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Noetzel, Ehepaar

Noetzel, Adolf

Werbezeichner, Maler, Widerstandskämpfer

geboren: 08.06.1903 in Ernstwalde (Ostpreußen)

gestorben: 06.12.1941 in Wiesbaden

Noetzel, Margarethe (Grete), geb. Strang

Widerstandskämpferin

geboren: 12.10.1905 in Bochum

gestorben: 31.10.1983 in Hallgarten

Artikel

Adolf Noetzel war von Beruf Werbezeichner, seine Leidenschaft galt jedoch der Malerei. Während einer Lesung der »Briefe von Rosa Luxemburg« lernte das Ehepaar Noetzel Anneliese und André Hoevel kennen, mit denen sie nach 1933 gemeinsam Widerstand gegen das NS-Regime leisteten.

Aufgrund des einsetzenden Terrors der Nationalsozialisten und seiner kritischen Einschätzung gegenüber den aktuellen politischen Entwicklungen trat das Ehepaar Noetzel Anfang der 1930er-Jahre in die KPD ein. Am 04.03.1933 durchsuchte die Polizei Adolf Noetzels Büro im Kaufhaus des jüdischen Besitzers Adolf Blumenthal nach kommunistischen Flugblättern und nahm ihn mit anderen KPD-Mitgliedern im Polizeipräsidium in »Schutzhaft«. Durch einen gemeinsamen Hungerstreik erzwangen sie ihre Entlassung.

Wenig später wurde Adolf Noetzel jedoch in das KZ Sonnenburg verschleppt, wo er bis zum 13.11.1933 blieb. Seine Ehefrau wurde mit Anneliese Hoevel und anderen weiblichen Mitgliedern der KPD aus Wiesbaden in das Frauenkonzentrationslager Moringen überstellt. Nach dem sogenannten Umerziehungsaufenthalt konnten die zurückgekehrte Margarethe Noetzel und ihr Mann fast ein Jahr lang ein »verfolgungsfreies« Leben führen. Adolf Noetzel durfte allerdings seine Gemälde nicht ausstellen. Nach dem Verrat eines Spitzels wurde er am 11.11.1934 erneut verhaftet. Acht Tage zuvor war er Vater einer Tochter geworden.

Trotz erneuter Inhaftierungen in den folgenden Jahren intensivierte das Ehepaar Noetzel vor allem während des Krieges seine gegen das Regime gerichteten Bemühungen. Schließlich wurden sie von dem Wiesbadener Gestapospitzel Lutz Mohr denunziert. 1941 wurde Adolf Noetzel wegen Hochverrats zum Tode verurteilt, Margarethe Noetzel zu sechs Jahren Gefängnis. Adolf Noetzel wurde vor seiner Hinrichtung tot in seiner Zelle aufgefunden. Seine Frau kam erst mit Kriegsende frei und lebte mit ihrer Tochter in Wiesbaden.

1953 erhielt die Tochter in Frankreich die beschlagnahmten Gemälde ihres Vaters zurück. Seit der Nachkriegszeit gilt Adolf Noetzel als bedeutender Wiesbadener Maler.

Literatur

Bembenek, Lothar: Fritz Schumacher: Nicht alle sind tot, die begraben sind, Frankfurt am Main 1980.

Bembenek/Ulrich, Widerstand und Verfolgung [S. 93 ff.].

Tonband-Interview mit Margarethe Noetzel von 1978 (Sammlung Bembenek).