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ESWE Versorgungs AG

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Die Wurzeln des öffentlichen Versorgungs- und Verkehrswesens lassen sich auch in Wiesbaden teilweise weit zurückverfolgen. Erste Zeugnisse öffentlicher Wasserversorgung liegen für das beginnende 16. Jahrhundert vor, die zentrale Wasserversorgung wurde 1870 eingeführt. Pechringe (um 1550) und Öllaternen (um 1750) waren Vorläufer der späteren Gas- (1847) bzw. elektrischen Straßenbeleuchtung (seit 1898).

Wie in anderen Städten nahmen privatwirtschaftliche Unternehmen die Versorgung mit Gas, Strom und Verkehrsmitteln auf, bis die Aussicht auf sichere Gewinnerzielung einerseits und die bessere Berücksichtigung sozialer Aspekte andererseits die Stadt nach und nach dazu veranlassten, sich selbst unternehmerisch in Form einer Art Eigenbetrieb zu engagieren. 1873 wurde die Gasanstalt, 1906 das Kraftwerk kommunal und im gleichen Jahr baute die Stadt ihre erste eigene Straßenbahnlinie. 1929 übernahm sie den überwiegenden Teil des Straßenbahnnetzes der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft und stellte gleichzeitig – als erste Großstadt der Welt – auf Busbetrieb um.

Die zunehmende Verschuldung der deutschen Städte in den Wirtschaftskrisen der 1920er-Jahre traf Wiesbaden besonders heftig. Der einzige Weg, Kapital zu beschaffen, lag in der Umwandlung der kommunalen Versorgungsbetriebe in eine Aktiengesellschaft, weil nur so dem Geldmarkt, insbesondere dem begehrten Auslandsgeld, die notwendigen Sicherheiten geboten werden konnten.

Am 06.05.1930 erfolgte die Gründung der »Wasser-, Elektrizitäts- und Gaswerke Wiesbaden Aktiengesellschaft« (WEGWAG) mit einem Grundkapital von 20 Millionen RM als zu 100 % kommunaler Eigengesellschaft. Die zunächst noch als Eigenbetrieb weitergeführten Verkehrsbetriebe wurden unter dem Gesichtspunkt der Konzentration des wirtschaftlichen Vermögens der Stadt am 28.04.1942 in die WEGWAG eingegliedert. Das Unternehmen firmierte nun als »Stadtwerke Wiesbaden Aktiengesellschaft«, legte sich aber 1970 mit »ESWE« eine phonetische Kurzbezeichnung aus den Buchstaben S und W von »Stadt-Werke« zu.

Seit Ende der 1970er-Jahre erweiterte sich der räumliche Aufgabenbereich des Unternehmens entscheidend. Es betreut heute im Wege der Betriebsführung die Wasserfernversorgung im Rheingau-Taunus-Kreis sowie im westlichen Main-Taunus-Kreis. Seit 1932 betreiben die Nachbarstädte Mainz und Wiesbaden auf der Ingelheimer Aue mit der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG ein Gemeinschaftskraftwerk, das den überwiegenden Teil des Strombedarfs der beiden Städte zu decken vermag.

Die drei Unternehmen sind außerdem seit 1974 in der »Versorgungs- und Verkehrsverbund Mainz-Wiesbaden GmbH« zusammengeschlossen mit dem Ziel, im Bereich der beiden Landeshauptstädte in Fragen des Versorgungs- und Verkehrswesens noch enger zusammenarbeiten. Die traditionsreiche Blaue Kurautobusse Wiesbaden Tours International GmbH (gegründet 1913) war ebenso eine ESWE-Tochtergesellschaft wie das »ESWE-Institut für Wasserforschung und Wassertechnologie GmbH«, das Forschungsaufgaben auf dem Sektor Wassergewinnung, Wasseranalytik und Gewässerschutz wahrnimmt.

Im Jahr 2000 wurde die Holdinggesellschaft ESWE Versorgungs AG gegründet, an der die Landeshauptstadt Wiesbaden zu 100 % beteiligt ist. Anschließend wurde der Geschäftszweig Verkehrsbetriebe in eine neue Gesellschaft »ESWE Verkehrsgesellschaft mbH« ausgliedert. Ferner wurden alle Beteiligungen, die nicht mit den Versorgungsgeschäftsfeldern in Verbindung stehen, auf die Holding sowie die Verkehrsgesellschaft übertragen. 2001 folgte eine Teilprivatisierung, die Thüga AG hält seitdem 49,5 % der Aktien an der ESWE Versorgungs AG. Im gleichen Jahr endete die Betriebsführung für die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW). Zum 01.01.2012 wurde die Wasserversorgung auf den neuen Eigenbetrieb der Stadt Wiesbaden ausgegliedert.

Literatur

Kopp, Klaus: Stadtwerke Wiesbaden. Hrsg.: Stadtwerke Wiesbaden AG, Wiesbaden 1993.

Kopp, Klaus: Vom Eigenbetrieb der Stadt Wiesbaden zur Aktiengesellschaft. 75 Jahre ESWE Versorgungs AG 1930–2005. Hrsg.: ESWE Versorgungs AG, Wiesbaden 2005.