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Landsberg, Alfred Abraham

Landsberg, Alfred Abraham

Rechtsanwalt

geboren: 23.04.1887 in Wiesbaden

gestorben: 02.08.1964 in Kfar Schmajahu (nahe Tel Aviv, Israel)


Artikel

Landsberg studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Berlin und Marburg und promovierte 1909. Seit 1913 arbeitete er als Rechtsanwalt in Wiesbaden. 1914 meldete er sich als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Durch einen Lungenschuss schwer verwundet, musste er nach Wiesbaden zurückkehren. 1917 schloss er sich mit den Anwälten Moritz Marxheimer und Dr. Karl Weber zu einer Sozietät zusammen. Landsberg fühlte sich durch die sogenannten Judenzählung in der Reichswehr 1917 so stark in seiner Ehre und Vaterlandsliebe verletzt, dass er sich dem Zionismus zuwandte. 1921 heiratete er Leonie Frank; das Ehepaar hatte zwei Töchter. Zum Vorstandsmitglied in der Jüdischen Gemeinde gewählt, setzte sich Landsberg mit Rabbiner Dr. Paul Lazarus für die Anerkennung der sogenannten Ostjuden ein. 1923 wurde Landsberg zum Präsidenten der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) gewählt – in einer Zeit, in der sich die Spaltung der Zionistischen Weltorganisation (ZWO) anbahnte. Zur Unterstützung des Abspaltungsgegners Chaim Weizmann, der 1948 erster Präsident Israels wurde, organisierte Landsberg 1924 einen Kongress der Zionisten in Wiesbaden, der jedoch die Abspaltung des revisionistischen Flügels nicht verhindern konnte. Der inzwischen zum Notar ernannte Landsberg arbeitete für die Jüdische Gemeinde Wiesbadens. In seinem Privathaus beherbergte er Gäste aus Palästina oder auch den befreundeten Dichter Ernst Toller. Toller schrieb hier große Teile seines Dramas »Hoppla wir leben«.

1932 schließlich zog Landsberg mit seiner Familie nach Palästina. Von Chaim Weizmann unterstützt, wurde Landsberg als Mitbegründer einer Siedlungsgesellschaft zu deren Vorsitzenden ernannt. Die »Rural and Suburban Settlement Company« (Rassco) unterstützte die deutschen Einwanderer, die nicht im Kibbuz lebten wollten. Der spektakulärste Erfolg der Company war die Umsiedlung sämtlicher jüdischer Bewohner des Dorfes Rexingen in Schwaben nach Palästina. Nach dem Motto »Solidarische Landwirtschaft auf privatem Boden« entstand eine große Anzahl von Dörfern für Verfolgte aus Deutschland. 1950 ging die Company an die Börse, als Siedlungs- und Baugesellschaft, die die Ansiedlung des Mittelstandes förderte. Als ein wichtiger Pionier des Aufbaus Israels ist Landsberg 1964 gestorben.

Literatur

Faber/Rönsch, Wiesbadens jüdische Juristen [S. 117–119].

Interview Lothar Bembenek mit der Tochter Eva Pelz 1982 in Tel Aviv (Sammlung Bembenek).