Sprungmarken

Förderschulen

Artikel

Nach einer Anweisung der Herzoglich-Nassauischen Landes-Regierung vom 28.02.1826 sollten schulpflichtige taubstumme Kinder gemeldet und im »Taubstummen-Institut« in Camberg beschult werden. Seit 1838 wurden auch blinde Kinder ermittelt. 1864 eröffnete eine eigene Blindenschule auf dem Riederberg. In den Jahren danach wurde die Fürsorge auch auf andere benachteiligte Kinder ausgedehnt.

1904 eröffnete die erste Klasse einer »Hilfsschule für schwach begabte Kinder«. Zum Schuljahr 1909/10 waren sechs Hilfsklassen in der Schule auf dem Schulberg untergebracht; seit 1912/13 war diese Hilfsschule eine selbstständige Anstalt mit eigenem Haushaltsplan. 1920/21 wurden 174 Schüler in sechs Klassen nachgewiesen. Am 15.10.1930 wurde die Schule in das Gebäude der früheren Mittelschule in die Luisenstraße 28 verlegt.

In der NS-Zeit war die Städtische Hilfsschule zunehmenden Repressalien ausgesetzt, 1938 verlor sie ihr eigenes Haus und wurde im Oktober in der Blücherschule untergebracht. Am 18.02.1942 wurde die »reichseinheitliche Regelung des Hilfsschulwesens« im nationalsozialistischen Geist angeordnet. Dies lief auf eine Zerschlagung des Hilfsschulwesens hinaus. Dennoch konnte die Städtische Hilfsschule entgegen den Absichten der Machthaber ihre Schülerzahl halten. 1944/45 wurden 210 Schüler gezählt. In der Nacht vom 02. auf den 03.02.1945 zerstörte ein Luftangriff das bisherige Schulgebäude. Der Unterricht wurde am 10.08.1945 wieder aufgenommen. Im Schuljahr 1949/50 wurden 369 »Hilfsschüler« in zwölf Klassen, davon vier in Biebrich unterrichtet.

Es folgte am 14.10. in Mainz-Kostheim die Einrichtung von zwei neuen Hilfsschulklassen, die zunächst von der Hilfsschule in Wiesbaden verwaltet wurden. Diese musste wegen Zerstörung des Gebäudes in das Realgymnasium an der Oranienstraße, ab 1955 in die Mädchen-Hebbelschule ausweichen. Im Oktober erhielt die Hilfsschule den Namen »August-Hermann-Francke-Schule«. Am 01.02.1960 konnte ein Neubau an der Hollerbornstraße bezogen werden.

Im April 1963 wurde eine zweite Sonderschule für Lernbehinderte gegründet. 1969 bezog sie auf dem Atzelberg gegenüber dem Alten Friedhof eigene Räume und 1972 ein neues Gebäude an der Comeniusstraße. Auch in Biebrich wurden 1921 die ersten »Hilfsklassen« errichtet. Die dortige Hilfsschule wurde seit 1934 von Wiesbaden aus mitverwaltet. Nach dem Krieg erhielt sie 1950 ihre Selbstständigkeit zurück und wurde 1951 in der alten Freiherr-vom-Stein-Schule untergebracht. Auch Praktisch-Bildbare wurden mit zwei Klassen dieser Schule zugeordnet. Daraus entwickelte sich die »Ludwig-Richter-Schule«, eine Sonderschule für Lernhilfe, die 1991 aufgelöst wurde. Die Schülerinnen und Schüler ordnete man weitgehend der Comeniusschule zu.

Die »Albert-Schweitzer-Schule«, eine Förderschule für Lernhilfe, in Mainz-Kostheim konnte am 04.09.1964 das neue Hauptgebäude an der Passauer Straße beziehen. Der Unterricht für Körperbehinderte startete am 04.09.1968 zunächst in der Fröbelschule in Amöneburg. 1987 wurde schließlich der Neubau der »Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule« auf dem Gräselberg in Betrieb genommen. Die Schule wird getragen von der Stadt Wiesbaden (60 %) und vom Rheingau-Taunus-Kreis (40 %). Ab April 1966 waren praktisch-bildbare Schülerinnen und Schüler Gast in der Förderschule für Lernhilfe (Albert-Schweitzer-Schule).

Erst am 04.09.1968 wurde die »Johann-Hinrich-Wichern-Schule« in Mainz-Amöneburg in der alten Fröbelschule als Förderschule für Praktisch-Bildbare eröffnet. Sie erhielt auch einen Ganztagsschulbereich. Da die Schülerzahl dieser Schule immer mehr wuchs, wurden eine Teilung und die Errichtung einer zweiten Förderschule für »Praktisch-Bildbare« notwendig. Im Juni 2007 wurde diese neue »Fluxus-Schule« in der Pfälzer Straße in Wiesbaden-Biebrich eröffnet.

Nach Gründung der ersten beiden Sprachheilklassen an der Hebbelschule 1951 und anderen Vorstufen wurde 1963 eine neue »Sonderschule für Sprach- und Hörbehinderte« an der Raabestraße gegründet, die 1963 den Namen »Helen-Keller-Schule« erhielt. Zum Jahreswechsel 1981/82 bezog sie ihren heutigen Standort in der ehemaligen Landgrabenschule und wurde 1994 »überregionales sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum«. Die heutige Schulbezeichnung ist »Helen-Keller-Schule/Sprachheilschule und Schule für Sehbehinderte«. Zugleich ist sie – wie die anderen Förderschulen auch – ein »Sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum«, das die allgemein bildenden Schulen bei der jeweils notwendigen Förderung berät und bei der Unterstützung benachteiligter Schülerinnen und Schüler unterstützt.