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Erster Ring (Bismarckring, Kaiser-Friedrich-Ring, Gustav-Stresemann-Ring)

Artikel

Im Februar 1870 stellte Stadtbaumeister Alexander Fach den Entwurf des von ihm ausgearbeiteten Generalbebauungsplans der Öffentlichkeit vor. Die »zweite amtlich revidirte Auflage« des »Bebauungsplans für die Erweiterung der Stadt Wiesbaden« wurde im August 1871 genehmigt. Die bedeutsamste städtebauliche Neuerung war die Konzeption einer inneren und einer äußeren »Hauptringstraße«. Die innere Ringstraße, der heutige Erste Ring, mit zwei breiten Fahrstraßen, Reitweg und Baumallee geplant und als halbe Ellipse um den südlichen Teil der Stadt gelegt, von der Emser Straße im Westen bis zur Bierstadter Straße im Osten reichend, sollte im Anschluss an die Straßen der Altstadt »eine bequeme Verbindung der Straßen« vermitteln und den künftigen Verkehr zwischen den einzelnen Bezirken an die Peripherie der Stadt leiten.

Seit 1884 wurde der erste Abschnitt des Projekts zwischen Rheinstraße und Dotzheimer Straße als »Westliche Ringstraße« verwirklicht. Am 19.03.1891 gaben die Gemeindevertreter dem südwestlichen, zwischen Dotzheimer Straße und Adolfsallee im Bogen verlaufenden Teil der Ringstraße den Namen »Kaiser-Friedrich-Ring«. Der sich von der Dotzheimer Straße nach Norden bis zum 1892 angelegten Sedanplatz erstreckende Teil des Rings wird im Adressbuch der Stadt Wiesbaden 1892/93 erstmals als »Bismarckring« aufgeführt mit dem Hinweis, dass außer dem einen verzeichneten Gebäude »die Straße noch unbebaut sei«. Auf der Ringaußenseite fand die geschlossene Mietshausbebauung 1901/02 am Gutenbergplatz ihren Abschluss, während die Bebauung der Ringinnenseite bereits wenige Jahre zuvor bis zur Adolfsallee reichte. 1910 waren Bismarck- und Kaiser-Friedrich-Ring vollständig bebaut.

Nachdem 1906 der Hauptbahnhof eröffnet und davor der Kaiserplatz angelegt worden war, erhielt der Ring zwischen Adolfsallee und Frankfurter Straße 1908 den Namen »Kaiser-Wilhelm-Ring«. Der Ausbau bis zur Frankfurter Straße wurde 1936 fertiggestellt und 1938 wurde der Moltkering zwischen Erstem Ring und Bierstadter Straße dem Verkehr übergeben. 1950 wurden der Kaiserplatz in Bahnhofsplatz und der östliche Abschnitt des Ersten Rings ab der Adolfsallee in Gustav-Stresemann-Ring umbenannt.

Öffentliche Gebäude gibt es am Ersten Ring nur wenige. Neben dem Bahnhof sind das die Ringkirche und das Landeshaus. Herausragend ist das Ensemble der meist viergeschossigen, gut erhaltenen Mietshäuser am Ersten Ring mit ihren reich gestalteten Fassaden, an denen sich alle Spielarten des Historismus finden wie vereinzelt auch das Formenrepertoire des Jugendstils. Die zweite Ringstraße kam, abgesehen von einem kurzen Teilstück, dem Loreleiring, endgültig erst in den 1960er-Jahren zur Ausführung.

Literatur

Baumeister, Reinhard: Gutachten des Herrn Oberbaurats und Professors R. Baumeister, die Stadterweiterung von Wiesbaden betreffend, Wiesbaden 1894.

Fach, Alexander: Generalbebauungsplan. Erläuterungsbericht. In: Rheinischer Kurier 1870/32 II, 6. 2.

Vollständiger Abdruck in Neese, Bernd-Michael: Beiträge zur Geschichte der Stadt Wiesbaden im 19. Jahrhundert, Wiesbaden 2012 [S. 213–217].

Sigrid Russ, Bearb., Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Wiesbaden I.2 – Stadterweiterungen innerhalb der Ringstraße. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Stuttgart 2005 [S. 376–450].

Stadtarchiv Wiesbaden, Gemeinderatssitzungen 1885 (MAG 100/984), 1891 (MAG 115/864. 865).