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Flugplatz Erbenheim

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1927 begann die mittelrheinische Flughafen GmbH unter der Federführung von Joseph Aumann mit der Errichtung eines Flughafens auf der ehemaligen Pferderennbahn Erbenheim. Seit seiner Eröffnung am 08.09.1929 nutzten zunächst viele kleine private Fluggesellschaften, darunter auch der Flugdienst Mittelrhein und der Luftverkehr Wiesbadne, den Flugplatz Erbenheim für ihre Linienflüge. Beim Großflugtag am 01.06.1930 kamen auf dem Flugplatz Erbenheim auch acht Fliegerinnen zu einer Geschicklichkeitsprüfung zusammen. Ein weiterer Höhepunkt war der »Rheinland-Befreiungsflug« am 05.07.1930. Damals landeten über 80 Flieger auf dem Flugplatz Erbenheim, darunter auch das damals größte Flugzeug, die Junkers G 38, mit einer Delegation von Reichstag und Reichsregierung an Bord.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der damit verbundenen zunehmenden Wiederaufrüstung näherte sich die zivile Nutzung des Flugplatzes ihrem Ende. 1935 begann die deutsche Luftwaffe mit dem Umbau des Flugfeldes und am 15.10.1937 rückten die ersten Einheiten auf dem Flugplatz Erbenheim ein. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges waren verschiedene Abteilungen der Luftwaffe in Erbenheim stationiert. Auch das Jagdgeschwader 53 »Pik As«, Einheiten des Jagdgeschwaders 27 und 1943 für einige Monate die Jagdgruppe 50 hatten Erbenheim zum Heimatflugplatz. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges war der Flugplatz verstärkt das Ziel amerikanischer Bombenangriffe.

Am 23.03.1945 übernahmen amerikanische Truppen den Flugplatz und bauten ihn zu einem Stützpunkt der US-Luftwaffe um. 1948/49 spielte der Flugplatz Erbenheim eine bedeutende Rolle beim Unternehmen Luftbrücke zur Versorgung Berlins. Täglich wurden in dieser Zeit von Erbenheim aus 300 t Hilfsgüter nach Berlin gebracht. 1988, am 40. Jahrestag des Beginns der Berliner Luftbrücke, wurde am Eingang des Flugplatzes ein Gedenkstein zur Erinnerung an diese einmalige humanitäre Aktion enthüllt. Seine Inschrift lautet: »Hier starteten die »Rosinenbomber«, durch deren segensreiche Last den Berlinern über die Blockade hinweggeholfen wurde. Wiesbaden gedenkt der Opfer und dankt den Helferinnen und Helfern«.

Die Verlegung der US-Landstreitkräfte nach Wiesbaden 2009 läutete für den Flugplatz Erbenheim eine neue Epoche ein. Der Flugplatz ist Kernstück der Zusammenlegung des Hauptquartiers der US-Armee in Europa, des 5. Fernmeldekommandos, der 66. militärischen Nachrichtenbrigade und anderer Unterstützungseinheiten. Parallel zur Umgestaltung der US-Garnison werden die Infrastruktur und das Wohnumfeld für die Soldaten und deren Familien ausgebaut. Am 01.12.2009 vollzogen die US-Garnison Wiesbaden, Vertreter der Stadt Wiesbaden und des Landes Hessen sowie des amerikanischen Corps of Engineers und des Liegenschaftsmanagements der US-Garnisonen in Europa den ersten Spatenstich zum Bau einer neuen amerikanischen Wohnsiedlung. Die neue Siedlung Erbenheim-Süd besteht aus einem Areal von 41 ha und hat bis zu 300 Wohneinheiten, dazu mehrere Freizeiteinrichtungen und Grünflächen. Das 133 Millionen Dollar schwere Projekt wurde im Sommer 2012 abgeschlossen.

Literatur

60 Jahre Luftbrücke. Wiesbaden als Zentrale des »Big Lift«. Hrsg.: Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden – Kulturamt/Projektbüro Stadtmuseum, Wiesbaden 2008.