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Christiansen, Hans Heinrich

Christiansen, Hans Heinrich

Designer, Maler, Schriftsteller

geboren: 06.03.1866 in Flensburg

gestorben: 05.01.1945 in Wiesbaden


Artikel

Über internationales Renommee auf dem Sektor der angewandten Künste verfügend, wählte Christiansen 1912 Wiesbaden zum Domizil.

Der Besuch der Weltausstellung in Chicago (1893), Studienaufenthalte in Antwerpen und Paris (1895–1899) und die Mitarbeit an der Zeitschrift »Jugend« hatten diesem Reformkünstler prägende Kenntnisse verschafft. 1899 mit dem Professorentitel geehrt und Erstberufener an der Darmstädter Künstlerkolonie, der er bis 1902 angehörte, begehrte er wie seine Kollegen gegen den Qualitätsverlust bei den Gebrauchsgegenständen auf.

Sein Formwille voller Ideenreichtum und Originalität, Eleganz und Raffinement wies ihn als Meister der Materialästhetik aus, was ganz besonders seine Schöpfungen in Glas und Textil betraf. In der Raumkunst und in den Spielarten des Kunstgewerbes setzte er höchste Maßstäbe. 

In Wiesbaden brach diese Produktivität allerdings abrupt ab. Nach innenarchitektonischen Entwürfen widmete er sich stärker der Malerei, wobei seine Porträts im Stil des art déco brillierten. Sporadisch nahm er hier an Ausstellungen teil. 1925 war er mit seinem Sohn Olaf in der Freien Künstlerschaft Wiesbaden vertreten. Christiansen engagierte sich auch im Verwaltungsrat der Städtischen Handwerker- und Kunstgewerbeschule und wirkte als Dozent an der Volkshochschule Wiesbaden e.V. Am intensivsten widmete er sich philosophischen Fragen, worüber er einige Publikationen vorlegte.

Das totale Malverbot, das die nationalsozialistische Kulturbarbarei 1933 über ihn verhängte, löste eine existentielle Bedrohung aus. Doch trotz anhaltender Schikanen gelang es Christiansen, seine jüdische Frau Claire, geb. Guggenheim (1872–1975), vor der Deportation in ein Konzentrationslager zu bewahren. Bis zu ihrem Tod hoffte sie vergeblich auf eine künstlerische Rehabilitierung ihres Mannes.

Erst 1999 wurde die Grabstätte Christiansen auf dem Nordfriedhof durch Beschluss des Magistrats der Landeshauptstadt Wiesbaden als Ehrengrab anerkannt.

Literatur

Beil, Ralf; Bieske, Dorothee; Fuhr, Michael; Gutbrod, Philipp (Hrsg.): Hans Christiansen. Die Retrospektive, Ostfildern 2014.

Hildebrand, Alexander: Ein Wegbereiter des Jugendstils. Der Kunstgewerbler, Maler und Grafiker Hans Christiansen. In: Wiesbadener Leben 1991/4 [S. 32 f.].

Zimmermann-Degen, Margret: Hans Christiansen. Leben und Werk eines Jugendstilkünstlers, Königstein im Taunus 1985.