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Blühende Vorgärten

Der Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses, begrünte Vorgärten sind aber auch kleine Oasen in unserer Stadt, die Mensch und Tier eine besondere Lebensqualität bieten. Außerdem helfen lebendige Vorgärten, die Stadtluft zu verbessern und die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu dämpfen.

Davon profitieren Bürgerinnen und Bürger unmittelbar: Unsere Sommer werden länger und heißer; die Luft in der Stadt scheint oft zu stehen. Pflanzen helfen effektiv, die Luft zu kühlen und ihre Qualität zu verbessern.

Gut durchwurzelte Böden reduzieren das Hochwasserrisiko bei Starkregen und speichern schädliche Treibhausgase, die den Klimawandel verursachen.

Doch in unserer von digitalem Tempo geprägten Gesellschaft, in der Zeit ein rares Gut ist, mag aufwendiges Gärtnern abschrecken. Die scheinbar einfachste Alternative: Ein Kies- oder Schottergarten. Doch entgegen der gängigen Meinung erfordern versiegelte Gärten langfristig einen hohen Zeit- und Kostenaufwand – und schaden darüber hinaus der Natur und dem Stadtklima.

Warum begrünte Vorgärten Kies- und Schottergärten um Längen voraus sind

Vorgärten trennen den öffentlichen vom privaten Raum und geben Straßen und Gebäuden eine unverkennbare und persönliche Note. Zurzeit ist eine "Versteinerung" der Vorgärten zu beobachten, bei der keine Pflanzen mehr vorgesehen sind. Und wenn, werden diese symbolhaft inszeniert. Für Einige ist dies ein Zeichen zeitgemäßer moderner Ästhetik, die Meisten sehen in dieser Versteinerung des Vorgartens aber eine dauerhafte und leicht zu pflegende Gestaltungslösung ohne großen Arbeitsaufwand.

Aber weit gefehlt! Die Natur aus dem Garten fern zu halten ist ein dauerhafter, mühseliger Kampf gegen Blätter, Blüten, Pollen, Samen, Moos, und Flechten. Ein Kampf der nur mit zeitraubender Muskelarbeit oder technischen und umweltgefährdenden chemischen Hilfsmitteln zu gewinnen ist. Verlierer ist dabei die Natur, von der es in unseren Städten aber immer weniger gibt. Der versiegelte Boden geht für Pflanzen und Tiere als Lebensraum verloren, was in der gesamten Nahrungskette zu enormen Verlusten von Arten führt.

Begrünte Vorgärten hingegen tragen in vielfacher Hinsicht zum Natur- und Artenschutz bei: Fruchtbare, lebendige Böden als Basis für ein intaktes Ökosystem, Lebensraum und Ersatzquartier für anpassungsfähige Tiere sowie Pflanzen, die durch Landwirtschaft, Bebauung und Verkehr aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängt wurden.

Die zunehmende Versteinerung lässt auch das Klima nicht kalt

Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Durch die aufgeheizten Steinflächen wird die Umgebung stärker erwärmt. Verdunstungskälte durch Blätter? Fehlanzeige! Es wird weniger Staub gebunden und Lärm gedämpft, die Luftqualität und das Kleinklima im gesamten Wohnumfeld verschlechtert sich. Letztlich geht der Vorgarten auch als Aufenthaltsort für die Bewohner verloren, "Schotter" und "Abschottung" stehen hier in engem Zusammenhang. Es ist an der Zeit, dass Stadtbewohner sich die Vorgärten wieder als Lebensraum zurückerobern!

Werden Vorgärten ökologisch richtig gestaltet, sind sie ein kostbares Stück Natur. Lauschige Plätzchen laden zum Verweilen ein und bieten Raum für einen Plausch mit den Nachbarn. Und wenn der Wind in den Blättern rauscht, haben wir "Luft zum Atmen"! Dabei ist es auch gar nicht so schwer, einen blühenden Vorgarten individuell, pflegeleicht und nachhaltig anzulegen.

Die Vorgartensatzung fordert Bewuchs

Die Natur in der Stadt zu fördern und das städtische Klima zu verbessern spiegelt sich auch in der Wiesbadener Vorgartensatzung wieder. Nach ihr ist es sogar Pflicht, dass Vorgärten, bis auf die nötigen Erschließungsflächen, begrünt werden und in angemessenem Umfang Bäume und Sträucher enthalten.

