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Bernus, Sigmund Adolf Franz von

Bernus, Sigmund Adolf Franz von

Evangelischer Pfarrer

geboren: 17.11.1882 in Frankfurt am Main

gestorben: 27.03.1959 in Wiesbaden


Artikel

Bernus entstammte einer Frankfurter Kaufmannsfamilie. Nach dem Studium der Theologie, unter anderem in Tübingen bei Adolf Schlatter und bei Martin Kähler in Halle, wurde er 1909 in Moers am Niederrhein ordiniert. 1911 heiratete er Madeleine, geb. Correvon, Tochter des Pfarrers der französisch-reformierten Gemeinde in Frankfurt. Der Ehe entstammen vier Töchter und ein Sohn.

1911 übernahm Bernus eine Pfarrstelle in Oberdreis im Westerwald, im Ersten Weltkrieg war er als Feldgeistlicher eingesetzt. 1921 wechselte er nach Dillenburg und trat am 01.12.1925 seinen Dienst als Pfarrer an der Wiesbadener Bergkirche an.

Besondere Bedeutung erlangte Bernus durch seinen mutigen Einsatz im kirchlichen Widerstand gegen die nationalsozialistischen Machthaber. Er wurde führendes Mitglied im Landesbruderrat der Bekennenden Kirche und Leiter des Kreisbruderrates Wiesbaden. Im Bergkirchenpfarrhaus fanden theologische Examina im Rahmen der Vikarsausbildung der Bekennenden Kirche statt, bei denen Bernus selber prüfte.

Die NSDAP-Kreisleitung bezeichnete ihn als den »kirchenpolitisch gefährlichsten Pfarrer Wiesbadens«. Die Zerstörung der Wiesbadener Synagoge im November 1938 bezeichnete er öffentlich im Gottesdienst als »Gotteslästerung«. Sein Engagement trug ihm mehrere Vorladungen zur Staatsanwaltschaft ein, seine große Popularität in der Wiesbadener Bevölkerung bewahrte ihn jedoch vor dem Schlimmsten.

Bernus war Martin Niemöller freundschaftlich verbunden, Niemöllers erster Weg in die Freiheit führt ihn im Mai 1945 ins Bergkirchenpfarrhaus zu Familie von Bernus.

Aufgrund seiner Integrität wurde Bernus in die vorläufige Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau berufen. Von 1951 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1953 nahm Bernus das Amt des Dekans von Wiesbaden-Stadt wahr. 1954 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Er wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt, Martin Niemöller hielt eine kurze Ansprache. Der große Saal im Gemeindehaus der Bergkirche ist nach Bernus benannt.

Literatur

Dokumentation zum Kirchenkampf in Hessen und Nassau, Darmstadt 1974–1996.

Wahrheit und Bekenntnis. Kirchenkampf in Wiesbaden 1933–1945. Hrsg.: Geißler, Hermann Otto/Grunwald, Klaus-Dieter/Rink, Sigurd/Töpelmann, Roger, Wiesbaden 2014 (Schriften des Stadtarchivs Wiesbaden 12).