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Dyckerhoff, Gustav Wilhelm Wernhard

Dyckerhoff, Gustav Wilhelm Wernhard

Unternehmer

geboren: 12.10.1838 in Mannheim

gestorben: 12.01.1923 in Biebrich


Artikel

Nach Abschluss seiner kaufmännischen Lehre in Bamberg und kurzer Tätigkeit in dem väterlichen Geschäft arbeitete Dyckerhoff seit 1859 zwei Jahre als Kaufmann in Marseille. Von besonderer Bedeutung jedoch wurde für seinen späteren beruflichen Werdegang sein Aufenthalt in England bei Schwann, Modera & Co in Manchester und anschließend im schottischen Glasgow.

Er interessierte sich für den englischen Zement, erkundete die Produktionstechnik und gab die Informationen an seinen Vater Wilhelm Gustav Dyckerhoff weiter, der seit 1861 gemeinsam mit Carl Brentano eine Zementfabrikation in Hattenheim im Rheingau aufbaute. Nach dem Ausscheiden Brentanos wurden Dyckerhoff und sein Bruder Rudolf Philipp Wilhelm Dyckerhoff 1864 Teilhaber der Portland-Zement-Fabrik Dyckerhoff & Söhne. Es gelang ihm, die Qualität des deutschen Zements international zur Geltung zu bringen. 1895 exportierte Dyckerhoff 25 % (150 000 Fass Zement) seiner Produktion in die USA.

Dyckerhoff wirkte nicht nur erfolgreich als Unternehmer, sondern auch bahnbrechend in der Einführung sozialer Einrichtungen für seine Mitarbeiter. 1864 – unmittelbar nach Unternehmensgründung – wurde bereits eine werkseigene Arbeiterkrankenkasse errichtet. Anfang der 1870er-Jahre folgte eine Unterstützungskasse für Bedürftige, und es flossen anlässlich von Familienfeierlichkeiten oder Jubiläen Geldzuwendungen an die Mitarbeiter. Durch eine Stiftung über 200.000 Mark stellten die Brüder die Altersvorsorge langjähriger Mitarbeiter auf eine unabhängige Basis.

Dyckerhoff wurde vielfach geehrt. Er war Ehrenbürger von Mainz-Kastel, Biebrich und Flörsheim und erhielt unter anderem den Titel eines Geheimen Kommerzienrats sowie verschiedene Orden.

Gustavs Ehefrau Luise weitete die soziale Fürsorge für die Angestellten und Arbeiter der Firma aus, in dem sie unter Anleitung von Elise Kirchner die Haushaltungsschule Amöneburg gründete. Dort erfuhren schulentlassene Töchter der Werksangehörigen eine einjährige Ausbildung in Haushaltsführung. Für die Söhne entstand eine Knabenschule, in der Jungen unter anderem im Schreinerhandwerk eingewiesen wurden; im sogenannten Bubengarten lernten sie Obstanbau und Gemüsezucht. Luise war als Mitglied des 1892 gegründeten Vaterländischen Frauenvereins auch kommunalpolitisch aktiv. Ferner war sie Mitbegründerin und Förderin des Volkswohnhauses in Biebrich, einer Mütterberatungsstelle und einer Säuglingsmilchanstalt. 1916 verlieh ihr Kaiserin Auguste Viktoria den Luisenorden II. Klasse für ihre gesellschaftliche Tätigkeit.

Literatur

Chronik der Familie Dyckerhoff, Wiesbaden 2004 [2.7.12].