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Kompensationsfläche Diebspfad

Das Umweltamt übernimmt zahlreiche Aufgaben im Naturschutz und der Landschaftspflege. Ziel ist es, die in der Kulturlandschaft entstandenen Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu sichern und zu verbessern.

Was sind Kompensationsflächen?

Der Bau von Siedlungen oder die Rohstoffgewinnung in Steinbrüchen sind Beispiele für menschliche Eingriffe in die Natur. Dabei geht wertvoller Lebensraum verloren. Kompensationsflächen schaffen einen Ausgleich: Was vom Konto der Natur auf der einen Seite abgehoben wird, muss an anderer Stelle wieder hinzugefügt werden.

Wenn Beeinträchtigungen nicht direkt ausgeglichen werden können, muss eine Ersatzzahlung geleistet werden. Damit können Kompensationsmaßnahmen wie das Anlegen der Wiese "Diebspfad" finanziert werden.

Kompensationsflächen in der Agrarlandschaft

Die Gemarkung zwischen Wiesbaden-Bierstadt, -Igstadt und -Erbenheim ist durch intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen geprägt und zeigt eine überwiegend strukturarme monotone Agrarlandschaft. Es fehlt an Hecken, Gehölzen, Grünland und Agrarbrachflächen. Damit mangelt es an wertvollem Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Im Agrarreport 2017, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, wird der Zustand der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft als alarmierend bezeichnet. Beispielhaft für den eklatanten Artenschwund werden die Bestandsrückgänge bei wildwachsenden Pflanzenarten, Vögeln und Insekten genannt.

Entwicklung einer Wiese mit angrenzenden Gehölzen

Um dem Artenverlust entgegenzuwirken, entwickelt das Umweltamt Wiesbaden verschiedene Maßnahmen. So wurde im Herbst 2001 eine Wiese im Distrikt “Diebspfad” in der Gemarkung Bierstadt als Kompensationsfläche neu angelegt. Hierfür wurde eine ehemals intensiv genutzte Ackerfläche von der Stadt erworben und mit einer kräuterreichen Wiesen-Saatgutmischung eingesät. Am Rand der Fläche wurden ein Feldgehölz bestehend aus Einzelbäumen und Sträuchern gepflanzt. Ziel ist die Schaffung eines Trittsteinbiotopes und damit die Verbesserung der Biotopvernetzung innerhalb der umliegenden intensiv genutzten Ackerflächen. Das neu angelegte Grünland soll dabei Insekten und Wildtieren einen wertvollen Lebensraum bieten. Die angrenzenden heimischen Sträucher und Bäume erweitern das Habitat und bieten Brut- und Nahrungsraum für Vögel.

Planung und Ausführung

Bereits im Jahr 1998 wurden die ersten - nicht zusammenhängenden - Flurstücke in Bierstadt erworben. Im Jahr 2001 wurde eine weitere Ackerfläche von Seiten der Stadt hinzugekauft. Dank eines ausgehandelten Flächentausches stand schließlich eine große zusammenhängende Biotopfläche für die Kompensationsmaßnahme zur Verfügung.

Noch im selben Jahr führte der ehemalige Pächter der Ackerflächen die Bodenvorbereitung und Grünlandeinsaat im Auftrag des Umweltamtes durch. Dabei wurde auf einer rund 1,7 ha großen Teilfläche eine naturnahe Saatgutmischung für frische Standorte mit 24 Kräuter- und 7 Gräserarten eingesät.

Im Oktober 2002 wurde schließlich das Feldgehölz bestehend aus verschiedenen heimischen Baum- und Straucharten wie Stieleiche, Schlehe, Hasel, Weißdorn, Hundsrose, Kornelkirsche, Wildapfel, Vogelkirsche und Pfaffenhütchen gepflanzt.

Pflege und weitere Entwicklung

Nach Fertigstellung der Kompensationsfläche im Jahr 2002 beobachtet und begleitet die Abteilung Natur und Landschaft des Umweltamtes die weitere Entwicklung. Mit dem ehemaligen Pächter wurde ein Pflegevertrag abgeschlossen. Danach wird die Wiese zweimal jährlich gemäht und nicht gedüngt. So werden seltenere Kräuter und Gräser magerer Standorte gefördert. Im Oktober 2004 wurden zusätzlich vier Greifvogel-Sitzstangen aufgestellt, um die noch jungen Bäume zu schonen. Außerdem wurde eine Benjeshecke angelegt mit dem Ziel, den Wildverbiss an den Gehölzen zu verringern. Wildgewachsene Weiden und Zitterpappeln wurden im Herbst oder Winter mehrfach zurückgeschnitten, um die Vielfalt der gepflanzten Gehölze zu erhalten. Im Einvernehmen mit dem Jagdpächter wurde ein Hochsitz aufgestellt. Bodenbrüter und Hasen sollen so vor der zunehmenden Anzahl von Füchsen geschützt werden.

Artenvorkommen

Die Ausgleichsfläche Diebspfad kann zum Erhalt der Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen beitragen. Das zeigt das Vorhandensein der Wachtel und des Feldhasen. Beide Tiere stehen auf der Roten Liste. Die Wachtel wird unter der Kategorie Vorwarnliste aufgeführt. Damit gehört sie zu den Arten, deren Bestand deutlich zurückgegangen ist und die möglicherweise bald in die Kategorie "Gefährdet" einzustufen sind. Der Feldhase gilt bereits als gefährdet. Auch die Zahl und Art der Insekten schwindet deutlich. Deshalb ist es erfreulich, Schmetterlinge, Hummeln und Heuschrecken vom Frühjahr bis zum Herbst in der blütenreichen Wiese regelmäßig zu beobachten.

Daneben weist die Wiese eine Vielzahl von Wildpflanzen auf, wie die Liste der ausgesäten und gefundenen Kräuter und Gräser zeigt.

Kräuter

Achillea millefolium (Schafgarbe)
Centaurea jacea (Wiesen-Flockenblume)
Crepis biennis (Wiesen-Pippau)
Daucus carota (Wilde Möhre)
Galium mollugo (Wiesen-Labkraut)
Knautia arvensis (Acker-Witwenblume)
Leucanthemum vulgare (Margarite)
Lotus corniculatus (Hornklee)
Plantago lanceolata (Spitzwegerich)
Rumex acetosa (Wiesen-Sauerampfer)
Salvia pratensis (Wiesen-Salbei)
Trifolium pratense (Rotklee)

Gräser

Alopecurus pratense (Wiesenfuchsschwanz)
Arrhenatherum elatius (Glatthafer)
Anthoxanthum odoratum (Ruchgras)
Dactylis glomerata (Knaulgras)

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Wiese im August 2002 nach der 1. Mahd wiesbaden.de / Foto: Umweltamt
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