Sprungmarken

Gerning, Johann Isaac Freiherr von (geadelt 1804)

Gerning, Johann Isaac Freiherr von (geadelt 1804)

Diplomat, Sammler, Schriftsteller

geboren: 14.11.1767 in Frankfurt am Main

gestorben: 21.02.1837 in Frankfurt am Main


Artikel

Gerning entstammte einer wohlhabenden Leinwandhändler- und Bankiersfamilie. Nach einer Kaufmannslehre in der Schweiz und in Amsterdam besuchte er rechtswissenschaftliche Vorlesungen in Jena. Seit 1793 war er mit Goethe befreundet.

Eine Kavalierstour führte ihn durch Europa unter anderem nach Italien, wo er ab 1797 als Legationsrat in Diensten des Königreichs Neapel stand. Nach Frankfurt zurückgekehrt, konnte er dank des väterlichen Vermögens fortan seinen literarischen und antiquarischen Neigungen nachgehen. Lebensmittelpunkt waren 1802–11 sein Landhaus »Tauninum« in Kronberg und seit 1803 ein weiterer Sommersitz in Homburg vor der Höhe.

Mit den Landgrafen Friedrich V. und Friedrich VI. von Hessen-Homburg knüpfte er enge Verbindungen, unter anderem war er für diese als Gesandter beim Bundestag in Frankfurt diplomatisch tätig. 1804 wurde er zum Geheimrat ernannt. Im Auftrag von Landgraf Friedrich V. vermittelte er die Hochzeit des Erbprinzen mit der Tochter des englischen Königs Georg III.

Wesentlichen Anteil hatte Gerning an der Gründung des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 1821–37 war er »ausländischer Direktor« des Vereins.

Von seinen zahlreichen Werken sind neben der »Reise durch Oestreich und Italien« (1802) vor allem zu nennen »Die Heilquellen am Taunus. Ein didactisches Gedicht in vier Gesängen« (1803), »Die Rheingegenden von Mainz bis Cölln« (1819) und »Die Lahn- und Maingegenden von Embs bis Frankfurt, antiquarisch und historisch« (1821). Diese Schriften standen in engem Zusammenhang mit seiner intensiven Beschäftigung mit der Rhein-Main-Gegend und dem Taunus, den er gewissermaßen in die regionale Geschichtsschreibung einführte.

Seine Sammelleidenschaft galt der Kunst. So erwarb er zunächst Kupferstiche und Handzeichnungen, später auch Gemälde und Skulpturen. Dabei bevorzugte er frühe deutsche, niederländische, flämische und italienische Meister. Gegen eine Leibrente von jährlich 2.000 fl. überließ Gerning 1824 auf Bitten Goethes seine Sammlung dem Herzogtum Nassau. Sie wurde zum Grundstock für die Sammlung Nassauischer Altertümer des Wiesbadener Museums und im Erbprinzenpalais öffentlich ausgestellt. Die auf seinen Vater zurückgehende Schmetterlingssammlung, die bis heute als eine der größten und ältesten privaten zoologischen Sammlungen gilt und auch Präparate umfasst, die die berühmte Naturforscherin und –illustratorin Maria Sibylla Merian zusammengetragen hatte, schenkte er 1830 dem Nassauischen Verein für Naturkunde.

Gerning wurde 1804 von Kaiser Franz II. geadelt und 1818 in den Freiherrenstand des Großherzogtums Hessen erhoben.

Literatur

Cilleßen, Wolfgang P.: Der Frankfurter Sammler Johann Isaak von Gerning und das Museum Wiesbaden. In: Rheinromantik, Katalog [S. 12–44].

Götting, F.: Johann Isaac von Gerning 1767–1837. In: Nassauische Lebensbilder, Bd. 5 [S. 114–131].