und Angler holen wieder essbare Fische aus dem Rhein. An schönen Tagen ist das Hafenbecken ein Paradies für Segler und Windsurfer. Die Hafenanlage hat als Naherholungsgebiet für ganz Wiesbaden und Umgebung einen hohen Stellenwert und wird von jedermann gerne genutzt. Der Hafen ist im Sommer Mittelpunkt des weit bekannten Heimatfestes, besser bekannt als Schiersteiner Hafenfest. An diesen vier Tagen feiern nicht nur die Schiersteiner gerne an ihrer „Schiersteiner Riviera".