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Schön, Helmut

Schön, Helmut

Fußballspieler, Bundestrainer

geboren: 15.09.1915 in Dresden

gestorben: 23.02.1996 in Wiesbaden


Artikel

Helmut Schön ist der bis heute erfolgreichste Bundestrainer in der Geschichte des deutschen Fußballs. Als einziger Cheftrainer der Männer-Nationalmannschaft hat er sowohl die Weltmeisterschaft (1974) als auch die Europameisterschaft (1972) gewonnen.

Darüber hinaus stand der „Mann mit der Mütze“ in je einem weiteren Finale der beiden wichtigsten Wettbewerbe des Weltfußballs. Über seine Erfolge als Trainer und zuvor als höchst erfolgreicher Torjäger mit 17 Toren in 16 Länderspielen sowie je zwei deutschen Meisterschaften und Pokalsiegen in den 1940er-Jahren mit dem Dresdner SC hinaus ist Schön auch ein hochinteressantes Beispiel für eine deutsch-deutsche Biographie der Nachkriegszeit. Obwohl er mehrfach aufgefordert wurde trat Schön weder der NSDAP, noch der SS bei ohne sich hierfür aber zum Widerstandskämpfer zu stilisieren. Gleichwohl war er Mitglied des Reichskolonialbundes.

Aufgewachsen in Dresden, siedelte er Anfang der 1950er-Jahre vorrangig aus sportlichen Gründen in den Westen über. Beim damals in der Zweiten Liga spielenden Sportverein Wiesbaden 1899 e.V. fand er in der Saison 1951/52 für gut ein Jahr seine erste Anstellung als Trainer; er führte die Mannschaft auf Rang neun der Abschlusstabelle.

Die Stadt wurde in all den folgenden Jahrzehnten Heimat und Rückzugsort für den Fußballtrainer. „Wiesbaden gefiel mir, weil es mich so sehr an Dresden erinnerte: auch eine ehemalige Residenzstadt, auch eine Beamtenstadt, die schönen Anlagen, die Wälder ringsum ... Aber ich sah auch da sehr bald, dass es als Aufgabe noch etwas mehr geben könnte“, schrieb Schön in seinen 1978 erschienenen Erinnerungen.

Also verließ der Fußballlehrer die Stadt zum Zweck der Arbeit in Richtung Saarbrücken, wo er als Nationaltrainer des bis 1955 autonomen Saarlands fungierte. Doch seine neue Heimat bis ans Lebensende blieb Wiesbaden. Zunächst wohnte er im Trommlerweg, später in einem für diese Zeit klassischen Neckermann-Fertighaus in der Paul-Lazarus-Straße 2 im Stadtteil Klarenthal.

Wiesbaden war für Schön ein idealer Standort für seine Arbeit beim in Frankfurt ansässigen DFB, für den Schön von 1956 an zunächst acht Jahre als Assistenztrainer und später bis nach Ende der Weltmeisterschaft 1978 14 Jahre als Bundestrainer tätig war.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte der an Alzheimer erkrankte Schön in einem Pflegeheim. Der deutsche Fußball ehrte ihn mit einer Trauerfeier im Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Sein Grab befindet sich auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden. Im September 2009 benannte die Stadt das Sportgelände an der Berliner Straße zu Ehren des Wahl-Wiesbadeners in Helmut-Schön-Sportpark um.

[Der vorliegende Text wurde 2012 von Daniel Meuren für die gedruckte Version des Stadtlexikons Wiesbaden erstellt und 2023 von Dr. Katherine Lukat ergänzt]

Literatur