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Darré, Richard Walter

Darré, Richard Walter

Reichsbauernführer der NSDAP, Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft

geboren: 14.07.1895 in Buenos Aires (Argentinien)

gestorben: 05.09.1953 in München


Artikel

Darré verbrachte seine Kindheit in Buenos Aires, kam dann aber nach Deutschland, wo er u. a. die deutsche Kolonialschule in Witzenhausen besuchte. Während des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger an die Westfront und schloss sich einem Freikorps an. 1922 zog er nach Wiesbaden, wo er seine grundlegenden Schriften zur NS-Agrarpolitik verfasste: »Das Bauerntum als Lebensquell der nordischen Rasse« (1928) sowie die Schriften »Um Blut und Boden« (1929) und »Neuadel aus Blut und Boden« (1930). Als Mitglied im rechtsradikalen Bund »Artaman e.V.« freundete er sich mit Heinrich Himmler an. 1930 machte ihn Adolf Hitler zu seinem landwirtschaftlichen Berater. Darré trat in die NSDAP ein und wurde Mitglied der SS. Das von Darré verfasste und unter dem Namen Hitlers veröffentlichte Agrarprogramm der Partei bewirkte seinen sofortigen Aufstieg. Ein Jahr später leitete der überzeugte Antisemit das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt. In der NS-Hierarchie befand er sich damit mit Reinhard Heydrich auf gleicher Stufe. Nach der Machtübernahme 1933 ernannte Hitler Darré zum Reichsbauernführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft. Die Parteizentrale der NSDAP in München kaufte 1940 das ehemalige Wohnhaus Darrés in der Walkmühlstraße 83 in Wiesbaden, um sein Arbeitszimmer als eine Art Gedenkort des »Blut und Boden«-Mythos zu erhalten.

Darrés Pläne für eine Bauernkolonisation im eroberten Osten bescherten ihm parteiinterne Konkurrenten. Die SS wollte sich nicht in ihre die Bevölkerung dezimierende mörderische Ostsiedlungspolitik hineinreden lassen. Darré überwarf sich mit Himmler und wurde aus allen Ämtern entlassen. So konnte er im Nürnberger Prozess 1949 behaupten, er sei ein Gegner Himmlers gewesen und habe versucht, dessen Entlassung als Minister zu erreichen. Darré wurde zu sieben Jahren Haft wegen »Verbrechens gegen die Menschlichkeit, Plünderung und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation« verurteilt, aber schon nach einem Jahr entlassen. Drei Jahre später starb er in einem Münchner Krankenhaus.

Literatur

Corni, Gustavo: Richard Walther Darré – Der ›Blut-und-Boden‹ Ideologe. In: Smelser, Ronald; Zitelmann, Rainer (Hrsg.): Die braune Elite. 22 biographische Skizzen, Darmstadt 1989 [S. 15–27].

Bembenek, Lothar: Täter als Nachbarn, WI 2010 (Manuskript, Sammlung Bembenek).