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Maaß, Johannes

Maaß, Johannes

Pädagoge, Publizist, Kommunalpolitiker

geboren: 27.02.1882 in Dorndorf (Kreis Limburg)

gestorben: 24.04.1953 in Giengen a. d. Brenz


Artikel

Der Sohn eines Land- und Gastwirts studierte nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer am Königlichen Schullehrerseminar in Montabaur seit 1907 dank einer Sondergenehmigung in Berlin vor allem Germanistik, Geschichte, Soziologie, Philosophie, Kunstgeschichte und Völkerkunde. 1909 verließ Maaß die Universität ohne Abschluss, da kein Abitur vorlag. Im selben Jahr heiratete er die Lehrerin Anna Keutgen, mit der er drei Kinder bekam– Hanne, Hermann und Hedwig (Hedwig Schmitt-Maaß), und wurde als Volksschullehrer in Biebrich eingestellt.

1911 wechselte er nach Wiesbaden, wo er im darauf folgenden Jahr den lokalen Zweigverein des Deutschen Volksschullehrer-Vereins gründete. Nach kurzzeitigem Militärdienst in Mainz 1914/15 und vorübergehender Mitgliedschaft in der Deutschen Volkspartei 1919 zur SPD übergetreten, diente er seiner neuen Heimatstadt fortan unter anderem als ehrenamtlicher Stadtrat.

1920 Gründungsmitglied des Volkshochschulbundes Wiesbaden und Umgebung, wurde Maaß im folgenden Jahr zu dessen Vorsitzendem gewählt. Ebenso übernahm er den Vorsitz der örtlichen Gewerkschaft deutscher Volkslehrer. Damals hatte er bereits mehrere Broschüren und Aufsätze zu pädagogischen Themen publiziert. 1924 wurde der zeitweilige Schriftleiter von „Der Volkslehrer“ Geschäftsführer und Studienleiter der Volkshochschule. Die wegen der Weltwirtschaftskrise und der immer bedrohlicher werdenden NS-Bewegung seit 1929 zunehmend schwierigen Jahre vermochte Maaß, von 1930 an hauptamtlicher Leiter der Volkshochschule und ab 1931 zusätzlich Lehrer an der Blücherschule, zunächst noch mit Bravour zu meistern.

Die Zerschlagung der Volkshochschule durch die Nationalsozialisten konnte er 1933 jedoch nicht verhindern, obwohl er vor seiner Entlassung als Geschäftsführer sogar noch zum Schein vom Vorsitz des Volkshochschulbundes zurückgetreten war und seinen Austritt aus der SPD erklärt hatte. Die Jahre der NS-Diktatur waren für ihn geprägt durch Berufsverbot, Haussuchungen, Polizeiaufsicht, Verhöre und Verhaftungen. Trotzdem hielt er unauffällig Verbindungen zu politischen Gesinnungsfreunden aufrecht, peripher selbst zum örtlichen SPD-Widerstand. Überdies setzte er sich couragiert über Observation, Schreibverbot und Zensur hinweg, um spätestens seit 1942 umfangreiche reformpädagogische Ausarbeitungen zu verfassen, wichtig für die Zeit nach Hitler. Im Anschluss an den gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 geriet er in die reichsweite Rasterfahndungsaktion „Gewitter“ und wurde mehrere Monate lang im KZ Dachau drangsaliert.

1945 engagierte sich Maaß mit aller Kraft für den demokratischen Wiederaufbau, so als Vorsitzender des basisdemokratisch gebildeten Aufbau-Ausschusses Wiesbaden und sodann des daraus entwickelten Bürgerrats, desgleichen als Vorsitzender der hiesigen SPD sowie in der provisorischen Landesleitung dieser Partei für Hessen und Hessen-Nassau und dann im Präsidium der SPD Groß-Hessen.

Ebenfalls 1945 zunächst durch die US-Militärregierung bzw. durch Oberbürgermeister Georg Krücke zum Schul- und Kulturdezernenten bestimmt, fungierte er von 1946 bis 1953 als hauptamtlicher Stadtrat für Schule, Volksbildung und Sport. In dieser Funktion kümmerte er sich zielstrebig um die Förderung vor allem des allgemeinbildenden Schulwesens wie auch beispielsweise der Volkshochschule Wiesbaden, die er gemeinsam mit dem Direktor der Nassauischen Landesbibliothek, Franz Götting 1946 wieder gründete und dann vorläufig auch wieder leitete. Nach dem Zeugnis seines politischen Schülers und Freundes Georg Buch starb der wegen seines sozialen Engagements und seiner politischen Geradlinigkeit in seinem Umfeld hoch geschätzte Philanthrop „an den Folgen eines Leidens, dessen Wurzeln im Konzentrationslager gelegt worden waren“. Die Trauerfeier fand am 7. Juni 1953 im Hessischen Staatstheater statt. Seine Urne wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Der Nachlass von Johannes Maaß, nach dem in Wiesbaden eine Grundschule sowie eine Straße benannt sind, befindet sich im dortigen Stadtarchiv, ein Teilnachlass im Hessischen Hauptstaatsarchiv.

Literatur