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Jupitergigantensäulen

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Zu den typischen Monumenten der Provinzen Obergermanien und Gallia Belgica im Nord-Westen des römischen Reiches gehören seit der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. die Jupitergigantensäulen. Sie finden sich an den verschiedensten Orten wie Heiligtümern, Straßen oder auf Privatgelände. Die aus einem bisweilen auch mit einer Weihinschrift des Stifters versehenen Viergötterstein, einem Zwischensockel und einem Säulenschaft bestehenden Denkmäler werden zumeist von der (namengebenden) Statuengruppe bekrönt, bei der Jupiter einen am Boden liegenden Giganten niederreitet. Eine schlüssige Deutung der römische und indigene Komponenten verbindenden Säulen, als deren Vorbild die Große Jupitersäule aus Mainz gilt, ist mangels schriftlicher Quellen bis heute nicht möglich. Die in Wiesbaden-Schierstein aufgefundene Jupitergigantensäule war nach der Weihinschrift auf dem Sockel am 28.02.221 n. Chr. vom Veteranen Viccius Seneca auf »eigenem Grund und Boden« seines Gutshofes (fundus) gestiftet worden. Er hatte bei der in Mainz stationierten 22. Legion Primigenia gedient, deren zweiter, sich auf Kaiser Elagabal beziehender Beiname »Antoniniana« nach der Ermordung Elagabals in Mainz in der Inschrift eradiert worden war.

Die auf den anderen Seiten des Sockels zusammen mit dem beliebten Heros Herkules (an Löwenfell und Keule erkennbar) dargestellten Götter Minerva (mit Helm, Schild und Speer) und Merkur (mit Geldbeutel und Ziegenbock) entsprechen der bevorzugten und daher als »kanonisch« bezeichneten Abfolge. Eine unverzierte Säulentrommel, auf der die Bearbeitungsspuren des zum Abschleifen in eine Drehvorrichtung gespannten Steinblocks deutlich erkennbar sind, trägt den geschuppten Säulenschaft, dessen gegenläufig ausgerichtete Blattspitzen im unteren Drittel des Schaftes an einem Wulst aufeinander treffen. Er endet in einem reich verzierten Blütenkapitell. Die bekrönende Statuengruppe zeigt den höchsten römischen Gott, der über einen bäuchlings unter dem Pferd liegenden Giganten hinwegsprengt. Der bärtig dargestellte Jupiter ist in der Tracht eines römischen Feldherrn wiedergegeben, wobei der sich hinter der Schulter bauschende Mantel ebenso wie die weit ausgreifenden Vorderhufe des Pferdes den Eindruck des vorwärts stürmenden Galoppierens unterstreichen. Der bärtige, unbekleidete Gigant, der zugleich als Stütze der Pferdefigur dient, erscheint dagegen überdimensioniert. Zahlreiche Details gerade der Statuengruppe ließen sich früher durch die farbige Fassung der 2,83 m hohen Säule auch von dem am Boden stehenden Betrachter deutlich erkennen.

Von einer weiteren, vermutlich ebenfalls in einem Gutshof aufgestellten Säule aus Wiesbaden-Igstadt blieb nur die bekrönende Skulptur eines thronenden Jupiters erhalten. Der bärtige Gott hat seinen Mantel um den Unterleib geschlungen und hielt in der verlorenen rechten Hand das Blitzbündel, in der erhobenen Linken ein Szepter. Der nackte Oberkörper ist ebenso kräftig ausmodelliert wie das sich üppig wellende Haupthaar und der Bart. Der sorgfältig wiedergegebene Schmuck des Throns wie die gegenständig über einer Muschel angeordneten Delphine auf der Rückenlehne gehen auf hölzerne, mit reichem Elfenbeinzierrat versehene Sessel als Vorbild zurück.

Literatur

Bauchhenss, G.: Jupitergigantensäulen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 16, Berlin, New York 2000 [S. 132 ff.] (mit weiterführender Literatur).

Jupitergigantensäule in Schierstein wiesbaden.de/ Stadtarchiv Wiesbaden, F001-3883, Urheber: Joachim B. Weber
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