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Wofür ist die Fließpfadkarte einsetzbar und wo liegen ihre Grenzen?

Fließpfade entstehen durch Geländevertiefungen und Geländeneigung. Bei sehr geringen Geländeneigungen bleibt auch die Aussagekraft der Fließpfadkarten gering. Fließpfadkarten sind daher vor allem in ländlich geprägten Gebieten sinnvoll, die durch größere Geländeunterschiede geprägt sind.

In städtischen Bereichen kann die Abflussrichtung durch Gebäude, Mauern, Durchlässe oder Straßen stark überprägt sein, sodass die Fließpfadkarte für diese Bereiche nach Angaben des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) nur eingeschränkt herangezogen werden sollte. Auch aufgrund der Auflösung des Digitalen Geländemodells (ein Quadratmeter) ist es nicht möglich, feine Geländestrukturen oder kleinteilige bauliche Gegebenheiten abzubilden. Diese können jedoch bewirken, dass Fließpfade abgeleitet werden und die modellierte Darstellung nicht mehr der Realität entspricht. Daher hat auch diese Darstellung ihre Grenzen, die bei der Interpretation zu berücksichtigen sind. 

Da es sich bei der Karte um eine rein topographische Geländeanalyse, ohne die Berücksichtigung von Niederschlagsereignissen handelt, können keine Überflutungstiefen ermittelt und dargestellt werden. Dies ist nur mit einer hydraulischen Simulation möglich (Starkregen-Gefahrenkarten).
Während eines lokal eng begrenzten Starkregenereignisses treten die höchsten Niederschlagsintensitäten meist in Bereichen auf, die nicht größer als ein Quadratkilometer sind. Bei einem solchen Ereignisfall wird es daher auf den dargestellten Fließpfaden niemals überall zu stark ausgeprägten Abflüssen kommen. In der Fließpfadkarte ist eine Potenzialbetrachtung abgebildet, die alle möglichen Fließpfade darstellt. Abhängig von der Lage und Stärke eines Niederschlags können diese Fließpfade unterschiedlich stark in Erscheinung treten. 

Außerdem ist zu prüfen, ob das vorhandene Kanalnetz einen wesentlichen Einfluss auf die die Entwässerung von Flächen hat. Üblicherweise können Kanalnetze nur Wassermengen von Niederschlagsereignissen ableiten, wie sie statistisch alle drei bis fünf Jahre vorkommen. Bei seltener vorkommende Ereignisse mit höherer Intensität kann der Kanal das Wasser nicht mehr aufnehmen; an tiefliegenden Stellen könnte auch Wasser aus dem Kanal austreten. Wenn hingegen das Kanalnetz einen erheblichen Teil des Wassers auch im Fall von Starkregen ableiten kann, ist auch in diesen Fällen die Aussagekraft der oberirdischen Fließpfade gering. 

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