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Bekker vom Rath, Hanna (eigentlich Johanna Emy Adele), geb. vom Rath

Bekker vom Rath, Hanna (eigentlich Johanna Emy Adele), geb. vom Rath

Malerin, Sammlerin, Mäzenin, Kunsthändlerin

geboren: 07.09.1893 in Frankfurt am Main

gestorben: 08.08.1983 in Bad Nauheim


Artikel

Bekker vom Rath, deren Vater Walther vom Rath als Jurist dem Aufsichtsrat der Farbwerke Hoechst angehörte und deren Mutter Maximiliane, geb. Meister, aus der Gründerdynastie des weltbekannten Konzerns kam, wuchs in einer kunstsinnigen Atmosphäre auf. Sie erhielt Malunterricht bei Marie Steinhausen, der Frau des Schriftstellers Alfons Paquet, später bei Ottilie Wilhelmine Roederstein, die sie in den Kreis um den Akademiedirektor Adolf Hölzel empfahl. In Ida Kerkovius, einer Meisterschülerin Hölzels, gewann sie eine Lehrerin und Freundin fürs Leben. Der Stuttgarter Zirkel brachte ihr aktuelle Kunstauffassungen der Hölzel-Schüler Willi Baumeister, Oskar Schlemmer und Johannes Itten nahe. 1918 begegnete sie Paul Bekker. Das Paar heiratete 1920 und erwarb ein Haus in Hofheim. Von 1924 an sollte das von Kerkovius so benannte »Blaue Haus« zu einem Brennpunkt der Kunst werden. 1927 entfremdete sich das außergewöhnliche Paar. Seit 1928 intensivierte Bekker vom Rath ihre Begegnungen mit Alexej von Jawlensky, den sie porträtierte, wohingegen er Akte von ihr schuf. Die Gründung der »Vereinigung der Freunde der Kunst Alexej von Jawlenskys« 1929 war wesentlich ihre Tat.

Während der nationalsozialistischen Diktatur wirkte sie in Hofheim und Berlin als Vermittlerin der Werke verfemter Künstler. 1947 war sie Mitbegründerin des »Frankfurter Kunstkabinetts«. Von nun an führte sie als Markenzeichen ihren Doppelnamen. In Ausstellungen verhalf sie der während des Nationalsozialismus geächteten Kunst zu ihrem Recht. Seit den 1950er-Jahren machte Bekker vom Rath mit spektakulären Ausstellungsreisen als »Botschafterin der Kunst« von sich reden. Inzwischen war ihre Kunstsammlung zu einem beeindruckenden Ensemble herangewachsen; zu den frühen Erwerbungen zählten Plastiken von Wilhelm Lehmbruck und Alexander Archipenko. Die meisten Werke stammten von Schmidt-Rottluff, gefolgt von Kerkovius und Jawlensky. Ein kleiner Teil ist in die Sammlung des Museums Wiesbaden integriert worden.

Literatur

Hildebrand, Martin: Die Kunstsammlung der Hanna Bekker vom Rath I – IV. In: Wiesbadener Leben 37, 1988, H. 5, 6, 7, 10.

Zwischen Brücke und Blauem Reiter. Hanna Bekker vom Rath als Wegbereiterin der Moderne, bearbeitet von Roman Zieglgänsberger. Museum Wiesbaden (Hrsg.), Köln 2013.