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Stadtbibliotheken Wiesbaden

Die Stadtbibliotheken gehen auf den 1872 gegründeten Volksbildungsverein Wiesbaden zurück. Zu ihnen gehören heute die Zentral- und Musikbibliothek, sechs Stadtteilbibliotheken sowie die Fahrbibliothek mit zwei Bussen. Jährlich werden rund 1,2 Millionen Bücher und Medien ausgeliehen.

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Die Stadtbibliotheken der Landeshauptstadt Wiesbaden blicken auf eine lange Geschichte zurück. Ihre Wurzeln sind im Jahr 1805 zu finden, als Hofbuchhändler Ernst Ludwig (Louis) Theodor Schellenberg im Schützenhof ein Lesemuseum einrichtete. 1872, in einer Zeit wirtschaftlicher und kultureller Blüte, wurde der eigentliche Grundstein für die heutige Stadtbibliothek gelegt: Der Volksbildungsverein Wiesbaden wurde gegründet und mit ihm eine Bibliothek, die von den Mitgliedern des Vereins unentgeltlich genutzt werden konnte. Es war eine Präsenzbibliothek, das heißt, die Bücher konnten nicht ausgeliehen, sondern nur vor Ort gelesen werden.

1934 übernahm die Kommune die Leihbüchereien des Volksbildungsvereins, um aus ihnen eine „Städtische Volksbücherei“ aufzubauen. Die Volksbücherei wurde in Personalunion mit der ebenfalls neu errichteten „Staatlichen Beratungsstelle für das volkstümliche Büchereiwesen für den Regierungsbezirk Wiesbaden“ verbunden. So entstand die erste städtische Bibliothek in der Schützenhofstraße. Jedermann konnte sie nutzen, doch noch immer waren die Bücher nicht frei zugänglich, sondern ein Bibliothekar entschied über die Erfüllung der Lesewünsche.

Die Jahre des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg waren durch eine starke Dezentralisierung der Stadtbibliothek geprägt. Selbst kleinste Vororte mit weniger als tausend Einwohnern erhielten eine Bibliothekszweigstelle mit einem Minimalbestand.

1966 zog die Bibliothek in die Mauritusstraße 13 um. Die größere Fläche wurde genutzt, um die Bibliothek nach modernsten Gesichtspunkten vollkommen neu zu gestalten. Bibliotheksleiter Henry Gerster gestaltete eine Freihandbibliothek, in der die Bücher thematisch geordnet und den Lesern zugänglich gemacht wurden. Das umfangreich auf 24 Zweigstellen angewachsene Bibliothekssystem wurde grundlegend neu strukturiert, eine moderne Fahrbibliothek mit zwei Bussen besuchte die Vororte und ersetzte die kleinsten Zweigstellen.

Die 1980er-Jahre brachten einen Umzug der Stadtbibliothek in das Weinandhaus an der Rathauspassage. Bibliotheksleiter Karl-Heinz Pröve holte zahlreiche namhafte Autorinnen und Autoren nach Wiesbaden. 1986 wurden die „Wiesbadener Literaturtage“ ins Leben gerufen.

Bibliotheksleiterin Irene Friedrich-Preuß führte die Bibliothek in die Moderne: In den 1990er-Jahren hielt die EDV Einzug in die Stadtbibliotheken und brachte eine elementare Serviceverbesserung. Der Buchbestand der Bibliothek konnte nun via Internet auch von zu Hause aus abgefragt werden. Sukzessive wurden die Räumlichkeiten aller Stadtteilbibliotheken saniert und neu möbliert, die Fahrbibliothek erhielt ein neues Konzept. Autorenlesungen und die „Wiesbadener Literaturtage“ wurden an das Literaturhaus Villa Clementine abgegeben, die Stadtbibliothek konzentrierte sich auf ihre Kernaufgaben, unterzog den Buchbestand einer gründlichen Revision, aktualisierte und strukturierte ihn vollkommen neu. Neue Leserschichten konnten begeistert werden. Im Jahr 2000 überstieg die Zahl der entliehenen Bücher erstmals die Millionengrenze.

Die Bedeutung der Leseförderung für Kinder in einer modernen Kommunikationswelt wurde erkannt, ein Konzept erarbeitet und in allen Bibliothekseinrichtungen umgesetzt. Die Nachhaltigkeit kontinuierlicher Arbeit wurde zur erfolgreichen Methode, Kinder auch aus bildungsfernen Schichten an Buch und Lesen heranzuführen.

2001 wurde die Stadtbibliothek Wiesbaden für ihr Konzept der „mobilen Grundschulversorgung“ mit dem „Hessischen Bibliothekspreis“ der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, dotiert mit 10.000 €, ausgezeichnet.

Das neue Jahrtausend brachte neue Herausforderungen. Internet und W-LAN hielten Einzug in die Bibliotheksräume, in denen früher noch Zettelkataloge und Folianten zu Hause waren. Welche Bedeutung kann eine Bibliothek in Zeiten von Google und Wikipedia noch haben? Die Bibliothek als Ort gewann an Bedeutung: Schülergruppen lernen hier gemeinsam, die Generation 70+ nutzt das Internet.

Zu Beginn des Jahres 2010 verteilen sich 375.000 Bücher und moderne Medien auf die Zentralbibliothek in der Innenstadt, die Musikbibliothek am Schillerplatz, die Fahrbibliothek mit zwei Bussen, integriert in die Stadtteilbibliothek Biebrich, sowie sechs weitere Stadtteilbibliotheken in Bierstadt, auf dem Freudenberg, in Klarenthal, Mainz-Kastel, Mainz-Kostheim und Schierstein. Im Jahr 2010 wurde die Stadtbibliothek Mitglied im Onleiheverbund Hessen. Seitdem finden die Besucher zusätzlich ein umfangreiches Medienangebot zum kostenlosen Download. Die Bibliotheken stehen der Bevölkerung insgesamt rund 240 Öffnungsstunden pro Woche zur Verfügung. Jedes Jahr werden rund 1,2 Millionen Bücher und Medien entliehen.

Im Frühjahr 2014 hat die Zentralbibliothek gemeinsam mit der Musikbibliothek und dem Medienzentrum ihre neuen Räumlichkeiten in der Mauritius-Mediathek in der Hochstättenstraße bezogen. Die Räumlichkeiten, gestaltet vom Architekturbüro Lengfeld+Wilisch in Darmstadt, integrieren das Bibliotheksangebot in eine hochwertige Ausstattung mit hoher Aufenthaltsqualität. Die architektonische Formensprache zitiert kostbar gefaltetes Papier an Brüstungen, Treppen und Servicetheken.

Der große Raum ist immer wieder durchbrochen und hat eine ruhige, überschaubare, sehr persönliche Atmosphäre. Moderne Kommunikationsangebote wie Sonic Chairs, Internetzugänge, Laptops und ein offenes W-LAN ergänzen das Bibliotheksangebot. Ebenfalls neu ist eine RFID-Technologie mit Selbstverbuchern und Selbstrückgabegeräten auch außerhalb der Öffnungszeiten, verbunden mit einer Buchsortieranlage

Literatur

Verweise