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Orgeln

Wiesbaden verfügt über eine große Zahl historischer Orgeln, die nicht allein in Kirchen zu finden sind. Die Marktkirche besitzt das älteste und zugleich größte Instrument in der Innenstadt, es wurde 1863 eingebaut. Die meisten Orgeln wurden seit der Mitte der 1960er-Jahre in den neu errichteten Kirchen und Gemeindezentren der Stadt aufgestellt.

Details

Orgeln stehen nicht nur in christlichen Kirchen, sondern auch in weltlichen Räumen, z. B. im Thiersch-Saal des Kurhauses, in der Trauerhalle des Südfriedhofs, in der Aula der Elly-Heuss-Schule, im Landesmuseum (Museum Wiesbaden) und in mehreren Privathäusern. Die Wiesbadener Orgelgeschichte ist reich an historischen Instrumenten, weil es nur vergleichsweise wenige Kriegsschäden gab. Allerdings wurden viele Orgeln im Laufe der Zeit verändert, um sie den jeweils aktuellen Klangvorstellungen und technischen Möglichkeiten anzupassen. Mittlerweile sind aber auch Instrumente restauriert und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt worden.

Die größte und zugleich älteste Orgel der Innenstadt steht in der Marktkirche. Sie wurde kurz nach der Weihe der Kirche im Jahr 1863 von der Firma Walcker aus Ludwigsburg eingebaut. Das imposante Gehäuse sowie ein Großteil der Pfeifen und einzelne Windladen sind erhalten. Sie wurde mehrfach umgebaut, vergrößert und technisch verändert; derzeit verfügt sie – zusammen mit der 1982 eingebauten Chororgel – über 85 Register. Die Traktur ist elektrisch und mit den neuesten Spielhilfen ausgestatten, unter anderem mit einer Selbstspielanlage. Die Firma Walcker baute noch vier weitere große Instrumente, wovon drei erhalten geblieben sind:

Die Orgel der Lutherkirche (1911, III/50) wurde 1987 und 2012 aufwändig restauriert und rekonstruiert, die Orgeln der Ringkirche (1894, heute III/37) und der Biebricher Oranier-Gedächtnis-Kirche (1905, III/42) wurden stark verändert. Drei große Wiesbadener Orgeln stammen in ihrem Kern aus der Nachkriegszeit: die Steinmeyer-Orgel im Kurhaus (1954, III/48), die Späth-Orgel in St. Elisabeth (1962, heute IV/55) und die Seifert-Orgel in St. Bonifatius (1954, heute III/52). Die letzten beiden Instrumente wurden später stark verändert: 1985 erhielt St. Bonifatius ein neues Orgelgehäuse, neue Windladen mit mechanischer Traktur und viele neue Register (darunter auch drei 1998 nachgerüstete elektronische Pedalregister); 1990 wurde die Orgel in St. Elisabeth in den Altarraum versetzt und ebenfalls mit neuen Gehäusen, Laden und Registern ausgerüstet.

Der größte Teil der Wiesbadener Orgeln wurde zwischen 1965 und 1985 erbaut, als auch viele Kirchen und Gemeindezentren errichtet wurden, vor allem in neuen Stadtteilen und Vororten. Daneben gibt es aber noch einen reichen Bestand an alten, meist kleinen Instrumenten, die in den alten Dorfkirchen die Jahrhunderte oft mit nur wenigen Veränderungen überstanden haben. Die ältesten Orgeln stehen in FrauensteinNaurod (1735) und Erbenheim (1790), sie sind alle einmanualig (aber mit Pedal) und stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Zwei kleine barocke Orgeln finden sich außerdem im Landesmuseum (1750) und in einem Privathaushalt (1730). Aus dem späten 19. Jahrhundert sind Instrumente in Medenbach (1876), Breckenheim (1878), Sonnenberg (1883), Nordenstadt (1886), Auringen (1890), Dotzheim (1893), Delkenheim (1894) und Igstadt (1904) erhalten geblieben. Drei davon stammen vom Orgelbauer Christian Friedrich Voigt (bzw. seinem Sohn Heinrich) aus Igstadt, der viele Instrumente in der Rhein-Main-Region aufstellte. Zuvor hatten sich in Wiesbaden die Orgelbauer Gebr. Mahr niedergelassen, von denen aber hier nur das Erbenheimer Instrument von 1790 erhalten geblieben ist. Seit 1986 werden in Wiesbaden neue Orgeln wieder nach historischen Fertigungsmethoden aufgestellt (mechanische, aufgehängte Trakturen, selbsttragende Vollholzgehäuse), dabei kamen auch französisch-elsässische Firmen zum Zug.

Insgesamt ergibt sich ein sehr buntes Bild an Orgeln unterschiedlicher Größe, Bauzeit, klanglicher Ausrichtung, technischer Ausstattung und Qualität. Die große Zahl historischer Instrumente aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ist in Deutschland nur selten anzutreffen.

Literatur