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Bodenstedt, Friedrich Martin von (geadelt 1867)

Bodenstedt, Friedrich Martin von (geadelt 1867)

Schriftsteller, Dichter, Übersetzer

geboren: 22.04.1819 in Peine

gestorben: 18.04.1892 in Wiesbaden


Artikel

Bodenstedt ging 1840 als Privatlehrer nach Moskau und 1843 nach Tiflis. Dort wurde er durch den aserbaidschanischen Dichter Mirzɘ Șɘfi Vazeh (gestorben 1852) in die Sprachen der Kaukasus-Region eingeführt. Er erwarb tatarische, armenische und georgische Sprachkenntnisse. 1846 kehrte er nach Deutschland zurück.

König Maximilian II. von Bayern berief ihn nach München, wo Bodenstedt seit 1854 als Professor für Slawistik und Altenglisch lehrte, Dramen altenglischer Dichter übersetzte und an einer Shakespeare-Neuausgabe mitarbeitete (9 Bde., Leipzig 1866–1872). 1864 war er Mitbegründer der deutschen Shakespeare-Gesellschaft in Weimar, wurde 1867 auf Bitten Herzog Georgs II. von Sachsen-Meiningen Intendant des Hoftheaters und erhielt 1867 den Adelstitel.

Seinen Aufenthalt in den USA 1879/80 verarbeitete er in dem Buch »Vom Atlantischen zum Stillen Ozean« (1892). Von 1881 bis 1888 gab er in Berlin die »Tägliche Rundschau« heraus. Bodenstedts »Lieder des Mirza Schaffy« (1851) erlebten nach der Erstveröffentlichung fast 300 Auflagen und wurden in die meisten europäischen Sprachen übersetzt, viele von ihnen sogar vertont; es war das populärste Werk orientalistischer Dichtung des Jahrhunderts.

Besondere Leistungen zeigte er als Übersetzer: Seine Übertragungen machten russische Schriftsteller wie Alexander Puschkin und Iwan Turgenjew zuerst in Deutschland bekannt.

Ab 1878 lebte Bodenstedt als freier Schriftsteller in Wiesbaden in der Rheinstraße 78, woran eine Tafel erinnert. Seine letzte Ruhestätte fand er in einem Ehrengrab auf dem Nordfriedhof. Eine Straße trägt seinen Namen, im Nerotal erinnert ein Denkmal an den Dichter.

Literatur

Herrmann, Albert: Gräber berühmter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen, Wiesbaden 1928 [S. 259 f.].

Hildebrandt, Alexander: Le drapeau vivant de l’Allemagne. Zum 100. Todestag von Friedrich von Bodenstedt. In: Wiesbadener Leben 5/1992 [S. 25 f.].

Leppla, Rupprecht: Friedrich von Bodenstedt. In: Nassauische Lebensbilder, Bd. 6. [S. 215–237].