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Raff, Joseph Joachim

Raff, Joseph Joachim

Komponist

geboren: 27.05.1822 in Lachen am Zürichsee

gestorben: 24.06.1882 in Frankfurt am Main


Artikel

Raff besuchte 1834–40 Gymnasien in Rottenburg und Schwyz. Da die finanziellen Mittel für ein Studium fehlten, wurde er Lehrer und begann, autodidaktisch das Orgel-, Violin- und Klavierspiel und Komponieren zu erlernen. Erste Kompositionen wurden auf Empfehlung von Felix Mendelssohn-Bartholdy gedruckt. Daraufhin gab er 1844 seine Stelle auf und zog nach Zürich, wo er sich mit Stundengeben durchschlug. Bei einem Konzert in Basel lernte er 1845 Franz Liszt kennen, der sich seiner annahm und ihn 1850 als Assistent nach Weimar holte, wo Raffs Oper »König Alfred« aufgeführt wurde.

1856 zog er nach Wiesbaden. Dort war seine Verlobte Doris Genast (1827–1912), Tochter des Weimarer Theaterdirektors Eduard Genast, seit 1853 Schauspielerin. 1859 heirateten sie. In Wiesbaden entfaltete Raff ein überaus reges Schaffen. 1871–76 erschienen über 45 Werke, die ihn in den 1870er-Jahren zu einem der meistgespielten Komponisten machten. Seine elf Sinfonien waren im Sinne der neudeutschen Schule um Liszt zumeist Programmmusik (»Im Walde«, »Zur Herbstzeit«). Raff löste sich später vom Vorbild Liszt und orientierte sich mehr an Mendelssohn-Bartholdy.

In Wiesbaden erlebte 1873 sein Klavierkonzert mit Hans von Bülow als Solisten seine Erstaufführung. Raff wirkte als Lehrer für Klavier, Gesang und Harmonielehre, zu seinen Schülern zählten August und Maria Wilhelmj. Mit Richard Wagner stand Raff in brieflichem Kontakt. Als Wagner 1862 in Biebrich wohnte, trafen sie sich häufiger, worüber Wagner in »Mein Leben« kritisch berichtete. Auf Raffs Empfehlung wurde Louis Lüstner 1874 zum Leiter der Kurkapelle berufen. 1877 wurde Raff Direktor des neu gegründeten Dr. Hoch’s Konservatoriums in Frankfurt am Main, das dank seiner Organisation und der Verpflichtung exzellenter Kräfte international Ruf gewann.

Im Februar 1884 führte der Wiesbadener Cäcilienverein Raffs letztes Werk auf, das Oratorium »Welt-Ende – Gericht – Neue Welt«. Raffs Werke galten nach 1900 als epigonal und gerieten in Vergessenheit, in letzter Zeit wurden sie für CD-Einspielungen wiederentdeckt.

Literatur

Schwitzgebel, Bärbel: Komponisten in Wiesbaden. In: Volkshochschule, Bildung für alle [S. 183–199].

Sietz, Reinhold: Raff, Joseph Joachim. In: Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 10, Sp. 1861 ff.