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Hacker, Gustav

Hacker, Gustav

Landwirtschaftsminister

geboren: 20.09.1900 in Lubau (Böhmen)

gestorben: 03.06.1979 in Wiesbaden


Artikel

Hacker besuchte die Höhere Landwirtschaftliche Landesschule in Kaaden/Böhmen, wurde Landwirt und engagierte sich in berufsständischen und politischen Organisationen der deutschen Bevölkerungsgruppe in Böhmen und Mähren, den sogenannten Sudetendeutschen. 1928 war er Mitbegründer und Vorsitzender des Bundes deutschen Landjugend in der Tschechoslowakei. 1936 übernahm Hacker den Vorsitz beim »Bund der Landwirte«. Seine Partei überführte er im März 1938 in die Sudetendeutsche Partei (SdP), die als politische Interessenvertretung des Nationalsozialismus für weitgehende Autonomierechte der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei eintrat.

Nach der Eingliederung der Sudetengebiete in das Deutschen Reich im Oktober 1938 ging die SdP in der NSDAP auf, und Hacker trat dieser bei. Das Kriegsende erlebte Hacker als Mitarbeiter im Landwirtschaftsministerium im okkupierten Prag. Dort wurde er 1945 von einem »Volksgericht« als Kriegsverbrecher zu einer vierjährigen Kerkerhaft verurteilt – die genauen Urteilsgründe liegen noch im Dunkeln. Nach seiner Haftentlassung siedelte Hacker in die Bundesrepublik über und setzte seine Karriere in Hessen fort. Ob und inwieweit Hacker dem nationalsozialistischen Gedankengut verpflichtet blieb, ist noch nicht erforscht. Überliefert ist allerdings, dass er Mitglied des »Witikobundes« war, eines 1950 gegründeten, als rechtsextrem eingestuften, völkisch-nationalistischen sudetendeutschen Vereins mit Sitz in München. Als Mitarbeiter der Landesverwaltung hatte Hacker bereits ab 1950 wichtige Funktionen inne bei der staatlichen Unterstützung für Flüchtlinge und Heimatvertriebene und engagierte sich rasch wieder politisch. Er trat dem rechtsgerichteten Gesamtdeutschen Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) bei und wurde für seine Partei in den Hessischen Landtag gewählt. Mit Unterbrechungen gehörte er diesem zwischen 1954 und 1964 an.

Den Höhepunkt seiner politischen Karriere erreichte Hacker mit der Berufung in das Amt des hessischen Staatsministers für Landwirtschaft und Forsten im Kabinett Zinn II. Während seiner 12-jährigen Amtszeit erwarb er sich bleibende Verdienste bei der Umsetzung des Großen Hessenplans in der Landwirtschaft und als Initiator der Aktion »Unser Dorf soll schöner werden«. Nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung betätigte sich Hacker als Präsident des Bauernverbandes der Vertriebenen in Bonn. Für seine politischen Verdienste in der Bundesrepublik wurde er 1965 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik mit Stern und Schulterband sowie 1970 mit der Freiherr-vom-Stein-Plakette ausgezeichnet.

Literatur

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 264].