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Evangelische Familienbildung im Dekanat Wiesbaden

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Die Evangelische Familienbildung, mit Sitz im Haus an der Marktkirche, ist eine Einrichtung des Evangelischen Dekanats Wiesbaden.

Auf Initiative von engagierten Frauen der Evangelischen Frauenhilfe entstand 1955 die Mütterschule. Sie war die erste Einrichtung dieser Art in Wiesbaden. Ab Februar 1958 öffnete sie in der Burgstraße unter der Leitung von Lilli Kämmerer ihre Türen. Träger der Einrichtung ist damals der Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe. Der Name der Mütterschule entstand nicht zufällig, fast ausschließlich Frauen und Mädchen suchten in dieser Zeit Lebenshilfe für ihre Aufgaben in der Familie. So leistete die Mütterschule im Bereich Säuglingspflege und Geburtsvorbereitung Pionierarbeit in Wiesbaden. Bereits 1961 gab es auch Säuglingspflegekurse für werdende Väter. 10 Jahre nach der Aufnahme der Arbeit in der Burgstraße war die Etagenwohnung zu klein und man zog in die Emser Straße 3. Schon 1962 wurde eine Nebenstelle in Biebrich in der Elise-Kirchner-Straße 15 gegründet.  

Standen zu den Anfangszeiten besonders Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt eines Kindes, Säuglingspflege und Hauswirtschaft im Mittelpunkt, verschob sich in den folgenden Jahren der inhaltliche Akzent stärker Richtung Pädagogik, Psychologie und sozialer Vernetzung. 1971 folgten Spielkreise für Mütter und Kinder. Um mehr Väter anzusprechen, nannte sich die Mütterschule ab 1972 Familien-Bildungsstätte (FBS) und setzte mit Erfolg ihr Programm fort.

In den Folgejahren ging die FBS wichtige Kooperationen mit der evangelischen Erwachsenenbildung, der katholischen Familien-Bildungsstätte und dem Nachbarschaftshaus in Biebrich ein. 1981 startete die erste Stillgruppe. Zwei Jahre später wurde der erste Flohmarkt für Kinderbekleidung in Wiesbaden initiiert, woraus sich schnell Tauschbörsen und Basare für Kinderkleidung und Spielzeug entwickelten. Den gesellschaftlichen Wandel der 1980er und 1990er Jahre nahm die Familien-Bildungsstätte gezielt mit Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Trennung und Scheidung, Patchworkfamilien und Gewalt gegen Kinder auf.

Neben klassischen Themen wie Geburtsvorbereitung und Säuglingspflege, Eltern-Kind-Arbeit, PEKiP, Spielkreise und Familienberatungen sowohl Online bzw. als Hybrid-Angebot, setzt das EFB verstärkt auf Väterarbeit. Zudem war die Tagesmuttervermittlung von 1999 bis 2021 ein fester Bestandteil, ebenso wie der 2005 gegründete Großelternservice, welcher bis 2019 existierte.

Die EFB war 2009 an der Konzeption der entstehenden KinderElternZentren (KiEZ) beteiligt und wurde als Einrichtung des Verbandes Träger eines der vier ersten KiEZe. Ein Jahr später ging es zurück in die ursprünglichen, inzwischen sanierten, Räumlichkeiten am Schlossplatz 4, Haus an der Marktkirche.

In den letzten Jahren fand wiederum eine Erweiterung des Aufgabenspektrums mit vielen Kooperationspartnern statt. So konzipierte die EFB in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Schulamt ein Fortbildungs- und Qualifizierungsprogramm für langjährige Mitarbeitende in der Grundschulbetreuung. Ebenso wie das Projekt join!, welches im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 im Auftrag des Instituts für Präventive Pädagogik und mit Unterstützung des Dekanats umgesetzt wurde ist. Außerdem finden Kooperationen mit dem Amt für soziale Arbeit statt zum Beispiel in Form des Ferienprogramms Wi & You oder bei der Qualifizierung von Kindertagespflegepersonen.

2018 erfolgte die Trägerübernahme durch das Evangelische Dekanat Wiesbaden, die auch einen neuen Namen mit sich brachte: Evangelische Familienbildung im Dekanat Wiesbaden. Gemeinsam mit den anderen Wiesbadener Familienbildungsstätten und dem Amt für Soziale Arbeit/Sachgebiet Elternbildung und Frühe Hilfen veranstaltet die EFB seit 2019 den Wiesbadener Familienbildungstag als Informations- und Austauschmöglichkeit für Familien.

Mit ihren vielfältigen Kursangeboten und Informationsveranstaltungen hat sich die Evangelische Familienbildung im Dekanat Wiesbaden zum Ziel gesetzt, allen Menschen in allen Lebensphasen und -situationen als Ansprechpartner zu dienen, um einen Ort der Wissensvermittlung und Gemeinschaft zu schaffen.

Literatur

Ev. Familien-Bildungsstätte Wiesbaden, 1958–2008, Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum. Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. Sylvia Puchert (Hrsg.), Darmstadt, Oktober 2008.

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