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Bronzezeit

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Mit der Bronzezeit beginnt in unseren Breiten vor 4.300 Jahren die Periode der Metallzeiten. Als neuer Werkstoff und erstes Metall taucht die Bronze auf, aber es sind immer noch Beile und Pfeilspitzen aus Stein üblich. In der nachfolgenden Eisenzeit bestehen viele Funde aus Bronze, Feuersteinbeile aber wurden sogar in der Eisenzeit noch hergestellt. Die Veränderungen in der Bronzezeit haben bereits im Jungneolithikum, dem jüngeren Abschnitt der Jungsteinzeit, begonnen.

Mit feuchter und kühler werdendem Klima tauchten neue Pflanzen und Tiere auf, die den veränderten Verhältnissen besser angepasst waren. Die Jagd ist nachgewiesen, scheint aber von geringer Bedeutung gewesen zu sein. Spelz- und Nacktgerste erlangen höhere Bedeutung. Neu hinzukommen die Getreide Dinkel und Rispenhirse sowie die Pferdebohne.

Die Bronzezeit ist in drei große Zeit- und Kulturabschnitte gegliedert, deren jeder wiederum in feinere Phasen unterteilt ist: Älteste Bronzezeit (2300–1600); Hügelgräberbronzezeit (mittlere Bronzezeit, 1600–1200 v. Chr.); Urnenfelderkultur (Urnenfelderzeit; jüngere Bronzezeit, 1200–800 v. Chr.).

Die älteste Bronzezeit, die sogenannte Adlerberggruppe (nach einem Hügel südlich von Worms) ist bezüglich der Bestattungssitten eine reine Weiterführung der vorhergehenden jungneolithischen Glockenbecherkultur. Die Ausrichtung der Grablegen ist immer noch streng geschlechtsspezifisch geregelt: Männergräber sind N-S, Kopf im Norden, auf der linken Seite liegend, Blick nach Osten, Frauengräber S-N, Kopf im Süden, auf der rechten Seite liegend, Blick ebenfalls nach Osten, ausgerichtet. In der mittleren, der Hügelgräberbronzezeit, wurden die Toten auf dem Rücken liegend oder in angehockter Stellung in Baumsärgen, gezimmerten Särgen oder nur auf einem Totenbrett unter zum Teil mächtigen Hügeln bestattet. Die Spitze der Hügel war in Ausnahmefällen mit einer steinernen Stele geschmückt, es können aber für die anderen hölzerne Bekrönungen angenommen werden. Der Fuß war ebenfalls mit Steinen oder Pfosten umstellt oder mit einem Kreisgraben umzogen.

Nicht alle Verstorbenen wurden unter mächtigen Hügeln bestattet. Große Hügel gehen mit höherwertiger Grabausstattung einher und lassen auf einen entsprechenden Status der Verstorbenen schließen. Die größte Grabhügelgruppe im Wiesbadener Stadtwald (etwa 70 Hügel), die sich einen Kilometer lang zwischen Klostermühle und Hofgut Adamstal parallel zur B 54 hinzieht, gehört wohl überwiegend in die Hügelgräberbronzezeit.

Zwei Frauengräber aus Naurod und vom Südfriedhof aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. belegen durch die reichen Bronzeschmuckausstattungen den hohen sozialen Status ihrer Trägerinnen. Das Grab vom Südfriedhof aus dem Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. enthielt eine reiche Frauenbestattung mit einem Collier aus sechs gussgleichen Scheibenanhängern, dazu zwei gussgleichen Radnadeln, einer Armspirale, einer Beinberge und einem Fingerring.

Während der Urnenfelderkultur wurden die Verstorbenen verbrannt, aber nicht alle in Urnen beigesetzt. Es gibt längliche Steinplattengräber, in denen der Leichenbrand verstreut wurde, oder auch einfache Gruben, in die die Asche gefüllt wurde. Zum Teil kann daraus sicher der Status des Toten während seiner Lebenszeit abgeleitet werden, da aufwendiger gebaute Gräber auch mehr und wertvollere Beigaben enthalten. Die reichsten sind Männergräber mit schwerer Bewaffnung, Wagen, Bronzegeschirr und feiner Keramik, die ärmsten sind nur mit einfachen Gefäßen als Beigaben ausgestattet.

Der Dyckerhoff-Steinbruch ist nicht nur ein bedeutendes paläontologisches Denkmal. In seinem Abbaubereich befand sich auch das größte urnenfelderzeitliche Gräberfeld Hessens. Es wurde 1984–86 zerstört. Von 137 noch festgestellten Bestattungen konnten nur wenige in Notmaßnahmen geborgen werden. Goldfunde belegen, dass sich auch reich ausgestattete Gräber darunter befunden haben müssen.

Wenn innerhalb einer kurzen Zeit – soweit wir das erkennen – eine Bestattungssitte sich vollständig ändert, so werden wir als erstes an eine Änderung der Religion denken. Die Funde der Urnenfelderzeit lassen weite räumliche Beziehungen der Menschen dieser Kultur zu Frankreich und dem Voralpengebiet erkennen. Es muss also auch mit entsprechendem geistigem Austausch gerechnet werden, der unter Umständen eine Veränderung der Grabsitten bewirkte.

Literatur

Herrmann, Fritz-Rudolf; Jockenhövel, Albrecht (Hrsg.): Die Vorgeschichte Hessens, Stuttgart 1990.

Wels-Weyrauch, Ulrike: Das trug die Frau von Welt. In: 200 000 Jahre Kultur und Geschichte [S. 29–37].

Ortsarchiv Landesamt für Denkmalpflege, Archäologie und Paläontologie.