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Chemische Werke Albert

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Die Chemischen Werke Albert wurden 1858 in Biebrich durch den Apotheker Heinrich Johann Albert als »Landwirtschaftlich-chemische und Leimfabrik« gegründet. 1859 trat sein Bruder Eugen (1830–1879) als kaufmännischer Leiter ein. 1861 wurde das Werk aus dem Gebiet des Herzogtums Nassau nach Amöneburg in das Großherzogtum Hessen (-Darmstadt) verlegt. Für kranke und invalide Arbeiter richtete das Unternehmen 1863 eine Fabrik-Unterstützungskasse ein. Zehn Jahre nach der Etablierung des Unternehmens entstand ein Mahlwerk an der Lahn zur Verwertung dort vorhandener Phosphorite. Damit war die Düngemittelfabrik nicht mehr ausschließlich abhängig von tierischen Abfällen als Rohstoff. Europäische und schließlich weltweite Bedeutung erlangte das Unternehmen durch die Entwicklung des Doppelsuperphosphats im Jahr 1871. 1877 erwarben die Chemischen Werke Albert das erste Reichspatent, 1883 beschäftigten sie bereits über 600 Arbeiter.

Eine weitere wichtige Entdeckung war die Düngewirkung fein gemahlener sogenannter Thomasschlacken, eines Abfallprodukts der Eisenindustrie. 1884 konnte mit der Produktion des Thomasmehls aus Phosphatschlacke begonnen werden, 1892 mit der Herstellung von Kalisalpeter. 1895 wurde das Werk in die Aktiengesellschaft »Chemische Werke vorm. H. & E. Albert« umgewandelt. 1909 erreichte der Jahresumsatz der Chemischen Werke Albert eine Millionen Tonnen.

Vor dem Ersten Weltkrieg stand das Unternehmen mit mehr als 24 eigenen Fabriken im In- und Ausland glänzend da, musste jedoch mit Kriegsende den Verlust der ausländischen Fabriken und Patente hinnehmen und stellte die Produktion schließlich komplett um: Seit 1922 wurden Pharmazeutika produziert. 1938 wurde der Firmenname in »Chemische Werke Albert« geändert. In den Betriebsstätten in Amöneburg, Mannheim und Kaiserslautern umfasste die Belegschaft 1.500 Mitarbeiter. Die Chemischen Werke Albert fusionierten 1940 mit der 1910 gegründeten »Chemischen Fabrik Dr. Kurt Albert« in Amöneburg, die die ersten Patente auf dem Gebiet der Phenolharze (Albertole) hielt und seit 1930 in Hitze härtbare Kunststoffe entwickelte. Zu diesem Werk gehörte auch die 1934 gegründete Dr. Kurt Albert-Siedlung GmbH mit der »Albert-Siedlung« auf dem Gräselberg. Im September 1944 wurden die Werksanlagen in Amöneburg bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört, 38 Werksangehörige starben. Nach der Demontage der Betriebsanlagen 1946 erfolgte der Wiederaufbau, bei dem man seit 1949 auf die Produktion von Pflanzenschutzmitteln setzte (1961 wieder eingestellt). 1964 übernahmen die Farbwerke Hoechst AG die Aktienmehrheit. 1972 erfolgte die Eingliederung der Chemischen Werke Albert in den Hoechst-Konzern und die Umwandlung in eine Betriebsführungsgesellschaft, 1989 die Zusammenlegung zum Werk Kalle-Albert.

Literatur

150 Jahre Geschichte Chemische Werke Albert: Eine Chronologie. Infraserv GmbH & Co. Wiesbaden KG (Hrsg.), Wiesbaden 2008.