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Moller, Georg

Architekt, Stadtplaner, Denkmalpfleger

Georg Salomon Hermann Moller

geboren: 22. Januar 1784 in Diepholz
gestorben: 13. März 1852 in Darmstadt


Details

Georg Moller gilt neben Karl Friedrich Schinkel und Leo von Klenze als bedeutender deutscher Architekt in der Zeit des Klassizismus und der Romantik. Besonders hervorzuheben ist sein Erfindungsreichtum als Schöpfer großzügiger Raumkompositionen.

Moller stammte aus einer alten Pastoren- und Gelehrtenfamilie mit skandinavischen Wurzeln. Der Vater, Levin Adolf Moller (1757 – 1825), war Jurist in Celle, dann Advokat und Stadtrichter in Diepholz; die Mutter, Elisabeth Sophie von Castelmur (1761 – 1795), stammte aus einem Schweizer Adelsgeschlecht.

Nach Abschluss des Gymnasiums begann Moller 1800 in Hannover seine berufliche Ausbildung im Baubüro von Christian Ludwig Witting, der 1801 zum Hofbaumeister ernannt wurde. Hier fiel er dem vorübergehend in Hannover weilenden Architekten Friedrich Weinbrenner (1766 – 1826) auf, dem er 1802 als Stipendiat der hannoverischen Regierung nach Karlsruhe folgte.

Während des mehrjährigen Studiums an dem von Weinbrenner privat eingerichteten Kolleg erwarb er sich gründliche theoretische Kenntnisse auf dem Gebiet der klassizistischen Architektur sowie praktische Erfahrungen bei der Mitarbeit an Projekten Weinbrenners wie der Planung und dem Ausbau der Stadt Karlsruhe. 1807 brach er zu einer Studienreise nach Italien und hier vor allem nach Rom auf, wo er in einem illustren Kreis von Malern, Bildhauern und Architekten verkehrte. Sein fachliches Interesse galt in erster Linie dem Studium der Konstruktionen der frühchristlichen Basiliken. Ende 1809 kehrte er über Paris nach Karlsruhe zurück.

Im Februar 1810 wurde Moller in Darmstadt als Hofbaumeister eingestellt und noch im selben Jahr von Großherzog Ludwig I. von Hessen zum Baurat ernannt. Er ließ sich in Darmstadt nieder, heiratete 1811 Amalie Hessemer (1780 – 1839), die Witwe von Ludwig Merck, einem Mitglied der bekannten Darmstädter Familie, und nach deren Tod seine Großnichte Helene Hille (1810 – 1873).

1812 wurde er bereits Oberbaurat, 1831, unter Großherzog Ludwig II., Hofbaudirektor und schließlich 1844 Oberbaudirektor. Damit stand er an der Spitze des Bauwesens im Großherzogtum Hessen. Anregungen für sein baukünstlerisches Schaffen erhielt er auf Reisen nach Paris, Berlin, England und München.

Der Aufstieg Darmstadts zur Residenz erforderte eine Stadterweiterung und in großem Umfang die Errichtung repräsentativer öffentlicher Bauten und privater Wohnungen. Zu Mollers Hauptwerken in Darmstadt zählen neben der Planung und der Anlage der Neustadt, der so genannten „Mollerstadt“, die ehemalige Freimaurerloge (1817/1818), das ehemalige Hoftheater (1818 – 1820) und die Ludwigskirche (1820 – 1827), der erste katholische Sakralbau Darmstadts nach der Reformation. Ein das Stadtbild heute noch prägendes Werk ist das Ludwigsmonument auf dem Luisenplatz (1841 – 1844).

Außerhalb Darmstadts entwarf er für Mainz die Ostkuppel des Domes (1828) und das heutige Staatstheater (1829 – 1833) und für Wiesbaden das Stadtschloss, den Sitz des Hessischen Landtags. Der klassizistische Bau entstand von 1837 bis 1842 als Residenz der Herzöge von Nassau. Herzog Wilhelm von Nassau hatte Moller 1837 mit der Erstellung von Plänen für einen Neubau am Marktplatz beauftragt. Dieser fand eine anspruchsvolle Ecklösung, die für das Gebäude und den Platz bestimmend war. Die Bauleitung wurde dem Wiesbadener Baumeister Richard Goerz übertragen. 1837 wurde der Grundstein gelegt, doch sollte Herzog Wilhelm die Fertigstellung nicht mehr erleben. Sein Sohn, Herzog Adolf von Nassau, bezog Ende 1842 das fertig gestellte Gebäude. Moller arbeitete auch für die Landgrafen von Hessen-Homburg sowie für Klemens Wenzel Lothar Fürst von Metternich, dessen Schloss Johannisberg im Rheingau er modernisierte.

Neben seiner Tätigkeit als Architekt war Moller auch als Denkmalpfleger und Ingenieur tätig. Dem Geist seiner Zeit, der Romantik entsprechend, erforschte er die Bauten des Mittelalters und war neben Sulpiz Boisserée, mit dem er seit 1811 befreundet war, maßgeblich an der Wiederauffindung des gotischen Baurisses der Hauptfassade des Kölner Doms beteiligt, dessen eine Hälfte 1814 in Darmstadt und dessen andere Ende 1815 in Paris entdeckt wurde. Das Ergebnis der Auseinandersetzung Mollers mit mittelalterlichen Bauwerken ist die Reihe der „Denkmaehler der deutschen Baukunst“, die er von 1815 bis 1849 in einzelnen Lieferungen publizierte und die er schließlich in drei Bänden zusammenfasste. In der Einleitung zum ersten Band (1821) gab er die von Großherzog Ludwig I. 1818 erlassene, erste umfassende Verordnung in Deutschland zu Schutz und Pflege der „Denkmäler der Baukunst“ in einer Fußnote wieder. Mollers Interesse am Ingenieurwesen und an der Verwendung neuer Baustoffe bezeugen seine „Beiträge zu der Lehre von den Construktionen“ (1833-1843).

Im Laufe seines Lebens erhielt Moller zahlreiche Ehrungen. So war er Mitglied der Akademien der Künste in Berlin (seit 1818), in Kopenhagen (seit 1839) und Wien sowie Member of the Royal Institute of British Architects (seit 1834). 1820 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg und seit 1831 war er Ehrenbürger von Mainz.

Literatur