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Streuobstwiesen als Ausgleich für das Wohngebiet Bierstadt-Nord

Noch bevor die erste Baugrube ausgehoben ist, sind die Ausgleichsflächen in unmittelbarer Nähe des Baugebietes angelegt. Die neu geschaffenen Lebensräume – Streuobstwiesen und aufgewertete vorhandene Biotope - kommen Insekten, Kleinsäugern, Vögeln und Reptilien zugute, die aufgrund der neuen Wohnbebauung aus ihren bisherigen Habitaten weichen müssen. Gleichzeitig können die Ausgleichsflächen den Menschen des zukünftigen Wohngebietes zur naturnahen Erholung vor der Haustür dienen.

Streuobstwiesen sind Gegenstand des besonderen Schutzzwecks des Landschaftsschutzgebiets Wiesbaden. Das Umweltamt ist daher auf vielfältige Weise und mit unterschiedlichen Programmen bestrebt, diesen bedeutenden kulturlandschaftlichen Teil zu erhalten und zu fördern. Vor allem der Wiesbadener Osten ist durch Streuobstwiesen geprägt. Für das geplante Wohngebiet Bierstadt-Nord bot sich deshalb ein Ausgleich durch Streuobstwiesen an.

Die Ausgleichsflächen konnten durch das Umweltamt Wiesbaden bereits im Jahr 2020 fertiggestellt werden, noch bevor die erste Baugrube für den Wohnungsbau ausgehoben wurde.

Neuanlage und Pflege bestehender Flächen

Auf vier Teilflächen, die im engen räumlichen Umfeld des geplanten Wohngebietes liegen, wurden Streuobstwiesen neu angelegt sowie bestehende Biotopkomplexe gepflegt und verbessert. Dazu wurden aufstrebende Brombeergebüsche zurückgedrängt und einzelne Obstbäume als Hochstämme nachgepflanzt.

Totholzstapel und Natursteinhaufen für Zauneidechsen

Auf einer der vier Teilflächen wurden außerdem Habitat-Elemente eingebaut, die Insekten, Kleinsäugern und Reptilien zugutekommen. Bei den artenschutzrechtlichen Voruntersuchungen in der frühen Planungsphase der Wohngebietsentwicklung waren an den gut besonnten Übergängen zwischen Offenland und Hecken vereinzelte Exemplare der Zauneidechse gefunden worden. Diese besonders geschützte, heimische Reptilienart soll auch zukünftig ihre Lebensräume vor Ort behalten, darum wurden Totholzstapel und Natursteinhaufen eingebaut. Auch für den in Hessen selten gewordenen Steinkauz wurden extra einige Röhren in den alten Obstbäumen aufgehängt. Die neuen Streuobstwiesen sind somit dem arten- und biotopschutzrechtlichen Ausgleich gewidmet, aber sie sollen auch für die Bierstadter Neubürger Erholungsraum sein

Trockenheit verträgliche Pflanzungen

Neben Apfel-, Birnen- und Quittenbäumen wurden auch Esskastanien, Walnussbäume und einzelne Traubeneichen gepflanzt. Damit wurden Baumarten ausgewählt, die besser an das trockene Klima angepasst sind. Bei den heimischen Strauchgruppen wurden überwiegend Schlehen, Wildrosen und Roter Holunder angepflanzt. Nun gilt es, die neuen Gehölze durch die ersten Jahre zum Anwachserfolg zu führen, denn gerade in den vergangenen Jahren hatte die starke Trockenheit im Sommer, begleitet durch einzelne Hitzetage, vielen Bäumen ein vorzeitiges Ende beschert. Die Anzahl der erforderlichen Bewässerungsgänge liegt derzeit über dem zwei- bis dreifachen der Vorjahre, dies muss natürlich auch bei den zu veranschlagen-den Pflegekosten berücksichtigt werden.

Bei der Verankerung der neu gepflanzten Bäume hat das Umweltamt neuere Forschungsergebnisse aufgegriffen und die Jungbäume mit einem niedrigen, etwa ein Meter hohen Dreibock verankert: Hier wurde nicht etwa am Pfahlholz gespart, sondern die niedrige Anbindung bedingt, dass der Baum leicht im Wind mitschwingen kann. Das soll seine Wurzeln zum stärkeren Wachstum anregen.

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Neuanlage einer Streuobstwiese wiesbaden.de / Foto: Leon Abresch
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