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Park-Café

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Aus dem »Hotel du Parc et Bristol« entstand 1915 an der Wilhelmstraße das »Parkhotel, Parkkaffee« mit dem Inhaber Theodor Feilbach. Nach weiteren Veränderungen in den frühen 1920er-Jahren übernahm um 1925 der Frankfurter Gastronom Bernhard Labriola (1890–1960) das Hotel und richtete ein Wiener Kaffeehaus ein sowie ein Konzert-Café mit Kabarett und einer Kleinkunst- und Tanzbühne. Ebenfalls im Haus befanden sich die »Ufa-Lichtspiele«.

Das Park-Café entwickelte sich bald zu einem gut besuchten Anziehungspunkt des Wiesbadener Nachtlebens. In den 1930er-Jahren gastierten hier zahlreiche namhafte Künstler und Artisten aus dem In- und Ausland. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges blieb nur noch das Konzert-Café geöffnet, wo auch weiterhin Musikkapellen auftraten. Darüber hinaus trafen sich in der NS-Zeit im Park-Café jugendliche Anhänger des Jazz und Swing. Die Mitglieder des 1939 gegründeten »Hot Club Wiesbaden« kamen bis 1941 in der Wilhelmstraße zusammen. Hier spielte man ihre Musik, deren amerikanische Titel zur Tarnung mit eingedeutschten Namen versehen wurden.

Im Frühjahr 1954 eröffnete das neu gestaltete Park-Café als »Park-Betriebe an der Wilhelmstraße« mit drei Lokalen und konnte an seinen Erfolg aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg anknüpfen. Viele bekannte Künstler traten hier auf, unter ihnen Paul Kuhn, Peter Frankenfeld, Udo Jürgens, Elvis Presley, Josephine Baker, Bill Ramsey. Andere, wie Roberto Blanco, begannen ihre Karriere im Park-Café. 1961 schloss das »Park-Cabaret« und der Scotch-Club öffnete als erste Diskothek im Rhein-Main-Gebiet.

Nach dem Tod des langjährigen Inhabers Orest Labriola zu Beginn der 1980er-Jahre führten finanzielle Probleme zur Schließung der Gastronomiebetriebe und zum Verkauf des Gebäudes an die Stadt Wiesbaden. 1982 eröffnete wieder eine Diskothek, in der auch Live-Bands auftraten. Nach erneuten Schließungen und dreijähriger Umbauphase startete das Park-Café 2006 unter einem neuen Pächter. Neben der Diskothek »Park-Café« im Erdgeschoss nutzt die Tanzschule Weber die Räume in der oberen Etage.

Literatur

Bembenek, Lothar/Ulrich, Axel: Widerstand und Verfolgung in Wiesbaden 1933–1945. Eine Dokumentation. Hrsg.: Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden – Stadtarchiv, Gießen 1990 [S. 262 ff.].

Spiegel, Margit: Wiesbadener Firmenbriefköpfe aus der Kaiserzeit 1871–1914. Fabrik- und Hotelansichten auf Geschäftsschreiben und Rechnungen. 50 Beispiele mit Firmenkurzporträts, Bd. 1, Wiesbaden 2003 [S. 43 ff.].