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Doemming, Anna von

Doemming, Anna von

Zahnärztin, Frauenrechtlerin

geboren: 26.11.1843 in Königsberg in der Neumark

gestorben: 05.05.1922 in Oberusel


Artikel

Doemming übernahm als Erstgeborene von sieben Geschwistern früh Verantwortung für ihr Leben. Nach dem Tod des Vaters 1858 lebte die Familie in Berlin. Hier konnte Doemming kostenfrei die Luisenstiftung besuchen und sich als Internatsschülerin auf das Lehrerinnenexamen vorbereiten. Höhere Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen bestanden zu dieser Zeit kaum. Wollten Frauen sich mit den ihnen zugedachten gesellschaftlichen Aufgaben nicht begnügen und strebten sie nach qualifizierter Bildung, eröffnete der Abschluss an einem Lehrerinnenseminar die Chance, nach weiteren Prüfungen in der Schweiz oder in Amerika eine Zugangsberechtigung zum Studium zu erlangen.

Beeinflusst durch den im »Frauen-Anwalt« erschienenen Aufsatz »Frauen als Zahnärzte« – vielleicht auch ausgelöst durch ein Zusammentreffen mit Henriette Hirschfeld, der in Berlin praktizierenden ersten deutschen Zahnärztin – beschloss Doemming, Zahnärztin zu werden. 1879 verließ sie Deutschland, um in Amerika am Pennsylvania College of Dental Surgery zu studieren. Die theoretische und praktische Ausbildung am College dauerte zweiJahre. Unterrichtseinheiten in operativer, konservativer und mechanischer Zahnheilkunde und die Vermittlung naturwissenschaftlicher Grundlagen standen auf dem Studienplan, dazu Chemie und Pharmakologie sowie Anatomie und Physiologie. Zu den praktischen Übungen gehörten die Behandlung von Patienten und die Anfertigung technischen Laborarbeiten. Am 26.02.1881 schloss Doemming das Studium mit der Berufsbezeichnung »Doctor of Dental Surgery« ab.

Nach Deutschland zurückgekehrt, beschloss sie, sich in der »blühenden Kurstadt Wiesbaden« als erste Wiesbadener (14. deutsche) Zahnärztin niederzulassen, wo sie bis 1909 praktizierte und sehr gut verdiente. Ihr Name war auch eng verbunden mit dem engagierten Kampf für Frauenrechte. Mit Begeisterung und Sachverstand arbeitete sie für das erste deutsche Mädchengymnasium in Karlsruhe, den bundesweiten Verein Frauenbildung und Frauenstudium, den Bund Deutscher Frauenvereine und initiierte in Wiesbaden unterschiedlichste frauenpolitische Aktivitäten, wie z. B. die Gründung des Damenclubs.

Um 1909 zog Doemming mit ihrer Freundin Clothilde Hertzog nach Niedernhausen in eine von Friedrich von Thiersch erbaute Villa. 1914 kam sie zurück nach Wiesbaden und lebte als Rentnerin in der Frankfurter Straße 31. Doemming wurde in Oberursel begraben.

Literatur

Klein, Beatrixe: Sieben Frauen – Sieben Leben – Sieben Geschichten. Ein Buch für Wiesbaden, Wiesbaden 2005.