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Beau Site

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1776 soll am Neresbach eine Gipsmühle errichtet worden sein, und zwar dort, wo sich heute die Beau Site befindet. Ihr Erbauer war ein Hofkammerrat Strupler (oder Strüpler bzw. Steupler), der 1778 die Erlaubnis für einen gastronomischen Betrieb erhielt. 1838 gründete der Kaufmann Franz Kaspar Nathan am Ende des Nerotals eine Lohmühle, die 1845 in den Besitz von August Herz überging. 1850 erfolgte die Umwandlung in eine Kaltwasserheilanstalt. 1857 eröffnete Herz die Restauration, die erstmals 1863 mit dem Schriftzug »Beau Site« ihre Gäste erwartete. Wurde zunächst der ländliche Aufenthalt in der Kuranstalt Beau Site zur Herstellung der Gesundheit gepriesen, so waren es nach der Umwandlung in ein Ausflugsrestaurant nach 1877 die Lawntennisplätze und die reichhaltige Speisekarte des Restaurants und Wiener Cafés. 1907 erwarb die Stadt das Anwesen und verpachtete es an die Familie Cruziger, die seit 1905 auch das Neroberghotel betrieb.1915, während des Ersten Weltkrieges, wurde der »feindliche« französische Name Beau Site durch »Café Nerotal« ersetzt.

In den folgenden Krisenjahren ging es mit dem Café bergab. 1933 übernahmen Paul und Rosa Golonsky das heruntergewirtschaftete Ausflugslokal. Die Beau Site erlebte eine neue Blütezeit, doch war der Aufschwung nur von kurzer Dauer. Zu Beginn der 1940er-Jahre wurde die Beau Site geschlossen.

In der Folgezeit diente die Beau Site u. a. als Sitz einer Filmfirma und der Konfektionsfabrik Adler. Das große, als Park gestaltete Außengelände wurde dem Wiesbadener Tennis- und Hockeyclub zugeschlagen. Nach dem Auszug der Firma Adler stand das Gebäude bis 1983 leer, wurde 1986 zwangsversteigert und befindet sich seit 2012 wieder in Privatbesitz. Nach erfolgter Sanierung ist wieder ein Restaurant eingezogen.

Literatur

Baumgart-Buttersack, Gretel; Reiß, Thorsten: Nerotal 66. Die »Beau Site« und ihre wechselvolle Geschichte. In: Zeitzeugen II [S. 185–189].

Böhme, Nicola: »Beau Site« schließt seine Pforten. In: Wiesbadener Kurier 17.8.2012.

Horn, Günter/Reiß, Thorsten: Das Wiesbadener Nerotal, Wiesbaden 1998 [S. 45 ff.].