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Habicht, Theodor (Theo) Otto August Wilhelm

Habicht, Theodor (Theo) Otto August Wilhelm

Ortsgruppenleiter der NSDAP

geboren: 04.04.1898 in Wiesbaden

gestorben: 31.01.1944 nahe der Ortschaft Sobakino (Sowjetunion)


Artikel

Habicht meldete sich als 17-Jähriger 1915 zum Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg, erhielt nach einer Verletzung das Eiserne Kreuz 2. Klasse und kehrte 1920 nach Wiesbaden zurück, wo er 1926 der Wiesbadener Ortsgruppe der NSDAP beitrat. Habicht wurde Ortsgruppenleiter und mit der Herausgabe der nationalsozialistischen Zeitung »Nassauer Beobachter« beauftragt, die gegen Juden, SPD-Mitglieder und die Stadtverwaltung hetzte. 1928 zog er ins Wiesbadener Stadtparlament ein und wurde Fraktionschef der NSDAP. 1931 war er zudem Mitglied im Nassauischen Kommunallandtag sowie im Provinzial-Landtag Hessen-Nassau.1931 drohte Habicht eine Verhaftung, er konnte jedoch fliehen und wurde von Hitler zum Landesinspekteur der NSDAP in Österreich ernannt. In der »Deutschösterreichischen Tages-Zeitung« forderte Habicht am 23.02.1933 Neuwahlen in Österreich.

Im Juli 1934 brachte er 15.000 SA-Männer an der bayrisch-österreichische Grenze in Stellung und organisierte einen Putschversuch: 150 Nationalsozialisten stürmten am 25.07.1934 in Wien das Regierungsgebäude, der Kanzler von Österreich, Engelbert Dollfuß, wurde dabei erschossen. Hitler distanzierte sich anschließend von der gescheiterten Aktion. Habicht wurde weitgehend aus der »Öffentlichkeit« zurückgezogen. 1937–39 bekleidete Habicht in Wittenberg und Koblenz das Amt eines Oberbürgermeisters. Er wurde in die Wehrmacht eingezogen, bis ihn Reichsaußenminister von Ribbentrop zum Ministerialdirektor und Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt machte. Von einem Einsatz in Norwegen zum Aufbau einer Propaganda-Abteilung beorderte ihn von Ribbentrop aufgrund seiner eigenmächtigen Initiativen wieder zurück. Habicht meldete sich daraufhin zum Militärdienst. Er stieg bis zum Bataillonskommandeur auf und fiel 1944 in der Sowjetunion. Im Rahmen des Projekts »Die Habicht-Tagebücher. Nationalsozialismus und Krieg, 1914–1944« an der Universität Mainz ist das umfangreiche Kriegstagebuch Habichts Gegenstand der historischen Forschung.

Literatur

Bembenek, Lothar: Täter als Nachbarn, Wiesbaden 2010 (Manuskript, Sammlung Bembenek).

Schafranek, Hans: Sommerfest mit Preisschießen. Die unbekannte Geschichte des NS-Putsches im Juli 1934, Wien 2006.

Zibell, Stephanie: Oberbürgermeister Theodor Habicht – Werdegang eines Nationalsozialisten. Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur, Neue Folge, Jg. 9/10 (1999/2000).