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Landwirtschaft

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Über 6.000 ha, fast ein Drittel des Wiesbadener Stadtgebietes, werden landwirtschaftlich genutzt. Diese Flächen konzentrieren sich im Wesentlichen auf den Osten und Westen der Stadt. Während in den westlichen Stadtteilen Wein-, Obst- und Gartenbau vorherrscht, ist auf den ausgedehnten Lösslehmböden im Osten Ackerbau mit Getreide, Zuckerrüben, Raps und Kartoffeln zu finden. In den südlichen Randbereichen wird ebenfalls Obst und Wein angebaut. Die Fläche für den Obstanbau beträgt etwa 140 ha; der Ertrag von rund 95.000 Obstbäumen geht überwiegend in den lokalen Markt. Ein Fünftel aller hessischen Süßkirschenbäume steht in Wiesbaden und prägt zur Blütezeit maßgeblich das Landschaftsbild in den Vororten Frauenstein, Schierstein und Kloppenheim. Die Viehhaltung ist seit etwa 1960 stark zurückgegangen. Der Anteil der Selbstversorgung beträgt bei Schweinefleisch gerade mal 2,5 % und bei Rindfleisch 1,5 %. Im Ballungsraum Rhein-Main wie im Stadtgebiet selbst hat es die Landwirtschaft zunehmend schwer, sich zu behaupten. Der Aufgaben- und Strukturwandel schreitet kontinuierlich und immer stärker voran. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche ist daher in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen.

Von 1956 bis heute wurden über 3.000 ha Acker- und Grünlandflächen in Wohn-, Gewerbe- und Verkehrsflächen umgewandelt. Auf ganz Deutschland umgerechnet stehen noch 1.500 m2 pro Einwohner zur Lebensmittelerzeugung zur Verfügung, in Wiesbaden sind es nur 175 m2. Vorteile bieten die Stadtnähe und der dicht besiedelte Raum in Bezug auf die Direktvermarktung. Etwa 25 landwirtschaftliche Betriebe nutzen den unmittelbaren Kontakt zum Verbraucher, allen voran die Domäne Mechtildshausen, die als einziger Wiesbadener Betrieb biologisch-kontrolliert wirtschaftet. Von der Nähe zur Stadt profitieren ebenfalls 21 Betriebe mit Pensionspferdehaltung. Typisch für Wiesbaden sind kleine, weit verstreut liegende Äcker.

Auf den ersten Blick scheint die Landwirtschaft in Wiesbaden eine eher kleine Rolle zu spielen. Der Wert der erzeugten Güter aus Acker-, Gemüse- und Obstanbau ist im Verhältnis zur Produktivität der übrigen Wirtschaft gering. Dennoch ist die Landwirtschaft im Ballungsraum keineswegs unbedeutend, denn nicht zuletzt stellt unsere heutige Kulturlandschaft weit überwiegend das Ergebnis der jahrhundertealten bäuerlichen Bewirtschaftung dar. Auch zukünftig wird die Erhaltung des Landschaftsbildes durch eine sachgerechte und nachhaltige Wirtschaftsweise mit einer vielfältigen Fruchtfolge sichergestellt. Jährlich Ende September wird das beliebte zweitägige Erntedankfest in den Grünanlagen Warmer Damm im Stadtzentrum gefeiert.