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Hoffmann, Philipp

Architekt

geboren: 23. November 1806 in Geisenheim
gestorben: 3. Januar 1889 in San Remo, Italien


Details

Philipp Hoffmann wurde als erstes Kind des Fürstlich Metternich’schen Amtmanns Johann Jakob Hoffmann (1772 – 1838) und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Hertling (1788 – 1849), geboren. Er entstammte einer angesehenen Familie von höheren Beamten, Musikern und Gelehrten. Nach überwiegend privatem Unterricht nahm er 1826 das Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste in München auf, wo Friedrich von Gärtner (1791 – 1847) sein wichtigster Lehrer war. Bildungsreisen führten Hoffmann zunächst nach Berlin, Wien und Italien, bevor er, bereits 1830 als „Bauaccessist“ (Bauassessor) in den Dienst des Herzogtums Nassau eingetreten, 1832 seine Dienstgeschäfte aufnahm.1866 wurde er wie fast alle Beamten in den preußischen Staatsdienst übernommen, 1870 als königlicher Oberbaurat in den Ruhestand versetzt und im Jahr 1886 mit dem von Kaiser Wilhelm I. verliehenen Titel eines „Geheimen Ober-Hof-Bauraths“ geehrt. Neben Georg Christian Carl Boos, seit 1835 in nassauischem Staatsdienst, ist Hoffmann der bedeutendste Baumeister des romantischen Historismus in Wiesbaden. Sein Werk ist jedoch umfangreicher und vielfältiger als das von Boos. Als erstes größeres Werk schuf er in Geisenheim die Doppelturmfront und die zwei westlichen Joche sowie das Mittelschiffgewölbe der katholischen Pfarrkirche Heilig Kreuz (1834 – 1839), des so genannten „Rheingauer Doms“, im Stil der Neugotik, den er durchaus beherrschte.

Um so weniger verständlich ist es, dass er eines seiner Hauptwerke, die Kirche St. Bonifatius auf dem Luisenplatz in Wiesbaden (1843 – 1849), für romanisch hielt, nur weil er darauf bedacht war, den Spitzbogen zu vermeiden. Dabei hatte er 1840 bis 1844 die Kapelle auf Burg Rheinstein in den reinen Formen der Neugotik erschaffen und von 1845 bis 1847 die Restaurierungsarbeiten an der spätgotischen St. Michaelskapelle in Kiedrich geleitet, was ihm allerdings die Kritik des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung einbrachte. Nach dessen Ansicht hatte er zu viel mittelalterliche Originalsubstanz ausgewechselt. Während der Planung der wegen Geldmangels erst 1866, also nach Vollendung der Marktkirche, fertig gestellten Türme der Bonifatiuskirche muss er wohl den Unterschied von Romanik zu Gotik erkannt haben, denn diese folgen wie die fünf Türme der Marktkirche dem berühmten gotischen Turm des Freiburger Münsters.

Ein zweites, die Stadt mit ihren fünf goldenen Kuppeln krönendes Hauptwerk ist die Russisch-orthodoxe Kirche St. Elisabeth (auch Griechische oder Russische Kapelle genannt) auf dem Neroberg, errichtet 1846 bis 1855 als Grabkapelle für die jung verstorbene Elisabeth Michailowna Romanowa, Herzogin von Nassau. Eine Studienreise nach Russland vermittelte ihm die historischen Bauformen einer Kreuzkuppelkirche, die er jedoch mit seinen Erinnerungen an italienische Zentralbauten der Renaissance verband. Von allen damals entstehenden russischen Kirchen hat die Wiesbadener russisch-orthodoxe Kirche als einzige eine besondere kulturelle nationale Bedeutung.

Das hätte auch der 1863 bis 1869 von Hoffmann erbauten Synagoge am Michelsberg wegen ihrer orientalisierenden, malerisch reich verzierten Gestalt zugestanden, wäre sie nicht in der Reichspogromnacht 1938 vernichtet worden. Neben den genannten Gebäuden seien noch der runde Aussichtstempel auf dem Neroberg (1851/1852) erwähnt, die Restaurierung und Neudekoration der 1854 durch Brand zerstörten Räume des Regierungsgebäudes (1855 – 1857), die Elementarschule auf dem Schulberg (1861 – 1863; das heutige Kunsthaus) und das Waterloo-Denkmal auf dem Luisenplatz (1865). Als Beamter im Dienste des Königreichs Preußen erbaute er 1868 bis 1871 die Kaiser-Wilhelms-Heilanstalt am Schlossplatz sowie in Bad Schwalbach (bis 1927 Langenschwalbach) das Kurhaus (1873 – 1879) und die Englische Kirche (1874). Philipp Hoffmann hinterließ ein besonders reichhaltiges, vielseitiges und phantasievolles Lebenswerk. Erhalten blieben Skizzenbücher mit Studien zu Bauten und Stilen aller Epochen sowie eine Vielzahl von Zeichnungen und Aquarellen. Er war engagiertes Mitglied mehrerer Vereine, darunter 1847 Gründungs- und Vorstandsmitglied der „Gesellschaft von Freunden bildender Kunst“, des späteren Nassauischen Kunstvereins e.V.. Bestattet wurde er auf dem Alten Friedhof an der Platter Straße, wo heute noch ein Gedenkstein an ihn erinnert.

Literatur