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Irmer, Hermann

Irmer, Hermann

Geiger, Dirigent

geboren: 30.08.1886 in Roßlau (heute Dessau-Roßlau)

gestorben: 01.08.1953 in Wiesbaden


Artikel

Am Leipziger Konservatorium war Irmer Schüler des russischen Geigers und Musikpädagogen Adolph Brodsky (1851–1929), der dort 1883–91 unterrichtete. Über eine Dirigententätigkeit in Göteborg und Stockholm gelangte der gerade Zwanzigjährige 1888 als Konzertmeister nach St. Petersburg, wo er für die Kaiserlich Russische Musikalische Gesellschaft bis 1891 tätig war. 1891–93 war er Konzertmeister der Philharmonie Helsinki (Finnland), das damals autonomes Großfürstentum des russischen Zarenreiches war. 1895 führte sein Weg über Bad Ems und Hamburg nach Wiesbaden. Hier wurde er erster Konzertmeister des Sinfonie- und Kurorchesters und im Juli 1905 mit der Leitung der täglichen Kurkonzerte betraut. Im Februar 1912 erfolgte die Ernennung zum 2. Kapellmeister. Als Generalmusikdirektor Carl Schuricht im gleichen Jahr die großen Konzerte in dieser Stadt übernahm, konnte er als Leiter der Kurmusik ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Tschaikowsky, Wagner, Svendsen, Grieg, Sibelius und Richard Strauss gestalten.

Zu seinen weiteren Verdiensten zählt die Wiesbadener Erstaufführung der Sinfonie »Aus der neuen Welt« von Dvořák. Die Stadt dankte ihm 1923 mit der Ernennung zum Städtischen Musikdirektor, ein Amt, das er bis 1932 bekleidete, bevor er in den Ruhestand ging. Berühmte Solisten wie z. B. der Geiger Joseph Joachim spielten unter seiner Leitung. Zu seinem Publikum zählten der König von Schweden, Christian IX. von Dänemark und der Herzog von Anhalt, der ihm den Orden für Kunst und Wissenschaft verlieh. Kaiser Wilhelm II. erbat sich von ihm bei der Einweihung des neuen Kurhauses Händels Largo aus der Oper »Xerxes«.

Literatur

Renkhoff, Otto: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 2. Aufl., Wiesbaden 1992 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39) [S. 358].

Zeitungsausschnittsammlung, Stadtarchiv Wiesbaden, "Irmer, Hermann".