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Kirchner, Elise

Kirchner, Elise

Sozialarbeiterin

geboren: 15.11.1838 in Biebrich

gestorben: 08.11.1922 in Biebrich


Artikel

Kirchner war nach der Ausbildung in Frankfurt in den folgenden Jahren in Belgien und Frankreich als Erzieherin tätig.

1865 übernahm sie in Biebrich die Leitung einer »Lehr-Erziehungs-Anstalt für Mädchen« mit angeschlossenem Pensionat. Sie war Mitglied des Vorstandes der Kleinkinderbewahranstalt, in der vor allem Kinder von – vielfach ledigen – Müttern versorgt wurden, die in den Biebricher und Amöneburger Fabriken arbeiteten. 1883 übernahm Kirchner den Vorsitz des Biebricher Zweiges des Vaterländischen Frauenvereins. Mit seiner Hilfe schuf sie Einrichtungen der Frauen-, Mütter- und Waisenfürsorge, die für viele andere Frauenorganisationen vorbildlich wurden. Dies galt auch für den von ihr gegründeten Lehrerinnenverein für Nassau, dessen langjährige Vorsitzende sie war.

Kirchner regte in Biebrich die Einstellung von Jugendfürsorgerinnen und einer Säuglingsschwester an. Sie setzte sich für eine verbesserte Wöchnerinnenpflege und die Einrichtung einer Milchküche ein, wo man Vorzugsmilch für Säuglinge erhalten konnte; außerdem war ihr eine Beratungsstelle angeschlossen, in der Mütter kostenfrei von Ärzten behandelt und beraten wurden.

Früh hatte Kirchner erkannt, wie wichtig Bildung und Ausbildung für den weiblichen Teil der Bevölkerung war. Diesem Ziel diente die Haushaltungsschule Biebrich, die sie 1889 gemeinsam mit Luise Dyckerhoff in Amöneburg gründete.

Kirchner gehörte bis 1918 der Fortschrittlichen Volkspartei an, trat aber aus, als sich diese nach dem Krieg zur Demokratie bekannte, und wechselte zur Deutschen Volkspartei. 1918 entschloss sie sich aus Altersgründen, von allen Ämtern zurückzutreten – unter anderem war sie Mitglied in der Armenkommission, im Ortsausschuss für Kriegsfürsorge und im Ausschuss für Hinterbliebenenfürsorge. Kirchner übersetzte auch historische und pädagogische Werke aus dem Englischen, Französischen und Italienischen.

Sie starb als Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt, die 1908 ihr zu Ehren eine Straße benannt hatte.