Grün statt Grau

Statt Betonmauern oder Stein-Gabionen schützen Hecken, Großstauden oder begrünte Holzzäune das Grundstück vor neugierigen Blicken und Eindringlingen. Die Zugänge zu Haus und Garage, oder die Stellplätze für Fahrrad und Mülltonnen, können mit einem Minimum an Bodenversieglung ausreichend befestigt werden. Statt Wege zu teeren oder zu betonieren, lassen sich Pflastersteine oder Steinplatten in ein wasserdurchlässiges Kiesbett verlegen. In den Fugen finden trittfeste Kräuter eine Heimat. Für die Garagenauffahrt reichen zwei Fahrspuren aus Platten oder Rasengittersteine. Nebenwege aus Rindenmulch oder gestampfter Erde sind besonders wasserdurchlässig. Vielleicht finden dann auch Spatzen ihren Platz für das pflegende Staubbad? Kleine heimische Laubbäume oder Obstgehölze gliedern den Vorgarten in der Höhe und sind wichtiger Lebensraum für unsere Vögel und Insekten. Verschiedene Wuchsformen ermöglichen dabei, für jede Vorgartengröße den passenden Baum zu finden. Besondere Akzente setzen pflegeleichte, mehrjährige Stauden und mit der passenden Zusammenstellung kann das ganze Jahr über etwas blühen und so Insekten ausreichend Nahrung bieten. Niedrige grüne Stauden als Bodendecker halten unerwünschte Beikräuter fern und schon nach wenigen Jahren wird Unkrautjäten nur noch sporadisch erforderlich.

So kann der Vorgarten das ganze Jahr über zum spannenden (Natur-)Erlebnisraum werden und die Möglichkeit bieten, sich mental zu entspannen oder körperlich aktiv zu sein. Einen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt und zur Verbesserung des Kleinklimas im Wohnumfeld leistet dieser Garten gleich inklusive.

Wiese statt Rasen

Gerade in den Vorgärten bietet es sich an eine kleine Blumenwiese wachsen zu lassen, da die Fläche ohnehin kaum begangen wird. Damit entfällt das wöchentliche Rasenmähen und nicht nur den Insekten gefallen die schönen Blüten von Margeriten, Schafgarbe, Johanniskraut & Co. Blumenzwiebel, einmal in den Boden gesteckt, bereichern den Blühaspekt schon im Frühjahr und kommen und gehen von ganz alleine. Aufwändige Pflege, Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel sind hier nicht nur unnötig sondern sogar absolut unerwünscht.

Begrünt und naturnah - In jeder Hinsicht ein Gewinn

Ein naturnaher, blühender Vorgarten kann mit der Bereitschaft entstehen, die gewohnten Gartenpflegevorstellungen zu ändern. Die Gartengestaltung den natürlichen Gegebenheiten der Region anpassen, die Natur beobachten, mit ihr und nicht gegen sie arbeiten und lenkend, aber nicht herrschend eingreifen, sind Garanten für einen abwechslungsreichen, ökologisch wertvollen und robusten Vorgarten. Trotzdem braucht niemand auf seine Lieblingspflanze zu verzichten. Auch wenn sie nicht einer naturnahen Bepflanzung entsprechen – jeder Vorgarten hat auch Platz für die ein oder andere exotische Art.

Gut geplant

Ideen, Anregungen und Know How gibt es in zahlreichen Gartenbüchern und im Internet. Gartengestalter, Fachbetriebe und Gärtnereien des Garten- und Landschaftsbaus beraten, planen oder setzen Gestaltungswünsche um. Eine Liste von Planungspartnern, unsere Broschüre „Leben im blühenden Vorgarten“ und weitere hilfreiche Informationen finden Sie im Downloadbereich. Auch im Umweltladen gibt es Beratung und Broschüren für eine naturnahe Gartengestaltung.

Für bekehrte Steingärtner gibt es noch einen besonderen Tipp

Die Schotterflächen lassen sich, sofern keine Folien oder Vliese verbaut wurden, ohne große Mühe wieder in naturnahe Flächen umwandeln: etwas Sand und Erde zwischen den Steinen verteilen, damit Wurzeln von Pflanzen Halt und Nährstoffe bekommen. Eine Samenmischung für Steingärten ausstreuen – und den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Mit der Zeit können daraus ganz wunderbare und spannende Biotope entstehen.

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