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Biebricher Allee

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Die Biebricher Allee beginnt heute westlich des Hauptbahnhofs am Kaiser-Friedrich-Ring und führt nach Süden über die Adolfshöhe bis zum Herzogsplatz in Biebrich. Eine der beiden alten Hauptverbindungen zwischen Wiesbaden und Biebrich entstand aus dem begrenzten »Alten Mosbacher Weg«, der von dem nördlich von Biebrich gelegenen Mosbach über die »Hohl« (heutige Weihergasse), deren Verlängerung (heutige Volkerstraße) und über den Berg (heutige Steinberger Straße) in Richtung Wiesbaden führte.

Wenige Jahre nachdem Fürst Karl zu Nassau-Usingen seine Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegt hatte, ließ er von 1749 bis 1752 die »Neue Mosbacher Straße« in Form eines breiten Feldwegs anlegen, um für den Hofstaat und die Regierungsbeamten einen direkten Weg von Biebrich zum alten Wiesbadener Schloss herzustellen. Dieser neue Weg, der erst 1808 befestigt wurde, folgte bereits der heutigen Linienführung der Biebricher Allee, hatte jedoch durch die benachbarten Felder und Wiesen einen völlig anderen Charakter. 1854/55 wurde der Weg auf die heutige Breite gebracht und mit einer festen Decke versehen. 1856/57 legte man auf der westlichen Seite einen Promenadenweg und auf der östlichen Seite einen Reitweg an. Die neue Chaussee wurde mit vier Reihen Kastanienbäumen bepflanzt, die bis Ende der 1970er-Jahre das Bild der Allee geprägt haben. Später wurden sie durch Linden ersetzt und verkehrsbedingt auf zwei Reihen reduziert.

Zur Zeit der Neuanlage der Chaussee war die Straße von Wiesbaden nach Biebrich unbebaut. Nur am Eingang von Mosbach (heute Gibb) standen am Beginn der jetzigen Äppelallee zwei Häuser, die Gastwirtschaften »Zum Löwen« und »Zum Himmel«. In Wiesbaden begann die Bebauung erst mit der Anlage der Rheinstraße. 1856 genehmigte Herzog Adolph zu Nassau auf der Anhöhe zwischen Wiesbaden und Biebrich (in Höhe der heutigen Kreuzung Biebricher Allee/Konrad-Adenauer-Ring) den Bau eines Ausfluglokals, das den Namen »Adolph’s Höhe« erhielt und damit namengebend für das später hier errichtete Villenviertel wurde.

Der um 1870 einsetzenden Villenbebauung auf der westlichen Seite der Allee folgte 1889 die Eröffnung der ersten Dampfstraßenbahn, die vom Biebricher Rheinufer bis ins Nerotal führte. Erst im Jahre 1900 ersetzte man die eingleisige Dampfbahnlinie durch eine zweigleisige elektrische Straßenbahn, die bis 1945 verkehrte. Weit sichtbar ist der 1897 östlich der Allee errichtete Biebricher Wasserturm, der als Hochwasserbehälter sowie als Aussichtsturm diente. Südlich des Wasserturms befanden sich auf beiden Seiten der Allee Sandgruben, angefüllt mit den berühmten Mosbach-Sanden diluvialer (eiszeitlicher) Entstehung. Nach dem Tod Adolphs zu Nassau 1905 ging die Stadt Biebrich daran, einen Teil des Platzes an der westlichen Sandgrube für ein Denkmal zu Ehren des Herzogs zu nutzen. Die Einweihung des Nassauischen Landesdenkmals erfolgte am 26.10.1909. Im weiter westlichen Teil entstand eine Parkanlage, die Richard-Wagner-Anlage (heute auch Henkellpark), die den Kurgästen und Ausflüglern einen neuen Anziehungspunkt bieten sollte.

Schon 1907 hatte man die Sektkellerei Henkell & Co., die in Mainz keinen Platz für die geplante Erweiterung ihrer Produktion fand, dazu bewegen können, sich in Biebrich anzusiedeln. Fabrikations- und Lagerräume konnten im unteren Bereich des Geländes (der östlichen Sandgrube) untergebracht werden. Das Empfangsgebäude, nach dem Entwurf des Architekten Paul Bonatz erbaut, wurde 1909 eingeweiht und ist noch heute ein besonderes Schmuckstück an der Biebricher Allee. Ebenfalls 1907 entstand neben der Firma Henkell in Richtung Wiesbaden der Bahnhof Landesdenkmal als Haltepunkt der Aartalbahn.

Der Erste Weltkrieg beendete abrupt die rege Bautätigkeit entlang der Biebricher Allee. 1929 wurde ein westlich zwischen Nassauer Straße und Normannenweg gelegenes Areal zum Bau kleinerer Eigenheime zur Verfügung gestellt.

Literatur

Schmidt-von Rhein, Andreas: Adolfshöhe und Biebricher Allee. Bindeglied zwischen Wiesbaden und Biebrich. In: Schmidt-von Rhein, Von Biebrich nach Wiesbaden [S. 71–101].