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Rambacher Dampf-Waschanstalt Emil Renson & Söhne

Zur Versorgung der Hotels der Kurstadt mit hygienisch sauberer Wäsche gründete Emil Renson – Unternehmer, Erfinder und Hoflieferant des Kaisers – in Rambach eine der ersten modernen Großwäschereien Deutschlands.

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Die Rambacher Dampf-Waschanstalt Emil Renson (später Emil Renson & Söhne) gehörte zu den ersten modernen Großwäschereien Deutschlands. Sie wurde 1882 gegründet, mit gutem Gespür für die Bedürfnisse der aufstrebenden Weltkurstadt Wiesbaden. Mit dem rapiden Wachstum der Stadt und den damit einhergehenden strengeren Hygienevorschriften im Kampf gegen Epidemien wie Cholera wurde ein zuverlässig keimfreier Wäschestatus lebenswichtig. Die technische Errungenschaft der Dampfwäscherei konnte infolge gründlichen Kochens mit hochgespanntem Dampf diese hygienische Sicherheit gewährleisten. Zusätzlich bot sie den Vorzug einer schonenden Textilsäuberung, insbesondere durch die Zirkulation des Dampfes anstelle von mechanischer Reibung wie bei allen anderen Waschmaschinen dieser Zeit. Für die Erfindung der „Martin’schen Waschmaschine“, auf die er Musterschutz besaß, wurde Emil Renson bereits 1881 auf der Patentausstellung in Frankfurt – der besonderen Wäscheschonung wegen – ausgezeichnet. Sein Fachwissen und sein Unternehmergeist wurde Emil Renson (1847–1924), geboren in Wandre (Belgien), von seinem Vater Etienne Renson (1809–1890), einem Dampfkesselfabrikanten, in die Wiege gelegt. Dieser war 1856 als belgischer Experte ins Ruhrgebiet geholt worden, um zusammen mit dem Industriellen Heinrich Moenting die Dampfkesselfabrik Renson & Moenting zu errichten, das erste Eisen verarbeitende Werk in Gelsenkirchen. Seine Frau Maria Euwens (1856–1922), hatte Emil Renson 1875 in Gelsenkirchen geheiratet. Auch der älteste Sohn Armand (1876–1948), genannt Hermann, wurde dort geboren, bevor die Familie ins Rhein-Main-Gebiet zog.

Rambach war für sein weiches Wasser bekannt und ideal als Wäschereistandort. Dazu kam ein großes Rasenareal von 7.500 qm zur Naturbleiche. Schon bald avancierte die Dampf-Waschanstalt Emil Renson zum Hoflieferanten des Kaisers. Viele Menschen, auch aus den umliegenden Dörfern, verdienten bei Emil Renson ihren Lebensunterhalt, vor allem Frauen, die als Manglerinnen und Büglerinnen arbeiteten. Unter Mithilfe seiner Ehefrau und später auch seiner Söhne Hermann und Emil vergrößerte sich der Kundenkreis der Wäscherei immer weiter. Ihre Blütezeit war eng verbunden mit der Hochzeit Wiesbadens als internationale Kurstadt. Nahezu alle größeren Hotels der Region zählten zum Kundenstamm. Zum Transport der Wäsche stand ein eigener Pferdefuhrpark zur Verfügung. Das Einzugsgebiet erstreckte sich bis in den Taunus nach Kronberg und bis auf die andere Rheinseite nach Ingelheim; in Mainz wurde eigens eine Wäsche-Übergabestelle eingerichtet. 1910 war die Waschanstalt in der Lage, täglich 75.000 Servietten vollständig schrankfertig anzuliefern. Sie besaß zwei Dampfkessel, zwei Dampfmaschinen, acht Waschmaschinen, acht Zentrifugen und acht Dampfmangeln. Neben dem vorzüglichen Quellwasser aus dem Taunusgebirge werde nur beste Seife verwendet, verkündete stolz die Werbung.

Mit den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Kurstadt wandelte sich auch die Situation der Rambacher Waschanstalt. Seit dem Ersten und insbesondere dem Zweiten Weltkrieg waren die Aufträge rückläufig. Daran konnte auch die stetige Modernisierung der Wäscherei nichts ändern. Verstärkt wurde nach 1945 modernisiert, als die Waschmaschinen auf Elektromotoren umgestellt wurden. Die Wäsche wurde nun mit Lastern, später mit VW-Bussen transportiert. Noch Anfang der 1960er-Jahre investierte man in einen Kessel und einen neuen Brunnen. Doch all dies konnte die Schließung des nun von der 3. Generation geführten Familienbetriebs im Jahr 1966 nicht aufhalten. Der Markt für eine gewerbliche Wäscherei dieser Größenordnung fehlte. Eine 93-jährige ehemalige Mitarbeiterin aus Rambach erzählte, sie träume noch manchmal von den alten Zeiten, vom fröhlichen Gesang trotz der Hitze beim Bügeln der feinen Biesen an den Hemden – das eine Kunst für sich war – und davon, dass „der Renson“ wieder eröffnet hätte. Dies ist zwar nicht geschehen, aber in der Figur des Wäschereibesitzers „Maison“ alias Renson lebt er weiter, im Roman „Hotel Petersburger Hof“ von Hans Dieter Schreeb, zur Zeit der kaiserlichen Kurstadt.

Die Ruhestätte von Emil Renson befindet sich auf dem Friedhof in Rambach.