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Kino-Premiere: Caligari zeigt „Jüdisches Glück“
Eine Kino-Premiere mit Filmeinführung gibt es am Donnerstag, 24. November, um 20 Uhr in der Caligari Filmbühne, Marktplatz 9. Gezeigt wird der Film „Jüdisches Glück“, UdSSR 1925, Regie: Alexander Granowski, Musik (2022): Masha Khotimski, s/w - restaurierte Fassung - Koproduktion ZDF/ARTE, Filmmuseum München, 2eleven music film, mit Solomon Michoels (Menachem Mendel), Sascha Epstein (Jossele, sein Sohn), Moissei Goldblat (Salman, sein Assistent), Tewje Chasak (Kimbak),Tamara Adelheim (Bella, seine Tochter) und vielen mehr. ARTE strahlt den Film am Montag, 28. November, um 23.30 Uhr aus.
Zum Film und seiner Entstehung
Der Film erzählt die Geschichte von Menachem Mendel aus dem ukrainischen Schtetl Berdytschiw. Er hat große Träume, aber keinen beruflichen Erfolg. Schließlich versucht er sich als ‚Schadchen‘, wie im Jiddischen die Heiratsvermittler heißen. Diese Dienste bietet er dem reichen Kimbak an, der seine aufmüpfige Tochter Bella verheiraten möchte. Menachem hat sich mit einem anderen Heiratsvermittler zusammengetan, Reb Uscher aus Jarmolynz, der ebenfalls auf der Suche nach einer Partie für seinen Auftraggeber ist. Allerdings sucht Uscher einen Bräutigam und keine Braut, diese Kleinigkeit ist Menachem entgangen. Die Missverständnisse nehmen ihren freien Lauf.

Der Film ist ein einmaliges Dokument der jüdisch-ukrainischen Kulturgeschichte, gedreht an Originalschauplätzen und ukrainischen Zentren des jüdischen Lebens wie Berdytschiw, Odessa, Letytschiw. Legendär ist die lange, im Hafen von Odessa gedrehte Traumszene, in der sich Menachem als versierter Heiratsvermittler ausgibt. Die Schauspieler stammen vorwiegend aus dem Jüdischen Theater Moskau GOSET. Einige Mitglieder der Filmcrew wurden Opfer der innenpolitischen Terrors der Stalin-Ära, wie der Autor des Drehbuchs, Isaak Babel, oder der Hauptdarsteller Solomon Michoels selbst, der 1948 ums Leben kam, alles deutet auf einen Mordauftrag von Stalin hin.

Die neue Musikfassung von Masha Khotimski
Die neue Musik stammt von der ukrainischen Komponistin Masha Khotimski. Sie hat in ihre Musik authentische Gesangsaufnahmen aus den 1910er Jahren einbezogen, die im Gebiet der heutigen Ukraine aufgezeichnet wurden. Wahrscheinlich entstanden die Aufnahmen im Rahmen einer Expedition der „Gesellschaft für jüdische Geschichte und Ethnographie“ unter Leitung des jüdischen Schriftstellers Sholem An-Ski. Er unternahm mit einer Gruppe von Ethnologen und Künstlern von 1911 bis 1914 eine systematische Quellensammlung in den damaligen jüdischen Siedlungsgebieten des zaristischen Russlands und nahm auf Phonographen liturgische Lieder, Geschichten und Volksmusik auf. Ein Teil der Tonaufnahmen ist in der Vernadskii Nationalbibliothek von Kiew erhalten.

Die Gesangsaufnahmen sind teils Lieder, teils chassidische Nigun-Gesänge, die gerade in den ukrainisch-jüdischen Gemeinden gepflegt wurden und die sich dort seit dem 18. Jahrhundert entwickelt haben. Es sind einfache Melodien, die endlos variiert werden und die die Sänger in Trance als mystische Gotteserfahrung versetzen. „Die chassidischen Niguns (Melodien - Hebräisch) ist eine Ausdrucksweise, fast ohne Musik, manchmal mit rhythmischem Klatschen und sogar einem edlen Pfeifen. Die Instrumentalbegleitung fehlt, das liegt hauptsächlich am Schabbat, an dem es verboten ist, Instrumente zu spielen. Hier sind Worte überflüssig, es ist eine Improvisation, ein ständiger Neubeginn, denn Melodien der Niguns brauchen eine andauernde Variation - so wie die Welt jeden Moment sich erneuert, verändert.

„Der Ton dieser historischen Nigun-Gesänge ist der Klangteppich, diese Töne kommen und gehen, sie führen einen ständigen Dialog mit dem Film, mal lauter, mal leise, unruhig, dramatisch, flüsternd, erfreuend. Es entsteht eine neue musikalische Ausdrucksweise, welche sich aus diesen Gesängen entwickelt. Die Vorahnung, dass diese gemütliche Welt bald verschwindet, war der Schlüssel meines Konzeptes der Musik. Die Begegnung der Instrumente wie Trompete, Schlagzeug, Keyboard, Bass, Sounddesign mit den historischen Aufnahmen, verwandeln sich in eine neue musikalische Sprache. Zwischen diesen verschiedenen Klängen entwickelt sich ein neuer Dialog.“ (Masha Khotimski)

Der Regisseur Alexei Granowski (Avrom Azarch)
Alexei Granowski (1890 in Moskau - 1937 in Paris). Granowski stammte aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Nach einer Theaterausbildung in St. Petersburg und München arbeitete er zunächst als Theaterregisseur in Riga, anschließend studierte er Filmregie in Schweden. 1919 gründete er im damaligen Petrograd das jüdische Theaterstudio, ab 1920 war diese Institution in Moskau, in der vorwiegend Stücke in jiddischer Sprache aufgeführt wurden. 1929 blieb Granowski nach einer Gastspielreise in Deutschland, arbeitete für Max Reinhardt. Er drehte insgesamt sechs Filme, von denen „Jüdisches Glück“ der bedeutendste ist. Granowski starb mit nur 47 Jahren 1937 in Paris.

Die Komponistin Masha Khotimski
Masha Khotimski (*1980 in Kiew) erhielt ihre musikalische Ausbildung an den Musikhochschulen Nürnberg und München, 2009 legte sie ihr Meisterklassendiplom ab. Seitdem ist sie als freischaffende Musikerin aktiv, komponiert Ensemblemusik und hat zahlreiche Filme vertont, vor allem Kino-Dokumentarfilme und Doku-Reihen für den Bayerischen Rundfunks, ORF und 3sat. Eine besondere Leidenschaft verbindet Masha Khotimski mit dem Stummfilm, wofür sie einige Aufträge vom Filmmuseum München bekam. Ihre Musik für den georgischen Stummfilmklassiker „Das Salz Swanetiens“ von Michal Kalatozov entstand als Auftragswerk der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und erlebte 2021 seine Fernsehpremiere auf ARTE.

Termine
Live-Premiere: Sonntag, 13. November, 18 Uhr, Synagoge Ichenhausen/Jüdische Kulturwoche Schwaben;
Kino-Premiere: Donnerstag, 24. November, 20 Uhr, Filmbühne Caligari Wiesbaden, vor dem Film findet ein Einführungsgespräch mit der Komponistin über ihre Arbeit mit den historischen Tonaufnahmen statt;
TV-Premiere auf ARTE: Montag, 28. November, 23.30 Uhr.

Kontakt
ARTE Fiktion im ZDF, Nina Goslar, 55100 Mainz, 06131 7012407, 0151 12659894, goslar.n@zdf.de.

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Herausgeber:
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Jüdisches Glück - Bräute für Amerika
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Jüdisches Glück - Hochzeit in Sicht
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