Sprungmarken

Reger, Max (eig. Johann Baptist Joseph Maximilian)

Reger, Max (eig. Johann Baptist Joseph Maximilian)

Komponist

geboren: 19.03.1873 in Brand (Oberpfalz)

gestorben: 11.05.1916 in Leipzig


Artikel

Brausekopf oder »Socialdemokrat« unter den Komponisten, der den Umsturz predigt, waren böse Attribute, die Kritiker dem Komponisten Reger bescheinigten.

1890 folgte Reger als Theorieschüler seinem damals berühmten Lehrer Hugo Riemann nach Wiesbaden und wurde sogleich auch als Dozent für Klavier, Orgel und Theorie am Fuchs’schen Konservatorium aufgenommen. Erste Werke entstanden, die er dem Musikverlag B. Schott’s Söhne in Mainz vergeblich anbot. Gelegentlich erklomm er die Stufen zur Marktkirchenorgel, um ausgiebig zu spielen. Unstet war er schon, auch kein ruhiger Mieter, was sich an vielen Adressen in seiner kurzen Wiesbadener Zeit zeigt. Aus seiner Korrespondenz gehen hervor: Mainzer Straße 66, Karlstraße 44, Bleichstraße 39, Parkstraße 2, Oranienstraße 16, Riehlstraße 6 und Sedanstraße 6.

Misserfolge als Komponist (dem damaligen Solocellisten des Wiesbadener Orchesters, Oskar Brückner (1857–1930), widmete er seine erste Violoncello-Sonate op. 5; dieser äußerte sich jedoch abfällig zur Musik) drückten Reger nieder; eine unglückliche Liebe zu Mathilde Hilf, der Tochter eines Wiesbadener Regierungsrats, verstärkte die Krise. Er fühlte sich einsam und floh in den Alkohol. »Sturm- und Trankzeit« nannte er später seine Wiesbadener Epoche mit dem ihm eigenen sarkastischen Humor und saß, dem Bier ergeben, oft im Ratskeller, sprach jedoch im Rheingau gleichfalls dem Wein zu.

Allerdings sah er auch einige Erfolge. In mehreren Städten erlebten seine Werke Aufführungen. In Frankfurt am Main traf er Richard Strauss und Ferruccio Busoni, mit denen er verbunden blieb. Aber die tiefe Verzweiflung überwog. Im Oktober 1896 rief ihn das Militär. Er musste seine Ausrüstung bezahlen, hatte kein Einkommen mehr und geriet in Schulden, wurde krank und kam schon nach wenigen Wochen ins Lazarett. Zwei Operationen halfen nicht; man entließ ihn alsbald.

Hoffnungs- und trostlos erfuhr er weitere abfällige Urteile, die auch ein freundlicher Kontakt mit Brahms nicht minderte. Seine Schwester holte ihn im Juni 1898 ins Elternhaus nach Weiden in die Oberpfalz zurück. Dort genas er in wenigen Monaten und gehörte bald, zusammen mit Richard Strauss, zu den meistaufgeführten deutschen Komponisten. 1912 gastierte Reger mit der Meininger Hofkapelle noch einmal in Wiesbaden.

Bekannt wurde er vor allem durch seine unglaublichen Orgelkompositionen, eine eigenständige Weiterentwicklung Bachscher Polyphonie, seine zahlreichen (in großen Teilen für den Gottesdienst bestimmten) Chorwerke, seine feinnervige Kammermusik sowie seine spät entstandenen, mit impressionistischer Finesse instrumentierten Orchesterwerke. Er starb auf einer Reise nach Leipzig an Herzversagen.